Klares Votum von 262:8 – Städtische Mitarbeiter wollen Neubau

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Jörg Adomat ist es gewohnt, vor größeren Menschenmengen zu sprechen. „Das macht mir eigentlich nicht viel aus“, sagt der Personalratsvorsitzende. Auf der jüngsten Versammlung aller Mitarbeitenden der Ahlener Stadtverwaltung zur Frage „Neubau oder Sanierung des Rathauses“ sei aber auch er nervöser gewesen als sonst.

Von seinem Rednerpult blickte er nämlich in die erwartungsvollen Augen von 270 und damit fast aller im Rathaus Beschäftigten. Deren Erwartungen richtete Adomat in einem Appell an Bürgermeister Dr. Alexander Berger, den Chef aller städtischen Beschäftigten. Denn am Ende gab es ein sehr eindeutiges Ergebnis für einen Neubau und gegen eine Sanierung.

„Wir wollen endlich eine Lösung“, rief der Personalratschef in den großen Saal der Stadthalle und erntete anhaltenden Applaus. Jörg Adomat versteht die Ungeduld nur zu gut, schließlich hat auch er in seinem Büro traurige Erfahrungen machen dürfen mit den Mängelzuständen, denen die Beschäftigten seit Jahren ausgesetzt und die hinzunehmen sie nicht länger bereit sind.

Seit vierzig Jahren sei bekannt, dass die Fassade des Rathauses nicht funktioniert. „Es fing schon wenige Wochen nach dem Einzug an zu tropfen. Anfangs schien es noch kurios, mit Bechern und Töpfen auf den Fensterbänken das Wasser von den Decken und Glasscheiben aufzufangen. Aber über Jahrzehnte gewöhnt sich daran kein Mensch, sondern alle leiden.“ Seit zwanzig Jahren gibt es obendrein ständig wachsenden Ärger mit Heizung und Lüftung. Stickige Luft, hohe Feuchtigkeit, Kälte im Winter und Hitze im Sommer machen das Arbeiten nach den Worten des Personalratsvorsitzenden mitunter zur Tortur. Kopfschmerzen sind ebenso häufige wie regelmäßige Folge. „Und ohne Fenster lässt sich auch nicht mal eben kurz lüften“, ergänzt Adomats Stellvertreter Klaus Marquardt. Beide können inzwischen ihre Ratlosigkeit kaum noch verbergen, wenn sie von Kollegen auf die unhaltbaren Verhältnisse des maroden Rathauses angesprochen werden. Vorerst letzte Stufe der Eskalation: Platzende Heizungsrohre, die ganze Büros unter Wasser gesetzt haben.

Das Votum der städtischen Personalversammlung war denn auch eindeutig: 262 stimmten für einen Neubau, acht für die Sanierung des Mängelgebäudes aus den 1970er Jahren. „Ein unüberhörbarer und nicht zu ignorierender Hilferuf an die Politik von denen, die die üblen Verhältnisse am besten kennen und ihnen täglich ausgesetzt sind“, so Adomat. „Wir wollen keine Experimente, sondern einen zeitgemäßen Baustandard, der funktioniert und Umwelt und Gesundheit schützt“, sagt Klaus Marquardt und erinnerte an die „Fürsorgepflicht des Rates gegenüber den Stadtbediensteten“. Repariertes könne nie so gut sein wie Neues. „Wenn der Neubau zum gleichen Preis zu bekommen und im Unterhalt sogar günstiger ist, dann sollte die Sache klar sein,“ plädiert Jörg Adomat im Namen der städtischen Mitarbeiter für den Neubau eines Stadthauses mit multifunktionalem Bürgerforum.

Bürgermeister Dr. Alexander Berger kommentierte: „Ich werde mich im laufenden Diskussions- und Entscheidungsprozess selbstverständlich auch für die berechtigten Interessen der städtischen Beschäftigten einsetzen.“

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