Carl Diem, unpolitischer Sportfunktionär?
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„Der Vortrag zeigt mir, das Carl Diem nicht sehr in das Nazisystem verstrickt war“, befand Bürgermeister Benedikt Ruhmöller, als persönlichen Schluss der vierten Infoveranstaltung zu NS-belasteten Straßennamen am Mittwochabend im Rathaus. Über den umstritten Sportfunktionär referierte die Historikerin Prof. Dr Christiane Eisenberg vor einer sehr überschaubaren Zuhörergruppe.
Zunächst schilderte die Wissenschaftlerin die Herkunft und den Werdegang Carl Diems. Aus kleinen Verhältnissen arbeitete sich der nicht besonders sportliche Mann hoch zum Kapitän der deutschen Olympiamannschaft von 1912. Bereits 1908 wurde er Vorsitzender der „Deutschen Sportbehörde für Athletik“. Diem begründete 1913 die Verleihung des „Deutschen Sportabzeichens“ als Bürgerorden. Nach dem ersten Weltkrieg, ab etwa 1920 wirkte er entscheidend an der Gründung der „Deutschen Hochschule für Leibesübungen“ in Berlin. Den Olympischen Spielen 1928 und 1932 wohnte Carl Diem als Missionschef der deutschen Mannschaften bei.
„Später, nach 1933 kann man ihm ein gewisses Maß an Zusammenarbeit mit den Nazis vorhalten“, erklärte die Historikerin. Weder war der Sportfunktionär Diem Parteigenosse, noch sind Zeugnisse bekannt, die ihn eine Verstrickung ins NS-Regime nachweisen. „Er hat sich mit zahlreiche jüdische Mitarbeiter solange gehalten, solange es irgend ging und seine Frau war ebenfalls Halb- oder Vierteljüdin“, entkräftet Professor Eisenberg antisemitische Vorwürfe. Allenfalls eine angebliche Rede vorn Hitlerjungen im März 45 deutete auf eine Verbindung hin.
„Es lässt sich nicht zweifelsfrei nachweisen das er dies Rede je gehalten hat“, stellte Professor Eisenberg fest.
Nach dem Krieg war der Funktionär in seiner sportadministrativen Tätigkeit wieder aktiv und erhielt 1953 das Bundesverdienstkreuz. „Zahlreiche Gemeinden haben Carl-Diem-Straßen Hallen und Plätze umbenannt, aber das geschah in einer nicht immer sachlichen Diskussion“, schloss die Wissenschaftlerin. Für sie stand für Diem ganz unpolitisch n der nur Sport im Vordergrund seines Handelns.
Autor Peter Schniederjürgen