Die Mammutfrage

(Kommentare: 0)

Die Diskussion ist entfacht. Die, ob Ahlen ein Mammut zur Identitätsstärkung braucht, oder nicht. Die einen finden sie längst überfällig, andere schlichtweg überflüssig. Und während es in Facebook-Kommentarleisten blitzt und donnert, sprechen andere ihr Statement bei schönstem Sonnenschein in die Fernsehkamera. Ahlen ist auf Sendung – mit einem Thema von scheinbar überregionalem Interesse.


Peter Schmidt, Vorsitzender von „Pro Ahlen“, spricht am Mittag am Rande der „Sat 1“-Dreharbeiten auf dem Marktplatz von einem „sympathischen Anstoß“, den Werbemann Knut Schneider da am Wochenende via „AZ“ an die Öffentlichkeit gesendet habe. Der allerdings nicht überinterpretiert werden dürfe. Dennoch: Die Mammutfrage sei eine willkommene, um im Stadtmarketing einen Schritt weiterzukommen. Natürlich stehe dieses Tier nicht für die in Ahlen so stark aufgestellte Metallindustrie, wie WFG-Chef Jörg Stegemann am Morgen in der „AZ“ kritisch zu bedenken gegeben hatte. Aber warum sollte die größte Stadt im Kreis nicht auf eben diese sympathische Art und Weise auf das größte Tier setzen? Flankiert von einem Bürger-Wettbewerb: „Wo stellen wir sie hin? Wie gestalten wir sie?“ Unter denen, die mitmachen, könnten dann auch gleich drei ausgelost werden.


Heiner Klostermann, Sprecher der Kaufleute in „Pro Ahlen“, zeigt sich zweigeteilt: „Als Werbeaktion mit hohem Aufmerksamkeitswert eine sehr gute Sache.“ Aber: „Als Marketingaktion etwas verkehrt.“ Marketing müsse von innen her kommen, die Bevölkerung mitnehmen, um letztendlich auch von Politik und Industrie mitgetragen zu werden. „Da“, so Klostermann, „wartet eine Mammutaufgabe auf uns.“


Vor dem Parkbad legt Bäder-Geschäftsführer Hans Jürgen Tröger ein kleines Bekenntnis fürs Mammut ab, das aber groß genug sein müsse, um die noch offene Vorplatzgestaltung zu regeln. Der böte zwar in seiner augenblicklich flach grünen Tristesse genug Platz für einen regelrechten Mammutauftrieb. Aber: „Es sollte eine einzelne Symbolfigur sein. Wir brauchen hier keine ganze Herde“, stellt Tröger klar. Diesbezüglich sei zunächst Grundsätzliches mit der Stadt zu klären, bevor man in Euphorie verfalle. Denkbar sei es auch, ein anderes Tier vor‘s Bad zu holen. Den „Berliner Bär“, der im benachbarten Park doch im Abseits stehe. Oder eine neue, von Ahlener Künstlern geschaffene Maßarbeit. Vor der Kamera kommt der Geschäftsführer dann doch wieder aufs Mammut: Dann, so schmunzelt er, bitte in Badebekleidung – und in XXL.


Derweil kann Initiator Knut Schneider am Mittag auf zehn Frühbucher aus der Wirtschaft setzen. Eine gute Grundlage, wie er findet, jetzt den Weg ins Rathaus einzuschlagen, um dort offiziell anzusprechen, was sich in den vergangenen Tagen so unerwartet schnell verselbstständigt hat. Die Mammutfrage.

Autor Dierk Hartleb

Zurück