Augen auf: Eichenprozessionsspinner hat sich eingenistet

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Die alte sprichwörtliche Empfehlung „Vor Eichen sollst Du weichen“ ist bekannt als Warnung vor Blitzschlag bei Gewittern. Viel mehr Sinn macht sie jedoch derzeit als mahnender Hinweis auf die Raupen des Eichenprozessionsspinners. „Sie werden von Jahr zu Jahr mehr, haben sich förmlich bei uns eingenistet“, stellt Michael Göttfert vom Ahlener Ordnungsamt fest und teilt die Erfahrung anderer Kommunen.

Gut fünfzig Mal seien er und seine Kolleginnen und Kollegen in diesem Frühsommer aus der Öffentlichkeit aufmerksam gemacht worden auf die Nester der Tierchen, deren Brennhaare sich auch mit dem Wind verwehen können. Eine räumliche Konzentration sei in Ahlen jedoch nicht auszumachen. „Grundsätzlich ist das gesamte Stadtgebiet betroffen“, gibt Göttfert den Ratschlag, „um alles, was Eiche ist, einen großen Bogen zu machen.“     

Dort, wo befallene Eichen nah am Wegesrand stehen, habe das Ordnungsamt in den letzten Tagen schon Warnhinweise markiert. Derzeit werde auf den Einsatz einer benachrichtigten Fachfirma gewartet, die entlang von öffentlich zugänglichen Straßen und Wegen Gespinste absaugen soll. Die momentane Auftragsdichte mache Wartezeiten leider unumgänglich. Ohne zu zögern greift die Stadt hingegen selbst an, wenn Schulhöfe oder Kinderspielplätze betroffen sind. „Die Umweltbetriebe können sich dann mit eigenen Mitteln an die nicht ganz ungefährliche Arbeit machen“, sagt Göttfert. Bislang sei das zweimal der Fall gewesen.

Der Gruppenleiter aus dem Ordnungsamt wiederholt seine Warnung, die er schon vor vier Wochen zu Beginn der Eichenprozessionsspinner-Saison ausgesprochen hat: „Das beste Mittel, was gegen den unter Umständen gesundheitsschädlichen Kontakt mit den Raupen wirklich hilft, ist einen großen Bogen um sie herum zu machen.“ Trotz aller zeitlich vorübergehenden Einschränkungen will die Stadt auf den großflächig präventiven Einsatz von Kontaktgiften verzichten, wie sie in einigen anderen Städten versprüht werden. „Das tötet unter Umständen nämlich auch Nützlinge ab, und das wollen wir nicht.“

Göttferts Rat lautet vielmehr: „Werden Raupennester auf öffentlichen Flächen gesehen, uns bitte Bescheid geben.“ Im Einzelfall werde dann entschieden, ob das Vorkommen punktuell zu bekämpfen ist, oder ob es in der Natur belassen werden kann. Handele es sich um eine Ansammlung, die sich in einem Park oder Wald abseits der Wege angesiedelt habe, brauche nicht zwingend dagegen vorgegangen zu werden. Schließlich entwickelten sich aus den Raupen harmlose Nachtfalter und die seien ökologisch wertvoll als Bestäuber von Pflanzen und Glieder in der Nahrungskette von Vögeln.

Sollten verdächtige Raupennester auf öffentlichen Flächen auftreten, nimmt das Ordnungsamt der Stadt Ahlen Hinweise entgegen. Ansprechpartner ist Wolfgang Mächling unter Tel. 02382 59200 (maechlingw@stadt.ahlen.de oder rathaus@stadt.ahlen.de). Hinweise können auch gegeben werden über die Kümmerer-Funktion in der Ahlen App.

Hintergrund:
Juckreiz, Entzündungen und schlimmstenfalls sogar allergische Schocks können auftreten, wenn man mit den Härchen der Raupen in Berührung kommt. Wichtig ist zu unterscheiden: Der Eichenprozessionsspinner darf nicht mit der harmlosen Gespinstmotte verwechselt werden, die weitaus häufiger in Ahlen vorkommt, für Mensch und Tier aber ungefährlich ist. Die Eichenprozessionsspinner befallen mit Raupen und Nestern ausschließlich Eichen. Befinden sich Raupen oder Gespinste auf anderen Bäumen oder Pflanzen, dann kann es kein Eichenprozessionsspinner sein.

Gegen die Schädlinge holt die Stadt Ahlen in der Regel nicht die „chemische Keule“ heraus, weil diese auch Nützlinge vernichtet. Stattdessen werden bei Befall die Spinner von den Bäumen abgesaugt. Im Stadtgebiet kommen Eichen relativ selten vor. Auch auf den Grundstücken der Ahlener Kitas und Schulen sind sie eher nicht verbreitet. Die Bäume leiden - anders als vom Züngsler befallene Buchsbäume – im Übrigen nicht unter ihren „Gästen“. Sie treiben immer wieder aus, auch wenn das Blattwerk angefressen worden ist.

Was zu beachten ist:

Wenn ein Nest gesehen oder vermutet wird: Bereiche unterhalb der Baumkronen meiden. Beseitigt werden sollten sie unbedingt durch eine Fachfirma (Baumpfleger, Schädlingsbekämpfer).

Das in den Härchen enthaltene Nesselgift kann allergische Reaktionen auslösen. Die Folge können sehr unangenehme Hautreaktionen sein mit punktuellen Rötungen, Juckreiz und Brennen, was bis zu 14 Tage anhalten kann, in seltenen Fällen asthmaähnliche Beschwerden.

Bei möglichem Kontakt mit den Brennhaaren: Kleidung, Schuhe etc. ausziehen und nicht in den Wohnbereich bringen, Kleidung möglichst bei 60 Grad waschen, kalt duschen und die Haare waschen, Augen mit lauwarmen Wasser, Mund mit kaltem Wasser reichlich spülen.

Im Zweifelsfall den Hausarzt aufsuchen, bei Schock-Symptomen den Notarzt verständigen

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