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Die Verbraucherzentrale in Ahlen lohnt sich. „Die Bürgerinnen und Bürger haben am Ende mehr im Portemonnaie“, zeigt sich Bürgermeister Dr. Alexander Berger überzeugt. Zusammen mit der örtlichen Beratungsstellenleiterin Anne Schulze Wintzler, Beraterin Daniela Kreickmann und Energieberater Joachim Rölfing stellte der Bürgermeister jetzt den Jahresbericht 2016 der Verbraucherzentrale vor.

Wie sehr die Stadt Ahlen von den Angeboten der Verbraucherberatungsstelle profitiert, unterstrich in der letzten Woche noch der Stadtrat deutlich. Mit großer Mehrheit beschloss er die weitere Unterstützung der Verbraucherzentrale bis 2020. „Es ist wichtig, dass Sie als kompetenten Partner da sind“, dankte Berger dem Team, dessen Angebote in der ersten Etage des Rathauses im Jahre 2016 von fast 7000 Ratsuchenden nachgefragt worden sind.

Online shoppen, via Smartphone bezahlen, per Mausklick einen Kredit aufnehmen: Verbraucherprobleme im digitalen Konsumalltag bestimmten die Arbeit der Verbraucherzentrale in Ahlen und im Kreis Warendorf im vergangenen Jahr. Neue Themen, ohne dass die Dauerbrenner wie Drücker an der Haustür oder einschüchternde Inkassoforderungen auf dem Rückzug gewesen wären.  

Mal winkt eine Fitnessuhr als Gratisgeschenk, mal lockt ein Gewinnspiel zu Routenplanern im Internet. Andernorts preist eine Onlineplattform unschlagbare Schnäppchen an oder sind vermeintliche Gratis-Kochrezepte nur einen Mausklick entfernt. Fast immer gemeinsame Zutat: Geschickte Täuschung, damit arglose Nutzer kostenpflichtige Bestellungen vornehmen oder in ungewollte Abos tappen. „Und gemeinsam ist den von Abzockern im Internet Geleimten, dass sie sich hilfesuchend an die Rechtsberatung der Verbraucherzentrale wenden“, bilanziert Beratungsstellenleiterin Anne Schulze Wintzler eine anhaltend hohe Nachfrage bei den Rechtsberatungen.

Unter dem Motto „Achtung: Täuschend echt!“ hat die Verbraucherzentrale vor Fake-Shops gewarnt, die im Netz mit verlockenden Schnäppchenpreisen für Trendprodukte werben. Wer auf die Echtheit der Angebote vertraute und wie verlangt per Vorkasse bezahlte, sah häufig weder das Produkt noch das Geld je wieder. „Unverlangtes Werben am Telefon, Unterschieben von Verträgen oder eigenmächtige Vertragskündigungen ohne Vollmacht des Kunden - dieses Trio haben wir in 2016 als Türöffner ausgemacht, um an Haustür und Telefon zum Abschluss neuer Energielieferverträge zu kommen“, berichtet Beraterin Daniela Kreickmann. So hatten Ratsuchende geschildert, dass sich Unternehmen bei ihnen unaufgefordert am Telefon gemeldet hatten. Selbst wenn sich Verbraucher bei einem solchen Telefonanruf lediglich mit der Zusendung von Informationsmaterial einverstanden erklärt hatten, wurden ihnen Vertragsbestätigungen zugeschickt. „Damit wurde der Eindruck erweckt, dass bereits ein Vertrag zustande gekommen war. Eine unzumutbare Belästigung, weil Betroffene aktiv werden mussten, um sich gegen den angeblichen Vertragsabschluss zu wehren“, erläutert Kreickmann.

Zudem beschwerten sich Ratsuchende, dass Direktvertriebler an der Haustür unter verschiedenen Vorwänden geklingelt hatten. Mal waren sie auch unter „falscher Flagge“ gesegelt und hatten sich als vermeintliche Mitarbeiter der örtlichen Stadtwerke oder anderer bekannter Institutionen ausgegeben. Und nicht selten wurden fehlende Sprachkenntnisse ausgenutzt, um vermeintlich günstige Strompreise vorzugaukeln, die sich beim Vergleich dann jedoch als viel zu hoch herausstellten. Gegen mehrere auffällige Anbieter hat die Verbraucherzentrale NRW inzwischen Klage eingereicht.

Einmal mehr mündeten falsche Kreditversprechen in Kostenfallen. Da wurde auf Internetseiten mit verheißungsvollen Adressen wie etwa sorglosduo.de, firstgold.de oder mastercredit.de der unproblematische Zugang zum bargeldlosen Bezahlen angepriesen. „Kredit und Kreditkarte ohne Schufa! Die hochgeprägte Goldkarte winkt auch bei schlechter Bonität!“ – wer das glaubte und bestellte, orderte ungewisse Erfolgsaussichten inklusive. Denn entweder gab es nur teure Prepaid-Kreditkarten oder gar bloß ein paar Antragsformulare für ein Auslandskonto mit Sicherheitsleistung. Im Kleingedruckten der Anbieter war nämlich erwähnt, dass die Anfrage nur an ein Kreditinstitut zur Prüfung weitergegeben werde. „Dessen ungeachtet kam nach Bestellung der Kreditkarte eine kostenpflichtige Postsendung per Nachnahme ins Haus geflattert. Diese enthielt aber nicht die erhoffte Kreditkarte, sondern die Aufforderung, eine Ausgabegebühr von 49,90 Euro zu entrichten“, rechnet Anne Schulze Wintzler vor. Zudem sei eine Jahresgebühr in ähnlicher Höhe angefallen. „Dies alles wurde für eine bloße Prepaid-Kreditkarte verlangt, auf die man vor der Benutzung erst Geld laden muss – und die es anderswo kostengünstiger gibt“, entlarvt sie die Tricks beim Versprechen vom problemlosen schnellen Kredit.

Auch erste Verbraucherprobleme von geflüchteten Menschen sind bei der Verbraucherzentrale angekommen: Häufig wird die Unerfahrenheit dieser Menschen zum Beispiel bei Vertragsabschlüssen ausgenutzt wird. Geflüchtete waren daher besonders betroffen von Überrumpelungsversuchen an der Haustür. Aber auch die Zahlungsmodalitäten bei der Energieversorgung mit Abschlägen für Strom und Gas und der Jahresabrechnung für den Gesamtverbrauch sind vielfach unbekannt. Die Beratungsstelle hat einen kurzen Draht zu Flüchtlingshelfern, die bei Problemen schnell vor Ort sind. Integration kann so auch im Verbraucheralltag gelingen.

Mit der Kampagne zum Thermostat-Check hat Energieberater Jochen Rölfing den Dreh für die richtige Einstellung zum Energiesparen nahe gebracht. Zudem hat die Verbraucherzentrale aufgezeigt, dass ein Wechsel des Strom- und Gastarifs viele Haushaltskassen sicher entlasten kann. „Neben dem Preis sind dabei vor allem kurze Laufzeiten und Kündigungsfristen wichtig und die richtige Einschätzung von Preisgarantien und eine besondere Vorsicht bei Bonusversprechen angezeigt“, erläutert Kreickmann die Formel für den sicheren Wechsel.

Informationen rund um den Wegfall der Roaming-Entgelte beim Surfen und Telefonieren im europäischen Ausland hat die Verbraucherzentrale aktuell ebenso auf dem Radar wie einen Check, ob Banken sich bei der Vergabe von Verbraucherkrediten an die Vorgaben zur Kreditwürdigkeitsprüfung halten. Außerdem: Dass große Anbieter bei nicht bezahlten Rechnungen mit eigenen Inkassobüros oder externen Dienstleistern ein einträgliches Geschäftsmodell mit dem Masseninkasso auf den Weg gebracht haben, hat die Verbraucherzentrale jetzt öffentlichkeitswirksam angeprangert. Häufig werden für eine nicht eingelöste Lastschrift durchs Forderungsmanagement dann die doppelten Kosten fällig.

Kontakt:

Verbraucherzentrale NRW e.V.
Beratungsstelle Ahlen
Rathaus / 1. Etage
Westenmauer 10
59227 Ahlen
Tel. (02382) 96131-01
Fax (02382) 96131-08
Mail: ahlen@verbraucherzentrale.nrw

Öffnungszeiten der Beratungsstelle:
Montag: 8.30 - 13.00 Uhr
Dienstag: 8.30 - 13.00 Uhr und 14.30 - 17.00 Uhr
Donnerstag: 8.30 - 13.00 Uhr und 14.30 - 17.00 Uhr
Freitag: 8.30 - 13.00 Uhr

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