„Besser geht es nicht“ – Umbau im Richterbachpark beginnt

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Ist der Richterbachpark erst einmal schön hergerichtet, dann werden alle Beschwerlichkeiten der kommenden Wochen vergessen sein. „Jetzt beginnt der konstruktive Teil der Umgestaltung“, kündigt Stadtbaurat Andreas Mentz für die kommende Woche den Beginn der „Bauphase Richterbach II“ an. Zwischen Gemmericher Straße und Hövenerort renaturiert der Wasser und Bodenverband in Zusammenarbeit mit der Stadt Ahlen auf 640 Meter Länge den Richterbachlauf.

Mentz ist sich sicher, dass der unvermeidbare Schmutz auf den Straßen und die mitunter gesperrten Wege in dem im Ahlener Süden beliebten Naherholungspark auf das Verständnis der Anwohnerinnen und Anwohner im Stadtteil stoßen werden. Bereits im Winter entfernten die Ahlener Umweltbetriebe in der ersten Bauphase abgängige Bäume und wildwachsende Gehölze.

„Hand in Hand“, so Mentz werden die Umweltbetriebe neue Wegeverbindungen, einen befestigten Bolzplatz und einen komplett neuen Spielplatz anlegen. Berücksichtigt werden dabei die Ideen und Wünsche, die Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Ahlener Süden über das Stadtteilbüro gegeben haben. Dazu zählt auch die Bezeichnung des Parks. „Richterbachpark“, so wünschen es sich die Anwohner, soll auch offiziell die Grünfläche heißen. Im Volksmund war sie schon immer unter diesem Namen bekannt, jetzt soll er auch amtlich werden.

Naturnah soll der Richterbach künftig durch den gleichnamigen Park schlängeln. Vor allem im Bereich des Teichs werden sich Anwohner und Spaziergänger auf ein verändertes Bild einstellen dürfen. Andreas Mentz spricht von „einem Stück Stadtreparatur“, das mit dem Rückbau der Einbetonierung passiere. Die Stadt befinde sich mit ihren Partnern auf „einem guten Weg, das richtige Maß zu finden.“ Der Druck auf die Gewässer werde mit zunehmenden Starkniederschlägen größer, was Hans Schäfer vom Wasser- und Bodenverband bestätigt. „Man wird wieder mehr Richterbach im Teich erkennen können“, so seine Ankündigung.

An dessen Rändern wird Boden eingebaut, insgesamt das Becken verschlankt und mit einer Uferbepflanzung versehen. Deutlich mehr „Fließcharakter“ werde der Bach erhalten. Zurückgebaut werden damit die städtebaulichen Sünden der 50er-Jahre. Die Begradigung und damit einhergehende Beschleunigung der Gewässer habe zudem zu einem dramatischen Artenrückgang geführt, wie Norbert Kirchhoff von der Unteren Wasserbehörde beim Kreis Warendorf ergänzt. „Die Naturvielfalt ist einfach nicht mehr da.“ Die Umsetzung der Renaturierung folge der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Die zu erwartenden Effekte machen Kirchhoff zuversichtlich: „Besser geht es nicht, eigentlich optimal.“   

Sofern das bislang milde Herbstwetter weiter mitspielt, rechnen Stadt, Kreis und Bodenverband mit einer Bauzeit bis voraussichtlich Weihnachten. In einem weiteren Bauabschnitt, der westlich der Gemmericher Straße verläuft, will die Stadt ebenfalls bis zum Jahresende „durch Aufweitung des Gewässers einen besseren Zustand erreichen“, so der stellvertretende Leiter der Ahlener Umweltbetriebe, Robert Reminghorst.

Renaturierung und städtebaulicher Umbau kosten rund 400.000 Euro, von denen 80 Prozent durch das Land Nordrhein-Westfalen gefördert werden. Ausführen werden die Arbeiten die Unternehmen Theilmeier aus Telgte und Lodenkemper aus Ahlen-Dolberg. Anfang 2018 soll der Richterbackpark dann in Gänze soweit hergerichtet sein, dass sich Mensch und Natur wieder in ihm wohlfühlen können.

Hintergrund:
Projektbeschreibung/Ausgangslage
Die Parkanlage am Richterbach befindet sich im Ahlener Süden und hat eine Grundfläche von rund 35.000 Quadratmetern. Sie erstreckt sich über eine Länge von etwa 800 Metern von der Platanenstraße im Westen über die Gemmericher Straße in östlicher Richtung bis zum Neubaugebiet Walther-Rathenau-Straße und verläuft dann nach Süden bis zur Straße Im Hövenerort.

Der Erlengrund ist geprägt durch den Richterbach, der den Park auf kompletter Länge durchfließt und an einer Stelle zu einer kleinen, künstlichen Teichanlage aufgestaut ist. Dazu gibt es ein umfangreiches Wegenetz mit Anschluss- und Querungsfunktionen für die angrenzenden Wohngebiete. Der vorhandene Baumbestand erstreckt sich entlang der Grundstücksgrenzen und am Gewässer. Zur Ausstattung der Parkanlage gehören Bolzplatz, Rodelhügel, Streetballplatz sowie mehrere Spíelpunkte mit verschiedenen Geräten.

Der Erlengrund ist insgesamt sanierungsbedürftig – sowohl in seiner Ausstattung als auch in seiner Funktion. In vielen Bereichen der Parkanlage ist die soziale Kontrolle nicht mehr gegeben. Dies hat sich aus den ungünstigen Wegeführungen, den zugewachsenen Sichtbeziehungen durch Pioniergehölze und eine insgesamt überdimensionierte Bepflanzung ergeben. Zahlreiche Bäume haben sich dabei als nicht Standortgerecht erwiesen und sind abgängig. Auch die Spielgeräte sind baufällig. Zudem ist der Richterbach aus wasserbaulicher Sicht sanierungsbedürftig, da er in einem Bett aus Wasserbausteinen verläuft. Auch der Teichanlage fehlt ein natürliches Ufer. Sie ist von zwei Seiten durch Betonbauwerke eingefasst, die anderen Bereiche sind durch Wasserbausteine befestigt.

Im Rahmen der Vorplanung wurden Möglichkeiten zur Sanierung der Parkanlage und zur Renaturierung des Richterbachs gesucht. Die Lösung wurde in einer kombinierten Planung gefunden, die beiden Aspekten gerecht wird. Die Finanzierung der Wasserbaumaßnahme ist durch Fördermittel zur Gewässerrenaturierung gesichert – die Parksanierung soll durch Städtebaufördermittel für den Südenstadtteil finanziert werden.   

Die vorliegende Planung gliedert die Parkanlage am Richterbach in zwei Bereiche - den zukünftig naturnah verlaufenden Richterbach, dem mehr Platz eingeräumt wird sowie die neu gestaltete Parkanlage mit attraktivem Parkmittelpunkt in Form eines weithin sichtbaren Stadteilspielplatzes.

Zwischen Platanenstraße und Gemmericher Straße erfolgt dabei die Gewässerrenaturierung durch das städtische Abwasserwerk – das vorhandene Wegesystem wird dabei im Rahmen der Parkumgestaltung  durch einen zentralen Weg mit Ruhepunkten ersetzt die von einer großzügigen Wiese mit Einzelbäumen umgeben sind. Angsträume durch dichtes Gebüsch würden dabei beseitigt und Sichtbeziehungen zu Nachbargrundstücken wieder hergestellt.

Von der Gemmericher Straße bis zum Neubaugebiet Walther-Rathenau-Straße wird die nördliche Hälfte der Parkanlage als Naturraum für das Gewässer umgestaltet – die südliche Hälfte würde durch die teilweise Verlegung des Gewässers, die Durchforstung des Baum- und Strauchbestandes, die Anlage einer neuen Wegetrasse und die Schaffung eines zentralen Spielangebotes ähnlich wie im Ahlener Zechenpark zu einem attraktiven Stadtteilpark mit funktionierenden Sichtbeziehungen umgestaltet.

Im Bereich Neubaugebiet Walther-Rathenau-Straße wird der vorhandene Bolzplatz nach Norden verschoben, um einer neuen Wegeanbindung zwischen dem Neubaugebiet und der Parkanlage Platz zu machen. Nach Süden bis zur Straße Im Hövernerort wird lediglich das Wegesystem überarbeitet und das Gewässer entfesselt.

Der entstehende Naturraum kann zukünftig extensiv gepflegt werden, sodass sich der Pflegeaufwand für die Parkanlage nahezu halbiert.  

Beschreibung der Wasserbaumaßnahmen
Beginnend vom Hövenerort sind auf dem ersten Abschnitt bis zum Bolzplatz nur kleinere Maßnahmen erforderlich. Im Bereich des Bolzplatzes kann das Gewässer aufgeweitet werden um Schlammablagerungsbereiche zu schaffen, die der Bach aus den landwirtschaftlichen Flächen mitbringt.

Für den Anschluss des Neubaugebietes Walther-Rathenau-Straße an die Parkanlage in Höhe des Durchgangs zur Straße Sudholtshof ist ein neuer Übergang geplant – das alte, ungünstig gelegene Kastenbauwerk würde abgebrochen.

Die anschließend vorhandene Teichanlage soll durch die naturnahe Umgestaltung der Ufer in flache Sumpfzonen unter entsprechendem Bodeneintrag und Initialbepflanzung  ´wiederbelebt´ werden. Zuvor sollte der Müll aus dem Teich entfernt und die Uferbefestigungen wie das Stufenbauwerk und die Teichmauer abgebrochen werden. Die Wegeverbindung zwischen Eibenstraße und Sudholtshof mit ihren Leitungen und dem Abwasserkanal soll aufgrund des hohen, baulichen Aufwandes nicht verändert werden – lediglich der Einlauf des Regenwasserkanals in den Richterbach kann entsprechend verlegt und die Grundschwelle im Kastenbauwerk entfernt und der Durchlass gegen Treibgut geschützt werden.

Im weiteren Verlauf bis zur Gemmericher Straße können die nördlich des Richterbachs liegenden Flächen für die Gewässerrenaturierung genutzt und das Gewässer entsprechend aufgeweitet und entfesselt werden. Dabei würde der vorhandene, nördlich verlaufende Weg zurückgebaut. Der vorhandene Durchlass in der Wegeverbindung Sudholtshof -  Erlengrund wird  durch einen Brückenkasten ersetzt, der Regenwasserkanal dabei neu an den Richterbach angebunden.

Westlich der Gemmericher Straße wird das Gewässer entsprechend den Planungen des städtischen Abwasserwerkes renaturiert.

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