Dem blinden Gehorsam kritischen Geist entgegensetzen
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Bürgerinnen und Bürger sowie Abordnungen von Vereinen, Verbänden und Parteien kamen auf dem Marktplatz zusammen, wo Berger und Oberstleutnant Timo Gadow, Kommandeur des in der Westfalenkaserne stationierten Aufklärungsbataillons 7, einen Kranz am Mahnmal für die Toten der Kriege niederlegten.
Berger erinnerte in seiner Rede an den vor 400 Jahren begonnene Dreißigjährige Krieg, der zu einem Völkerschlachten wurde und Hunger, Epidemien und millionenfachen Tod in Europa zur Folge hatte. Auch der vor einhundert Jahren zu Ende gegangene Erste Weltkrieg sei mit seinen Stellungskämpfen auf den Schlachtfeldern Flanderns zu einem „Sinnbild des Wahnsinns“ geworden. Die Gefallenen beider Kriege seien nicht die Helden gewesen, zu denen die Propaganda in der Heimat sie machen wollte. „Sie starben nicht für Deutschland. Diese Brüder, Söhne und Ehemänner waren die Opfer einer feindseligen Politik ihrer Führer, denen das Schicksal der Soldaten vollkommen gleichgültig war“, so Berger.
Der Bürgermeister bezeichnete es als einen zivilisatorischen Fortschritt, dass sich die Schulen und das Bildungswesen heute freiheitlichen und demokratischen Werten verpflichtet fühlen. Von 1914 bis 1918 seien junge Menschen von der Schulbank auf die Schlachtfelder geschickt worden. „Anstatt falsche Ideale wie blinden Majestätsgehorsam, Militarismus, Nationalismus und Völkerfeindschaft zu vermitteln, wirkt das Städtische Gymnasium als `Schule der Vielfalt`, `Schule mit Courage` und `Schule ohne Rassismus` daran mit, kritische Menschen im Geiste des Respekts und der Toleranz zu erziehen.“
Meinolf Thiemann, Leiter des Städtischen Gymnasiums, forderte in seiner Rede angesichts zahlreicher kriegerischer Auseinandersetzungen zu moralischem Handeln auf. „Wir dürfen nicht wegschauen, nur weil es bequemer für uns wäre.“ Auftrag der Schulen sei heute die Erziehung zur Duldsamkeit und Achtung vor der Überzeugung anderer, „in Liebe zur Völkergemeinschaft und zur Friedensgesinnung.“ Erfahrungen mit Krieg, Vertreibung und Flucht seien auch unter Schülerinnen und Schülern am Städtischen Gymnasium vorhanden. „Einige von ihnen mussten bereits um ihr Leben fürchten, alles zurücklassen und in ein für sie fremdes Landes gehen“, berichtete Thiemann. Angesichts solcher Lebensumstände sei es ein Grund zur Dankbarkeit, in Frieden aufwachsen zu können.
Bürgermeister Berger forderte dazu auf, die Europawahl am 26. Mai zu nutzen, um das europäische Friedenswerk zu stärken. „Europa ist anstrengend, es kostet uns viele Mühen“, zitierte er den Außenminister Luxemburgs, Jean Asselborn. Die Toten der letzten Kriege hätten sich indes sehr gewünscht, dass ihre Politiker sich auch nur einen Bruchteile dieser Mühe gegeben hätten, um die kriegerischen Exzesse zweier Weltkriege zu verhindern.