Ahlen „räumt ab“ beim Klimaschutzpreis

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Foto: Vier Ahlener Klimaschutzinitiativen sind vom Kreis Warendorf mit dem Klimaschutzpreis 2016 ausgezeichnet worden: (v.l.) Dr. Olaf Gericke, Agnes Weber, Manfred Röttjes, Dr. Alexander Berger, Manfred Kehr, Pfarrerin Martina Grebe und Georg Schmüllin
Ahlen hat als erfolgreichste Stadt beim diesjährigen Klimaschutzpreis abgeschnitten. Vier von zehn Auszeichnungen gehen in die Wersestadt, darunter eine an die Stadt Ahlen selbst. Für den Verein Alter & Soziales nahm Bürgermeister Dr. Alexander Berger einen dritten Preis in Empfang.

Über das Preisgeld in Höhe von 200 Euro freut sich die Initiative „Reparatur-Café“. Alle drei Jahre lobt der Kreis Warendorf den Preis aus, um Beispiele auszuzeichnen, wie Klimaschutz im Kreis Warendorf aktiv gelebt werden kann.

„Das Ahlener Reparatur-Café fühlt sich dem Umwelt- und Klimaschutzgedanken in vollem Umfang verpflichtet“, dankte Berger Landrat Dr. Olaf Gericke, der den Klimaschutzpreis auf dem Kulturgut Nottbeck überreichte. Begleitet wurde der Bürgermeister von Initiator Manfred Kehr aus der Leitstelle „Älter werden in Ahlen“ sowie Georg Schmülling, der sich als Ehrenamtler im Reparatur-Café engagiert. Ressourcenschonung und Müllvermeidung seien die rahmengebenden Leitgedanken des Cafés, so Berger weiter. Bürger und Bürgerinnen sind eingeladen, reparaturbedürftige Gegenstände vorbeizubringen, um diese von einem kompetenten und engagierten Team einmal im Monat in geselliger Umgebung reparieren zu lassen.

Über einen weiteren dritten Preis freute sich Manfred Röttjes, der vor zwei Jahren in Ahlen ein Passivhaus mit fünf Wohnungen errichtet hat. Anerkennungspreise (100 Euro) gingen an die Ahlener Architektin Agnes Weber für ihr mittlerweile 25-jähriges Engagement auf dem Gebiet der Passiv-, Solar- und Plusenergiehäuser sowie an die Evangelische Kirchengemeinde Ahlen für die Ausstattung zweier Kirchen mit Photovoltaikanlagen und das auf ökologischen Leitlinien beruhende Umweltmanagement „Grüner Hahn“.

 

Aus der Projektbeschreibung:

„Reparatur-Initiativen“ organisieren Veranstaltungen, bei denen defekte Alltagsgegenstände in angenehmer Atmosphäre gemeinschaftlich repariert werden. Diese Treffen sind nicht-kommerzielle Veranstaltungen, deren Ziel es ist, die Nutzungsdauer von Gebrauchsgütern zu verlängern und dadurch Müll zu vermeiden, Ressourcen zu sparen und nachhaltige Lebensweisen in der Praxis zu erproben. Interessierte und Tüftler können dort Erfahrungen austauschen und eine gute Zeit miteinander verbringen. Daher sind Kaffee und Kuchen ebenso wichtiger Bestandteil wie Schraubenzieher und Lötkolben. Reparaturtreffs sind inzwischen in ganz Deutschland verbreitet und erfreuen sich wachsender Beliebtheit.

Elektriker, Tischler, Schneiderinnen – viele Experten bieten kostenlos ihre Dienste an und kürzen Hosen, reparieren Radios, Föhns und Waffeleisen oder flicken Handtaschen. Auch alte, reparaturbedürftige Möbel werden fachkundig begutachtet. Erinnerungen an die erste eigene Nähmaschine oder an Großvaters alte Werkstatt werden geweckt und bei einem Kaffee ausgetauscht. Gegenstände, die sonst in den Müll gewandert wären, werden zu 70% erfolgreich repariert. Spielregeln: Das Gerät muss herbeigeschafft werden, also transportierbar sein. Hausbesuche sind ausgeschlossen ebenso wie die Reparatur von „Weißen Geräten“. Und manches Ersatzteil wird gar nicht mehr hergestellt und kann auch nicht mehr beschafft werden. Elektrogräte dürfen ausschließlich von ausgebildeten Elektriker repariert werden.

Die Ausstrahlung des Reparatur-Cafés reicht weit über die Ahlener Stadtgrenzen hinaus, Tüftler wie Kunden kommen inzwischen aus Rinkerode, Beckum, Oelde. Das „Ahlener Reparatur-Café“ ist eine Kooperationsveranstaltung der Stadt Ahlen mit der Caritas Ahlen e.V. sowie dem Verein Anti-Rost Kreis Warendorf. Das Café ist eine von vielen Aktionen im Rahmen des Programms „Altengerechte Quartiersentwicklung Ahlen-Nord“, das durch das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes NRW gefördert wird.

Zudem will das Café über die Erschließung handwerklicher Fähigkeiten der aktuell ca. 400 Asylbewerber einen Beitrag leisten zur Integration dieser Menschen und damit zur sozial-ökologischen Gestaltung einer modernen Stadtgesellschaft. Laut einer aktuellen Erhebung des Statistischen Bundesamtes wird jungen Migranten (zwischen 25 und 35 Jahren) ein breites Bildungsspektrum attestiert. Dazu gehören auch handwerkliche Bildungsabschlüsse jedweder Art. So fanden sich in einem Sprachkurs ein Tischler und eine Köchin aus Eritrea, ein Haushaltsgerätetechniker aus Albanien, eine Schneiderin aus Armenien.

Das Preisgeld soll Asylbewerbern, die aus fluchtbedingten Gründen zumeist nicht über eigenes Handwerkszeug verfügen, die angeschaffte Grundausstattung zur Weiterqualifikation und zur Nutzung zwischen den Reparaturcafés zur Verfügung stellen.

Das Handwerkerteam besteht derzeit aus etwa 12 bis 15 Personen, die ihre Kompetenzen ausschließlich ehrenamtlich zur Verfügung stellen. Sachausgaben werden erstattet. Das Ahlener Reparatur-Café begann 2014 mit zwei Veranstaltungen, für 2017 ist die monatliche Ausrichtung geplant (außer in den Ferien).

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