Demokratie braucht Schutz auch in der Arbeitswelt

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Foto: In das Gästebuch der Stadt Ahlen trug sich die prominente Referentin ein: (v.l.) Michael Engbers (Partnerschaft für Demokratie – Demokratie leben), Ulla Woltering, Annelie Buntenbach, Manfred Kehr, Maja Halfmeyer (Demokratie leben), Jenny Heiman
Welche Bedeutung demokratische Spielregeln in der Arbeitswelt haben, hat auf der Demokratiekonferenz der Stadt Ahlen Annelie Buntenbach betont. Das Mitglied im geschäftsführenden Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes war Hauptreferentin der Konferenz, zu der das Projekt „Demokratie leben!“ in den Saal des Bürgerzentrums Schuhfabrik eingeladen hatte.

„Demokratie lebt von der Einmischung und davon, dass niemand auf der Strecke bleibt“, eröffnete die Gewerkschafterin vor rund 60 Teilnehmern ihr Referat zum Konferenzthema „Demokratie und Soziale Gerechtigkeit“.

Buntenbach warnte davor, dass sich Arbeitnehmer am Arbeitsplatz gegeneinander ausspielen lassen. Das Contra von Leiharbeitern und Festangestellten sei ebenso abzulehnen wie die geschürte Konkurrenz von Zuwanderern und alteingesessener Bevölkerung. Die Arbeitswelt laboriere heute an den Folgen der „Agenda 2010“, die zur Teilung auf dem Arbeitsmarkt geführt habe, so Buntenbach. „Befristete Verträge gefährden den aufrechten Gang im Betrieb“, warnte das DGB-Vorstandsmitglied vor der Beschädigung der betrieblichen Mitbestimmung, wenn Engagement der Arbeitnehmer u.U. zur Nicht-Verlängerung von Zeitverträgen führen könnte. Es bedürfe dringender Korrekturen, damit die Arbeit wieder mehr persönliche Perspektive bietet. Bedroht sei die Demokratie laut Buntenbach überall dort, wo Anfeindungen und Diskriminierungen von Minderheiten stattfinden. „Dabei darf niemand weghören, nicht auf der Familienfeier und nicht auf der Arbeitsstelle“, forderte sie die Zuhörer zu aktiver Zivilcourage im Alltag auf. Die Menschenwürde müsse immer respektiert werden, „ganz gleich, wo jemand herkommt.“

Wie sehr man in den letzten Monaten gemerkt habe, dass Demokratie anders als lange angenommen keine Selbstverständlichkeit ist, machte Ulla Woltering vor den Konferenzteilnehmern aus Vereinen, Institutionen, Parteien und Bürgerschaft deutlich. Das von der Arbeiterwohlfahrt, dem Bürgerzentrum Schuhfabrik und der Stadt Ahlen getragene Projekt „Demokratie leben!“ sei von beklemmend neuer Aktualität, so die Leiterin des städtischen Fachbereichs für Jugend, Soziales und Integration. Eine große Herausforderung, der sich nicht nur die Stadt Ahlen stellen müsse, sei die erkennbar abnehmende Erziehungskompetenz. Mit der auf die Erhöhung der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gerichteten Präventionskette werde ein System angelegt, in dem Familien schon von der Schwangerschaft an Hilfen und Unterstützung auf dem Lebensweg geboten bekommen. Ziel sei es, Bildungslust auszulösen und Übergänge in der Biografie erfolgreich zu gestalten.

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