Der Fugenvergusskocher: Neu im Einsatz der Umweltbetriebe

(Kommentare: 0)

Mit ihrem Fugenvergusskocher machen die Umweltbetriebe der Stadt Ahlen einen wichtigen Schritt nach vorne, was die Flexibilität bei Reparaturen kleinerer Asphaltschäden angeht. Das Spezialgerät verhindert, dass Hitze, Frost und Regen aus einem kleinen Schaden ein großes Schlagloch machen.

Der Anhängerwagen erinnert ein wenig an eine Feldküche. Dampf steigt über ihm auf, im Inneren dreht sich ein stangenartiges Rührsystem, das den Behälterinhalt wie einen Eintopf in Bewegung hält. Doch der Duft der vermeintlichen Gulaschkanone, die in auffälligem Orange daherkommt, ist alles andere als appetitanregend. Hier wird eine Bitumenflüssigkeit auf Temperatur gebracht.

Was der Vier-Mann-Trupp der Ahlener Umweltbetriebe neuerdings über die Straßen und Wirtschaftswege der Wersestadt zieht, nennt sich fachlich korrekt Fugenvergusskocher. „Mit ihm lassen sich kleinere Schäden im Asphalt beseitigen“, erklärt Mathias Wehmeyer, Gruppenleiter „Bau und Unterhaltung“ bei den Umweltbetrieben. „Dadurch haben wir die Flexibilität, um kurzfristig zu reagieren.“ Bislang musste auf die zeitlichen Kapazitäten externer Firmen Rücksicht genommen werden. Doch ein zunächst unscheinbarer Missstand kann sich innerhalb weniger Monate ausweiten, weshalb schnelles Handeln angesagt ist.

Das Spezialgerät mit 300 Litern Fassungsvermögen ist für die Umweltbetriebe ein großer Schritt nach vorne. „Wir sind meines Wissens die einzigen im Kreis, die über so etwas verfügen“, so Wehmeyer. Der kochende Anhänger kostete zwar stolze 50 000 Euro, bringt dem Stadtsäckel aber langfristig große Entlastung. Warum? Ist erst einmal ein Riss in der Fahrbahn, nimmt normalerweise eine Kettenreaktion ihren Lauf: Dauerhitze im Sommer, Regen im Herbst und Frost im Winter sorgen dafür, dass sich der zunächst kleine Schaden zu einem großen Problem entwickelt.

„Unternimmt man nichts, entsteht irgendwann ein Schlagloch oder die gesamte Bankette sackt ab“, weiß Mathias Wehmeyer aus langjähriger Erfahrung. Wird die offene Stelle aber rechtzeitig geflickt, so dass ein Unterspülen und Auswaschen sowie Frostschäden besser vermieden werden können, ist der gesamte Zerstörungsprozess bis auf Weiteres gestoppt. So lassen sich teure Totalsanierungen vermeiden oder zumindest über Jahre hinauszögern.

Solche Fugenvergussmassen eignen sich zum Verfüllen von Ritzen und Bruchstellen auf allen Verkehrsflächen aus Beton und Asphalt. Sie sind ein optimaler Ausgleich zwischen Bewegungsaufnahme und Spannungsabbau in der Fuge, da sie elastisch bleiben und gute Gebrauchseigenschaften bei Wärme und Kälte aufweisen. Haftungsvermögen und hohe Altersbeständigkeit werden ihnen laut Hersteller ebenso zugeschrieben.

„Der Fugenvergusskocher ist jetzt unser fünfter Mann in unserer Kolonne“, sagt Dirk Schumacher mit einem Augenzwinkern, während er auf die Temperaturanzeige deutet. Demnach ist dieser „fünfte Mann“ ein besonders heißer Typ: „Die Flüssigkeit wird auf 170 bis 200 Grad Celsius erhitzt.“ Bevor sie jedoch auf die Schadensstelle aufgebracht wird, muss der Riss ordentlich gesäubert sein. „Alle organischen Materialien werden zunächst unter Hochdruck herausgeblasen“, beschreibt Kollege Chris Krause und schiebt dazu eine Heißluftlanze vor sich her, die an eine Propangasflasche angeklemmt ist.

Doch nicht jeder Schaden kann auf diese Weise behoben werden. „Faustregel ist, dass der Riss möglichst nicht mehr als zwei Zentimeter breit ist“, konkretisiert der Gruppenleiter beim Ortstermin am Henneberg. Inzwischen hat Dirk Schumacher die Bitumenlanze startklar gemacht. Vorsichtig zieht er sie über die gesäuberte Asphaltfurche. Nicht mal eine Minute dauert es, dann ist die Straße vor weiteren Witterungseinflüssen geschützt. „Jetzt kommt noch eine Handvoll Quarzsand drüber“, sagt der Fachmann. „Kurz darauf ist die Stelle schon wieder problemlos befahrbar.“

Der Fugenvergusskocher hat erst wenige Kilometer auf dem Tacho. „Er ist ja auch noch nicht so lange im Einsatz“, sagt Chris Krause. Da er bei kaltem und nassen Wetter nicht eingesetzt werden kann, wird er in diesem Jahr voraussichtlich nicht mehr groß ausrücken. Aber im kommenden Frühjahr geht's „ganz heiß“ weiter auf den städtischen Straßen.

Quelle: Christian Wolff, Ahlener Zeitung

Zurück