„Der Hoffnungslosigkeit ein Schnippchen schlagen“ – Neujahrsempfang vermittelt Mut zur Zuversicht

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Nach zweijähriger Corona bedingter Abwesenheit begrüßte Bürgermeister Dr. Alexander Berger wieder Vertreterinnen und Vertreter der Ahlener Stadtgesellschaft zum Neujahrsempfang. In der Stadthalle kamen gut 300 Gäste zusammen, um auf das neue Jahr anzustoßen und einen Ausblick auf die kommenden Monate zu üben.

Kooperationspartner des städtischen Neujahrsempfanges waren erstmals die Stadtwerke Ahlen. „Die Versorgung mit Energie ist ganz sicher eines der Top-Themen des Jahres 2023“, begründete Berger, warum er gemeinsam mit Stadtwerke-Geschäftsführer Dr. Alfred Kruse zum Neujahrsauftakt eingeladen hatte. Die Stadtwerke Ahlen seien ein verlässlicher und starker Partner für die Bürgerinnen und Bürger.

125 Jahre Stadtwerke

„Wir können froh sein über dieses Unternehmen, das weitsichtig an den Energiemärkten aktiv ist, um seinen Kundinnen und Kunden beste Konditionen bieten zu können“, so Berger. In Schutz nahm der Bürgermeister die Beschäftigten der Stadtwerke, insbesondere im Servicebereich. Sie seien in den letzten Wochen und Monaten mit Sorgen und Nöten der Menschen konfrontiert worden, leider vielfach auch mit unangemessener Aggression und Unverständnis. Das Publikum in der Stadthalle quittierte seine Worte mit unterstützendem Applaus. Dr. Alfred Kruse nutzte die Begrüßung, um Logo und Slogan der Stadtwerke vorzustellen, die sie sich aus Anlass des 125jähigen Bestehens des Unternehmens in diesem Jahr gegeben haben. Das Motto „verbinden, versorgen, vorausdenken“ sei Ausdruck von Kundennähe. „Wir verbinden Menschen und wir versorgen mit Leidenschaft. Zuverlässig, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Wir leben Daseinsvorsorge, wir sind die vor Ort.“

Verdienste von Ehrenamt, Kitas, Schulen und Gesundheitswesen  

In seiner Ansprache dankte Berger allen, „die im Ehrenamt Zeit, Geld und persönliche Kraft investieren, um anderen Menschen das Leben lebenswerter zu machen.“ Für Oktober kündigte er die Neuauflage des Ahlener Ehrenamtstages an. Während der Corona-Pandemie hätten Beschäftigte in Kitas, Schulen und Weiterbildungseinrichtungen vielfache Zumutungen erleiden müssen und dennoch sei der Betrieb immer sichergestellt gewesen. „Ich verbeuge mich vor dieser erfolgreichen Anstrengung“, so Berger, der den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern große persönliche Motivation sowie Liebe und Zuneigung zu den anvertrauten Kindern und jungen Erwachsenen bescheinigte. 

Dank auch an Ärztinnen und Ärzte, Krankenpflegende, Rettungsdienste und medizinische Dienstleister. Was in der schwersten Krise, die das Gesundheitssystem seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs durchstehen musste, in stationären und ambulanten Einrichtungen geleistet worden sei, habe häufig letzte Kraftreserven erfordert. Berger richtete einen Appell an Politiker in Land und Bund, „alles in Ihrer Gestaltungsmacht Stehende zu tun, damit Krankenhäuser die erforderliche personelle und sachliche Ausstattung erhalten.“ Die qualifizierte haus- und fachmedizinische Versorgung der Menschen müsse auch außerhalb der großen Metropolen gewährleistet und ausgebaut werden. Auch davon sei abhängig, wie konkurrenzfähig Mittelstädte wie Ahlen im Wettbewerb der Wohn- und Wirtschaftsstandorte blieben.

Solidarität mit Geflüchteten aus der Ukraine

Die großen Herausforderungen dieser Zeit - Krieg, wirtschaftliche Knappheit, Klimawandel - führen für Bürgermeister Berger „unweigerlich zu dem, was im Leben wirklich notwendig oder wichtig ist.“ Dabei gehe es nicht nur um das Materielle. „Hoffnung und Zuversicht lassen sich schöpfen zum Beispiel aus der eigenen Verantwortung oder aus der Weise, wie wir unser Leben in der Familie, am Arbeitsplatz, im Ehrenamt und mit unseren Freunden sinnerfüllend leben. Dem anderen die helfende Hand reichen oder einfach nur respektvoll mit seinen Mitmenschen umgehen, das kann der Hoffnungslosigkeit ein Schnippchen schlagen und wuchtige Momente der tiefen Zufriedenheit und des Glücks erzeugen.“ Menschlichkeit sei in humanitären Notlagen „für uns in Ahlen“ eine Selbstverständlichkeit, so Berger. Vor den Grausamkeiten der russischen Armee geflüchteten Menschen biete Ahlen ein sicheres Obdach vor Vertreibung, Kälte, Hunger, Dunkelheit und Tod. „Wir werden solidarisch bleiben, solange es notwendig ist und unser Engagement auch zu steigern wissen.“ 

Wichtigstes Großprojekt: das Stadthaus

Von den in 2023 anstehenden Großprojekten hob Berger den Neubau des Stadthauses hervor, mit dem „der Anfang vom Ende einer jahrzehntelangen Leidensgeschichte“ beginne. An Kritiker gerichtet unterstrich das Stadtoberhaupt, dass es Achtung vor jedem habe, der mit dem Neubau hadere. In der Demokratie gehöre es jedoch dazu, getroffene Mehrheitsbeschlüsse zu respektieren. „Überhaupt kein Verständnis habe ich deswegen für nicht enden wollende Versuche ständiger Skandalisierung dort, wo es nichts zu skandalisieren gibt.“ Die Baubeschlüsse seien gefasst „und jetzt legen wir los.“ Das Stadthaus werde ein zeitgemäßes Verwaltungsgebäude unter den Aspekten von Arbeitssicherheit, Energieeffizienz und Ressourcenschonung.

Weitere signifikante Maßnahmen seien Schulbaumaßnahmen wie die Errichtung der künftigen Oberstufe an der Therese-Münsterteicher-Gesamtschule, der Bau des Feuerwehrgerätehauses in Dolberg sowie die Radstation im Ahlener Bahnhof. 

Jubeljahr 2024 steht vor der Tür

Privatpersonen, Vereine und Institutionen lud Berger ein, sich in 2023 auf das Jubeljahr 2024 vorzubereiten, wenn Ahlen 800 Jahre Stadtrechte feiert. Die hohe Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger am Logo-Wettbewerb mit 70 Einsendungen zeige ihm: „Die Menschen in Ahlen haben Lust auf ihr Jubiläum.“ 

Lebensfreude statt Jammerei

Als Gastredner sprach der Bestseller-Autor Peter Prange den Gästen Mut zu. Als Beobachter der Geschichte analysiert er wie kaum ein anderer deutscher Schriftsteller der Gegenwart historische Höhen und Tiefen unseres Landes. Auch in dieser Krise haben die Menschen nach Pranges Ansicht berechtigten Grund zur Annahme, dass sich die Dinge wieder zu einem Besseren wenden. „Ich halte gar nichts von dem Gerede, wir befänden uns in der größten Krise seit dem letzten Weltkrieg“, so der aus Altena im Sauerland stammende Autor. Tatsächlich gehe es den heutigen Deutschen so gut wie keiner Generation vor ihnen. Das Jammern sei eines auf sehr hohem Niveau. Seinen Landsleuten empfahl Prange, es so zu tun, wie die Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg: „Sich am Schopfe aus der Not ziehen und die Dinge mit Optimismus und Lebensfreude angehen.“ 

Musikalisch umrahmte den Empfang das Orchester des Städtischen Gymnasiums unter Leitung von Peter Dermann.

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