Die Eltern ins Boot holen
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Spielend lernen – das ist die Basis, auf der alle heilpädagogische Frühförderung beruht. „Das Spiel ist die Form, in der sich das Kind die Welt erschließt“, sagt Ute Hinzen, Diplom-Pädagogin und Leiterin der Heilpädagogischen Frühförderung von Parisozial. Die feiert in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen. Zuerst in der Hand der Lebenshilfe im Kreis und seit 1998 in der Trägerschaft von Pari bieten die mittlerweile acht Heilpädagoginnen im Südkreis erste Frühförderungen für Kinder bis zur Einschulung an.
„Oft kommt der Bedarf im Kontakt mit Ärzten und Kindergärten ans Licht“, schildert Sandra Schnafel, Diplom-Heilpädagogin und stellvertretende Leiterin, einen Fall. Dann gibt es eine Meldung an die „Beratungsstelle von Eltern entwicklungsverzögerter und behinderter Kinder“ beim Gesundheitsamt des Kreises. „Von da werden wir benachrichtigt und über Notwendigkeiten informiert“, führt Ute Hinzen fort. Das Team sucht als ersten Schritt ein Gespräch mit den Eltern. „Es ist unbedingt nötig, die Eltern im Boot zu haben“, stellt Sandra Schnafel klar. Denn ein wöchentlicher Besuch in der Familie kann, ohne Mithilfe der Eltern, kaum etwas bewirken. „Schließlich muss der gesamte soziale Raum, also zunächst die Familie, des jungen Klienten eingebunden sein“, hebt Ute Hinzen hervor. Dabei kommt es den Frühförderern besonders darauf an, die Stärken zu fördern. „Wir können zwar eine Blindheit nicht beseitigen, doch die anderen Fähigkeiten wie Hören oder Tasten stärken“, nennt die Heilpädagogin ein Beispiel.
Fähigkeiten werden daher regelrecht gesucht. Dabei sehen sich die Frauen oft als Schatzsucher. „Der Schatz, die Stärken, bringen das Kind voran, nicht das Herumreiten auf Schwächen“, hebt Hinzen hervor. Dabei seit die wertschätzende Haltung gegenüber dem Kind und seiner Familie wichtig. Nur eine liebevolle Bindung ermögliche eine erfolgreiche Förderung, das ist für die Heilpädagogen ein unumstößlicher Leitsatz. Spielend lernen ist die Arbeitsgrundlage. Aber mit Bedacht. Eile und Masse habe in der Frühförderung nichts zu suchen. „Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“, sagt Hinzen. Ein Umstand, den Eltern häufig erst verstehen müssen. Das gilt für deutsche wie für zugewanderte Familien. „Es ist im Grunde keine andere Arbeit, nur dass sie mit einer Dolmetscherin stattfindet.“
Die Heilpädagoginnen sehen sich als „Lotsen“ bei der Entwicklung des Kindes. Mitunter im wörtlichen Sinn – wenn etwa Begleitung in den Kindergarten nötig ist, um die bestmöglichen Chancen für das Kind gemeinsam mit den Erzieherinnen zu sichern.
Autor Peter Schniederjürgen