Afrika trifft Asien in Ahlen

(Kommentare: 0)

Praktikanten bringen Aufwand mit sich – erst recht, wenn sie aus dem Ausland kommen und somit mit Verständigungsproblemen zu rechnen ist. Das denken viele Unternehmen, was dazu führt, dass die Haltung gegenüber Praktikanten oft ablehnend ist. Jürgen Henke, Geschäftsführender Gesellschafter der Metallwerke Renner, hat sich aber gleich zweimal getraut und wurde belohnt. Am Unternehmensstandort fand ein multilinguales Zusammentreffen von Praktikanten statt: Afrika trifft Asien in Ahlen.

Für insgesamt sieben Monate absolviert Yevgeniy Burdenyuk (31), gebürtig aus Kasachstan, ein Praktikum bei Renner. Er hatte bereits mit 22 Jahren ein rechtswissenschaftliches Hochschuldiplom aus Tscheljabinsk/Russland in der Tasche – der Ort, in dem vor zwei Wochen der  Meteoritenschauer niederging.  Yevgeniy Burdenyuk durchläuft zurzeit eine Ausbildung zum Bürokaufmann, die durch das Bildungsinstitut Lenzen-Jack getragen wird. „Das ist eine sehr lehrreiche Zeit hier und ich bin froh, dass das Praktikum so lange dauert“, freut sich der junge Mann, der Einblicke in verschiedene Unternehmensbereiche gewinnt. Insbesondere eingesetzt wird er im Einkauf und das macht ihm viel Spaß, weil jeden Tag eine neue Herausforderung wartet.

Aus Kamerun war Bristol Patrick Azanguim Tedjoda (23) zu Besuch. Der junge Germanistikstudent verbrachte seine Zeit in Deutschland hauptsächlich in Hamm, wo er an einem Projekt von „Weltwärts“ teilnahm, dem Freiwilligendienst des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Da ihm jedoch auch der Einblick in den Fertigungsbereich eines mittelständischen Betriebes wichtig war, verbrachte er einige Zeit bei den Metallwerken Renner. „Seitdem ich mit meinem Studium begonnen habe, habe ich immer von einer Reise nach Deutschland geträumt“, erklärte Bristol Patrick. Deutschland habe hinsichtlich der Ordnung und des gegenseitigen Respekts sogar seine Erwartungen weit übertroffen. Es sei für ihn „wie ein Paradies“, das er auch gerne in seiner Heimat als Vorbild nehmen will. Jedoch stellte er auch fest, dass Leute sich auf der Straße zuerst vor ihm fürchteten, bevor sie ihm auf Nachfrage den Weg erklärten.

Nach seinen Zukunftswünschen gefragt, erwiderte  der Kameruner, dass er gerne in Deutschland studieren würde. Alternativ könnte er sich auch vorstellen, eine Ausbildung zu machen – beispielsweise bei Renner, wo ihm die Arbeit mit den Maschinen viel Spaß gemacht hat. Für Jürgen Henke, der tief beeindruckt ist von der Motivation und dem Wissensdurst, ist die Aufnahme solch engagierter Praktikanten ein großer Gewinn, da sie nicht nur das operative Tagesgeschäft bereichern, sondern durch ihre Erfahrungsberichte auch eine neue Perspektive auf die alltäglichen Abläufe bieten.

Für den Geschäftsführer steht fest, dass sich der anfängliche Aufwand in eine reichliche Belohnung für die Unternehmenskultur umwandeln kann. Motivierte Praktikanten sind daher auch in Zukunft willkommen. Sie werden im Fertigungsbereich seit vielen Jahren erfolgreich eingesetzt und manchmal mündet ein Praktikum auch in eine Ausbildung.

Belohnung ist es auch, dass sich beide Praktikanten vom ersten Moment sehr gut verstanden haben, wie Bristol Patrick Azanguim Tedjoda betonte: „In kurzer Zeit habe ich tolle Menschen kennengelernt und Freundschaften geschlossen. Die Zeit war unglaublich intensiv und ich habe jeden Tag wirklich genossen.“


Autor Peter Schniederjürgen

Zurück