Ahlener studierten Markplatzbeispiele in Ostwestfalen

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Grafik: dynamisches A
Man tritt es mit den Füßen und schenkt ihm in der Regel keine große Beachtung. Doch wenn man sich intensiv mit Straßenpflaster befasst, erkennt man die vielen Facetten, die es bietet. Diese Erfahrung machten auf einer Tagesexkursion nach Paderborn und Warburg Mitglieder des Stadtrates, sachkundige Bürger sowie Vertreter des Behindertenbeirates.

Bürgermeister Dr. Alexander Berger und Stadtbaurat Andreas Mentz regten die Fahrt nach Ostwestfalen an, um sich Beispiele für umgebaute Marktplätze anzuschauen. „Es ist an der Zeit, eine Entscheidung zu treffen“, mahnte Berger vor Beginn der Fahrt an. Die Diskussion um die Neugestaltung des Ahlener Markplatzes müsse auf die Zielgerade geführt werden. Das Meinungsbild war nach der Besichtigungstour jedoch uneinheitlich. So viel ist sicher: Die Diskussionen über den richtigen Belag für Ahlens Marktplatz wird weitergehen.

Als landesweites Pilotprojekt war 2008 die Stadt Warburg gestartet, um in acht Bauabschnitten die komplette Innenstadt barrierefrei umzugestalten. „Rollstühle und Kinderwagen über das alte Pflaster zu schieben, war nicht mehr möglich“, erklärte Warburgs Bürgermeister Michael Stickeln, der die Reisegruppe aus Ahlen empfing und durch seine Stadt führte. Das Kopfsteinpflaster sei zwar schön gewesen, aber nicht funktionell. „Ich konnte selbst nicht mehr stolperfrei über den Marktplatz gehen“, beschrieb er die Dramatik der Ausgangslage. Es folgte ein kooperatives Werkstattverfahren, in dem mit vielen Betroffenen nach der besten Lösung für Warburgs Altstadt gesucht wurde. Am Ende stand der Entschluss, das Pflaster aufzuheben, glatt zu schneiden und wieder ungebunden einzubauen. Zweimal im Jahr werden die Fugen eingefegt, ein Aufwand der als notwendige Pflegemaßnahme akzeptiert wird. Das Geradeschneiden des bestehenden Pflasters habe sich auch als wirtschaftlich sinnvolle Lösung bewährt.

„Das Blatt hatte sich nach dem Umbau vollkommen gewendet“, beschrieb Warburgs Bürgermeister den weiteren Gang. Aus anfänglicher Kritik an der aufwendigen Baustellensituation, die vor allem aus dem örtlichen Einzelhandel kam, sei große Zustimmung geworden. Das Pflaster bietet heute eine ebene Lauffläche, ohne dass die Fugen jemanden behindern oder gar gefährden. Die Stadt habe erreicht, was man wollte. Behinderte Menschen, die seit Jahren Warburg gemieden haben, führen jetzt wieder regelmäßig für Einkäufe in die Stadt im Kreis Höxter, freut sich Michael Stickeln.

Einen anderen Weg hat die Domstadt Paderborn eingeschlagen. Auch dort waren Markt- und Domplatz in die Jahre gekommen und zu Stolperfallen für mobilitätseingeschränkte Menschen geworden. Hochwertig und barrierefrei musste das neue Pflaster werden, sagte der städtische Bauleiter Roland Forner zu der ihm gemachten Vorgabe. Dazu wurde das alte Pflaster ausgebaut und durch ein neues ersetzt. Aus Tschechien stamme der neu verlegte Stein, ein Diorit, „bezahlbar, dicht und schwer“. Sehr zufrieden sei man in Paderborn nach einjähriger Erfahrung mit der Wahl. Flecken ließen sich wegen der Dichte schnell entfernen, weil sie nicht tief ins Mineral einzögen.

Ebenso wie in Warburg habe man die ungebundene Bauweise gewählt, deren Vorteil vor allem dann erkennbar wird, wenn im Untergrund Arbeiten zu verrichten sind. Auch gegen die teils erheblichen Belastungen durch Fahrzeuge und schwere Maschinen sei dieses Verfahren besser gewappnet. Die Fugen erforderten eine regelmäßige Behandlung, wobei die letzte Antwort dafür noch nicht gefunden sei. Fest stehe jedenfalls, dass bei der Platzreinigung nicht gesaugt werden dürfe, um das Füllmaterial nicht zu entfernen. Auch wenn sich nicht nach der Exkursion „die“ Lösung herauskristallisiert habe, „so ist es doch wichtig, von den Prozessen anderer zu lernen“, war Stadtbaurat Andreas Mentz mit den gewonnen Eindrücken zufrieden.

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