Das „Ahlener Mammut“ ist zurück!

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Die Stadt Ahlen rollt für einen einzigartigen Gast den roten Teppich aus. Nach 108-jähriger Wanderschaft durch Museen und Werkstätten von Präparatoren kehrt das Skelett des 1910 in einer Ahlener Tongrube gefundenen Wollhaar-Mammut heim in die Wersestadt.

Zwei Monate lang präsentiert das Heimatmuseum der Stadt Ahlen die stattlichen Überreste des Mammutbullen, der vor vermutlich 41.000 Jahren durch das Münsterland wanderte. „Die Identifikation der Ahlener mit ihrem Mammut wird durch die Ausstellung noch stärker“, ist Bürgermeister Dr. Alexander Berger sicher. Vom 13. Mai bis zum 22. Juli kann das steinzeitliche Tier besucht werden. Berger verspricht „ein unvergessliches Erlebnis für Groß und Klein, ein Erlebnis, über das man noch lange sprechen wird.“

Archäologen der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) waren es, die vor über einem Jahrhundert die Knochen aus Ahlen mitnahmen. Ausgestellt war das Skelett seitdem im Geomuseum, ist seit zehn Jahren wegen Umbauarbeiten jedoch nicht mehr zu sehen. In einem zurzeit entstehenden Neubau des Museums soll der Corpus wieder Hingucker und Wahrzeichen werden. Kontakte von Gabriele Moser-Olthoff zur mineralogischen Abteilung des Geomuseums ermöglichten jetzt die Leihgabe. Für die Mitarbeiterin der städtischen Kulturabteilung ist die Rückkehr des „Ahlener Mammuts“ in seine Heimatstadt ein emotional bewegender Moment. „Man steht vor ihm und ist einfach überwältigt.“ Die Rekonstruktion am letzten Sonntag sei unglaublich spannend gewesen. „Zu sehen, wie mit jedem weiteren eingesetzten Knochen förmlich das Leben in das Skelett zurückkehrt, bewegt einen unfassbar“, sagt die u.a. für das Heimatmuseum zuständige Fachfrau.

Der dynamische Aufbau vermittelt den Eindruck, als streife der 3,25 Meter große Bulle durch die Deele des Museums. „Eine exzellente Arbeit“ attestiert Moser-Olthoff Präparator Oliver Kunze. Skelettmontagen mit am Knochen anliegenden Eisen- bzw. Edelstahlelementen sind heutiger musealer Standard“, so Kunze. Die Originalknochensubstanz werde dabei weder angebohrt noch auf sonstige Weise beschädigt. Jeder einzelne Knochen wird in ein fast unsichtbares Gerüst aus Metall gehängt. Erstmals trägt das Skelett auch einen Schädelknochen, der dem Alter und der Größe des Mammuts angemessen ist. „Ein Gipsabguss von einem jakutischen Mammut“, so Kunze, thront in der Ahlener Ausstellung und auch künftig auf den mächtigen Schulterblättern. Der Originalschädel war in der Tongrube zerstört worden, sein „Platzhalter“ über ein Jahrhundert deutlich zu klein. Für Bürgermeister Berger steht fest: „So schön wie jetzt war unser Mammut noch nie!“

Die Sonderausstellung startet zum Internationalen Museumstag am 13. Mai und endet am 22. Juli. Geöffnet ist die Ausstellung immer am Wochenende (Samstags am Nachmittag, sonntags ganztägig) und am Mittwochnachmittag Der Eintritt ist frei.

Hintergrund:

Das Skelett des „Ahlener Mammuts" wird auf das späte Weichsel-Glazial datiert. Das Fundgelände an der Beckumer Straße entsprach damals einer sumpfigen Niederung, wo das Tier vermutlich in einem Schlammtümpel stecken blieb und verendete. Bemerkenswert an dem Fund ist vor allem, dass es sich um ein einzelnes Individuum mit vollständigem Brustbein handelt. Derartige Funde sind selten, da sich meist nur verlagerte einzelne Knochen und Zähne finden. Anhand der Abnutzung des erhaltenen dritten Backenzahns konnte das Exemplar als erwachsener, aber nicht sehr alter Bulle bestimmt werden. Der leicht gebaute Schädel wurde im Ton deformiert, so dass schon 1910 nur Bruchstücke vorlagen; daher wurde dieser in Gips nachgebildet. Auch die Stoßzähne sind nicht echt, da die Originale durch zu rasche Trocknung bei der Bergung zerbarsten. Bis heute erfolgten etliche anatomische Korrekturen am gezeigten Skelett. (Geomuseum)

Sonderausstellung vom 13. Mai bis 22. Juli im Heimatmuseum der Stadt Ahlen, Wilhelmstraße 12:

Präsentation der originalen Mammutknochen: durch Absperrbänder (Metallständer, armdicke Kordeln) geschützt, auf einem eisernen Gestell einige Zentimeter erhöht, blickt der Eiszeitriese den Besucher direkt an. Allein durch die Größe (Höhe: ca. 3,28 m, Länge: 5,50 m) wird ein Großteil des mittleren Hauptraumes von den Mammutknochen eingenommen. Das Mammut reicht fast bis an die Decke des ohnehin schon sehr hohen Deelenraumes. Der Eiszeitriese kann in dieser Räumlichkeit voll zur Geltung kommen.

In den beiden seitlichen Gefachen wird die Fund- und Rezeptionsgeschichte des Ahlener Mammuts seit 1910 präsentiert. Einen Teil der sehr spannenden und anschaulichen Aufarbeitung wird durch alte und neue Zeitungsartikel zum Ahlener Mammut präsentiert, die der ehrenamtliche Ahlener Stadtchronist Jürgen Rheker recherchiert und zur Verfügung gestellt hat.

Auch die spezielle Ahlener Mammutadaption soll dargestellt werden. So gibt es in Ahlen eine mannigfaltige Identifikation mit dem Mammut. Als Beispiel hierfür sind die bunt gestalteten großen und kleinen Mammutplastiken zu nennen, die seit 2013 im Stadtbild zu sehen sind, oder die seit dem Jahr 1988 stattfindenden Mammutspiele in den Sommerferien oder auch der seit dem Jahr 2006 vergebene Ahlener Wirtschaftspreis, der durch die Bronzeplastik des Künstlers Andrzej Irzykowski in der Form des eines Mammuts manifestiert wird.

Die Mammutschule unterstützt die Ausstellung im Heimatmuseum mit einem Mammutbackenzahn (mitsamt Vitrine) und zwei bunt angemalten Mammutplastiken.

Innerhalb der Dauerausstellung im Heimatmuseum werden in Raum Nr.1 weitere originale Artefakte aus der Altsteinzeit präsentiert: ein originaler Mammutstoßzahn und zwei größere Backenzähne. Zudem gibt es Reste von weiteren Tieren aus der Altsteinzeit, also Lebensgenossen des Ahlener Mammuts: ein Unterkieferast vom Fellnashorn bzw. Wollhaarigem Nashorn und ein Horn von einem Wisent.

Diverse Werkzeuge des Menschen aus dieser Zeit, wie z.B. Pfeilspitzen und Schaber, bezeugen die Jagd des Menschen auf diese Tiere, die als Nahrungsgrundlage des altsteinzeitlichen Menschen dienten. Der Mensch lebte in dieser Zeit als Jäger und Sammler. Da auch das gigantische Mammut mit derartigen Waffen vom Menschen gejagt (und zerlegt) wurde, wird durch die in ihrer vollen Größe aufgestellten Mammutknochen die Jagdleistung der Eiszeitmenschen, die tagtägliche Gefahr und der Überlebenskampf, dem der damalige Mensch ausgesetzt war, sicher für den heutigen Besucher der Ausstellung noch einmal bewusster, denn er steht unmittelbar vor den Knochen des Eiszeitgiganten.

Die Sonderausstellung zum Ahlener Mammut richtet sich an alle interessierten Ahlener: Sowohl Einzelbesucher als auch Schulklassen, aber auch Familien sollen mit der Mammutausstellung angesprochen werden.

Am Internationalen Museumstag werden speziell Familien mit Kindern als Zielgruppe angesprochen. Einzelbesucher sind natürlich jederzeit (zu den Öffnungszeiten) willkommen. Die Ahlener Schulen werden gesondert angesprochen und zu einem Besuch des Mammuts eingeladen. Während der Sonderausstellungszeit können die Ahlener Schulen von Dienstag bis Freitag morgens das Heimatmuseum besuchen, wenn gewünscht auch mit einer kurzen inhaltlichen Führung zur Eiszeit und dem Ahlener Mammut.

In Kooperation mit dem Geomuseum Münster wird es an zwei Tagen ein ausgeweitetes museumspädagogisches Angebot für die Ahlener Schulen geben. Auch dieses Angebot wird kostenfrei sein.

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