„Unglaubliche Wirkung“: Stolperstein im Industriegebiet
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Etwas verloren wirkt der Stein im Pflaster des Gehweges. Betriebe verschiedener Größen sind ansässig links und rechts der Gersteinstraße, mitten im Industriegebiet Ost. Abwechslung bringen Lastwagen aus ganz Europa, die regelmäßig vorbeifahren. Passanten schlendern nur selten über die Gehwege. Vor siebzig Jahren sah es hier noch ganz anders aus. Grüne Wiesen und Bauernhöfe dominierten statt Beton und Asphalt. „Wir befinden uns in einem Gebiet, das früher zur Bauerschaft Rosendahl gehörte“, weiß Manfred Kehr. Für die Stadt betreut er seit Jahren das Stolpersteinprojekt. Zusammen mit Verena Röttger vom städtischen Planungsfachbereich hat Kehr ermittelt, wo Theodor Quante vor der Verschleppung in die Tötungseinrichtungen des sogenannten Dritten Reichs seine letzte Wohnung hatte.
Aus alten Archivakten recherchierten beide Quantes frühere Adresse „Rosendahl 1“, eine Postanschrift, die heute nicht mehr existiert. Der Abgleich mit historischen Stadtplänen und Flurkarten führte schließlich auf die Fährte ins Industriegebiet. Auch, wenn hier nur gelegentlich Menschen über den Stein „stolpern“ werden, so ist es für die Stadt Ahlen wichtig, die Erinnerung an das Nazi-Morden und die Opfer auch in diesem gewerblich geprägten Stadtgebiet wach zu halten. „Gerade weil man hier nicht mit so etwas rechnet, entfaltet er eine unglaubliche Wirkung“, spürt Manfred Kehr.