Digitalpakt: Ahlen als Blaupause für die Digitalisierung der Schulen

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Nicht weit hatte es Anja Karliczek, in der Bundesregierung verantwortliche Ministerin für Bildung und Forschung, um am Donnerstag nach Ahlen zu kommen. Das Kabinettsmitglied lebt im Nachbarkreis Steinfurt. Von ihrem Wohnort Ibbenbüren aus braucht man nur eine knappe Stunde mit dem Auto, um die Wersestadt zu erreichen. Vermutlich lag es auch an dieser Nähe, dass die Bundesministerin (CDU) so gut informiert war über den Stand der Digitalisierung in Ahlener Schulen.

„Ich bin begeistert, wie Sie das hier machen“, zollte sie den Akteuren in Ahlen für ihr zielgerichtetes Vorgehen Respekt. Hier habe sie gelernt, wie es laufen kann, „wenn der Bürgermeister das Thema in die Hand nimmt, und die technische Infrastruktur vereinheitlicht.“ Das sei genau das, was auch in anderen Kommunen helfen würde, die Schullandschaft auf gewaltige Umbrüche vorzubereiten.

„Ich finde es schade, wenn man sich öffentlich gern an schlechten Beispielen hochzieht und die guten nicht sieht“, bedauerte Karliczek, in deren Augen Ahlen eindeutig zu den guten gehört: Erst Anfang der Woche gab der Schul- und Kulturausschuss grünes Licht für die Anschaffung von 1200 weiteren iPads für Lernende und Lehrende. Rund 600.000 Euro lässt sich die Stadt Ahlen das kosten, gefördert zu mehr als 90 Prozent von Bund und Land. „Wir ergreifen Chancen und setzen zügig um, was geht“, so Bürgermeister Dr. Alexander Berger im Gespräch mit der Ministerin. Dabei gehe es mitunter ziemlich sportlich zu, wie dieses Beispiel zeigt. Das Förderprogramm für Endgeräte kam während der Sommerferien auf den Markt und die Stadtverwaltung habe sofort geschaltet.   

Was der Bund jetzt als „Digitalpakt“ forciert, werde in Ahlen schon seit drei Jahren gestemmt, beschrieb Berger zuvor die Anstrengungen, die die Stadt unternommen hat, um ein digitales Schulnetz zu schaffen. „6 Millionen Euro hat der Stadtrat zur Verfügung gestellt, um eigene Infrastruktur aufzubauen.“ Die Stadt habe die Notwendigkeit hierfür zu einer Zeit erkannt, als es noch keine Förderprogramme gegeben habe. Heute sei Ahlen ein Stück weiter als viele andere Kommunen. Herzstück ist dabei der von der städtischen IT-Abteilung betreute zentrale Server, von dem aus alle städtischen Schulen bis 2024 sternförmig mit Glasfaser versorgt werden.

Ahlens Bürgermeister fürchtet angesichts der vorzeigbaren Erfolge den sprichwörtlichen Fluch der guten Tat. „Das Problem ist nun, das schon Geschaffene in die Förderprogramme zu bekommen.“ Diese müssten nicht nur besser aufeinander abgestimmt werden, die Kommunen bräuchten auch Signale der Sicherheit, dass keine Fördermittel wegen kleinlicher Auslegungen zurückgefordert werden. Die Förderprogramme sollten Katalysatoren sein, die Prozesse beschleunigen, und keine Hemmschuhe.

Karliczek versprach Berger, hierfür zu sorgen. Auch ihr missfalle es, „dass zu viel über Geld und zu wenig über die Lösung der Probleme geredet wird.“ In diesen Tagen habe sie einen Brief an die Länder verfasst. Darin fordert sie, den Schulträgern den vorzeitigen Maßnahmenbeginn zu ermöglichen. „Es muss nicht erst ein komplettes Konzept vorliegen, wie Schulen verkabelt werden.“ Das Vorgehen der Stadt Ahlen könnte in Bund und Ländern als Blaupause dienen, wie die Digitalisierung der Schulen angeschoben werden kann, übten sich Bundesministerin und Bürgermeister im Schulterschluss.

Dass das Engagement der Kommunen nicht an bürokratischen Strukturen des Digitalpakts scheitern darf, unterstrich Reinhold Sendker, der als heimischer CDU-Bundestagsabgeordneter die Bundesministerin begleitete. „Ahlen hat sich in einzigartiger Weise auf den Weg gemacht“, sieht er die für Ahlen vorgesehenen 360.000 Euro an richtiger Stelle investiert. 

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