Aufklärer ziehen in die Westfalenkaserne – Wohnraum für Soldatinnen und Soldaten noch Mangelware
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Noch weiß Oberstleutnant Stefan Kribus nicht, wo er bald schon seine privaten Zelte in Ahlen aufschlagen wird. Die Gedanken des Kommandeurs galten in den zurückliegenden Wochen und Monaten nahezu ausschließlich seinem Verband, dem Aufklärungsbataillon 7, das in wenigen Tagen den Umzug in die Westfalenkaserne abschließen wird.
„Neben dem nahezu unverändert weiterlaufenden täglichen Dienst mit Ausbildungen und Übungen sowie der Wahrnehmung von Aufgaben in aktuellen Bundeswehreinsätzen war eine Menge Kleinkram für meine Männer und Frauen zu erledigen“, erklärte der 40-Jährige jetzt bei seinem Antrittsbesuch im Rathaus, zu dem ihn Bürgermeister Dr. Alexander Berger empfing.
Keinesfalls legten sich die Aufklärer an ihrem künftigen Standort in ein gemachtes Nest, erläuterte Kribus, der vor seiner jetzigen Verwendung als Referent in der Abteilung Strategie und Einsatz im Bundesministerium der Verteidigung arbeitete. Seit November führt der Berufssoldat das Kommando über das erst seit dem 1. Juli 2015 existierende Bataillon, dessen Aufstellung und Umzug nach Ahlen eine echte Pionierleistung sei: „Hier ist jeder auf seinem Posten der erste, das setzt unglaubliche Motivation frei.“ Die komplette für den Verband erforderliche Ausrüstung müsse herbeigeschafft werden. Was man aber gerne tue, denn Ahlen habe klare Vorteile gegenüber dem Altstandort in der Paderborner Senne: „Dort waren wir zergliedert innerhalb einer deutlich größeren Liegenschaft, hier liegt alles gut zusammen an einem Ort“, freut sich der Kommandeur.
Auch verkehrlich sei die Westfalenkaserne „absolut gut gelegen.“ Über den neuen Standort könne man sich nicht beschweren. Drei Viertel seiner Bataillonsangehörigen wohnten in einem Umkreis von 100 Kilometer, nach Bundeswehrmaßstäben somit durchaus standortnah. Dass die am Rande des Ruhrgebietes gelegene Ahlener Kaserne ein interessantes Umfeld bietet, war schon bei der Standortentscheidung vor fünf Jahren einer der für ihren Erhalt ausschlaggebenden Gründe.
Schon seit geraumer Zeit verlaufe die Verlegung nach Kribus Worten „in kleinen Wellen“, wovon die Öffentlichkeit nicht viel mitbekommen habe. Ändern wird sich das in der kommenden Woche. Am Donnerstag, 25. August, findet nämlich der sogenannte „Verlegemarsch des militärischen Großgerätes“ von Augustdorf nach Ahlen statt. Etwa 30 Fahrzeuge werden in anderthalb Kilometer langer Kolonne von Ostwestfalen ins Münsterland gebracht. „Da gibt es dann etwas zu sehen“, macht der Heeresoffizier neugierig. Vorerst müssen sich alle Ahlener aber mit dem Blick vom Straßenrand begnügen, um von den neuen Hausherren in der Westfalenkaserne einen Eindruck zu erhaschen. Oder sie schauen sich aufmerksam in der Landschaft um. Nicht nur auf dem Standortübungsplatz an der Hammer Stadtgrenze, der bald wieder militärischer genutzt wird, üben die Aufklärer ihr Handwerk. „In kleinen Spähtrupps von zwei oder drei Fahrzeugen nutzen wir auch das umliegende Gelände“, sagt Kribus, dessen Bataillon sich nicht verstecken, sondern erkennbar sein will. Er ist überzeugt: „Die sichtbare Präsenz ist ein wichtiger Beitrag zur Integration am Standort.“
Das Übungsgeschehen werde sich ausschließlich am Boden abspielen, Flugbetrieb sei am Ahlener Standort nicht zulässig. Einen Tag der offenen Tür beabsichtigt der Bataillonskommandeur frühestens im nächsten Jahr. Erst einmal müsse sich sein mit Beginn der Grundausbildung der Rekruten ab September in voller Stärke gut 900 Soldatinnen und Soldaten zählender Verband am neuen Standort finden. Zum Einzug der vier Kompanien werden etwa 550 von ihnen ihre Spinde in Ahlen eingeräumt haben.
Bürgermeister Berger versicherte Kribus, dass dessen Soldatinnen und Soldaten in Ahlen und Umgebung mit offenen Armen aufgenommen werden. „Das gute Verhältnis zur Bundeswehr brauchen wir hier nicht erst herzustellen, sie war und ist ein vitaler Teil unserer Stadt.“ Die Stadtverwaltung werde sich bemühen, den zuziehenden Familien „ein Rund-um-Wohlfühlpaket zu schnüren“, um in der neuen Heimat schnellstmöglich heimisch zu werden. Damit überhaupt Familien und Alleinstehende sich in Ahlen niederlassen können, fehle es allerdings noch an Wohnraum, verschwieg Kribus nicht. So wie er, der künftig die Wochenenden überwiegend mit seiner Familie in der niedersächsischen Heimat verbringen wird, suchten auch noch Kameradinnen und Kameraden nach geeigneten Apartments für die Woche.
Darüber hinaus beabsichtigt aber auch der eine und andere seiner Soldaten fest an den neuen, nun für die nächsten Jahre dienenden Standort zu ziehen. Auch hier gestaltet sich die Haus- und Wohnungssuche noch herausfordernd und man hofft, dass nicht nur das dienstliche, sondern auch das private Umfeld die Eingliederung in die neue Garnison gelingen lassen wird. Wohnungsangebote interessierter Vermieter nehmen sowohl die Westfalenkaserne als auch das Bürgermeisterbüro entgegen.