Diskussion beim Arbeitsfrühstück zwischen Landwirten und Stadtverwaltung

(Kommentare: 0)

Über die richtige Bezeichnung ihres jährlichen Treffens konnten sich beide Seiten nicht einigen. Doch ob „Bauernfrühstück", wie es im Rathaus genannt wird, oder aber „Bürgermeisterfrühstück": Alle Teilnehmer waren sich auch jetzt auf dem Hof Stratmann in Dolberg erneut darin einig, dass es sich bei dem regelmäßigen gemeinsamen Arbeitsfrühstück der Spitzen der örtlichen Landwirtschaft und der Stadtverwaltung um eine sinnvolle Tradition „mit hohem Nährwert“ handelt. Denn bei dieser Zusammenkunft werden viele Themen diskutiert, die den bäuerlichen Berufsstand und die Bauerschafts-Bewohner betreffen, die aber „auch Ahlen insgesamt interessieren müssen“, so Benedikt Ruhmöller. Denn die Landwirtschaft und die ländliche Umgebung der Stadt sind laut dem Bürgermeister „für uns alle von ganz großer Bedeutung“.

Deshalb habe sich der Stadtrat auch einmütig dazu bekannt, dass der seit über dreißig Jahren bestehende Bauerschaftsbeirat bestehen bleibt und seine Mitwirkung an speziellen kommunalpolitischen Entscheidungen – etwa die Wirtschaftswege betreffend – uneingeschränkt fortsetzen kann, versicherte Ruhmöller zum Auftakt des Frühstücksgesprächs. Der Beirat soll jedoch seine Rahmenbedingungen gemeinsam mit der Verwaltung neu formulieren, so dass ihn der Stadtrat entsprechend der aktuellen Kommunalverfassung „neu justieren“ kann.

Wichtige Gesprächsthemen für die Landwirtschaftlichen Ortsverbände Ahlen, Dolberg und Vorhelm sind alljährlich die Wirtschaftswege, der Flächenverbrauch durch die Wohn- und Gewerbeentwicklung sowie die Entwicklungsmöglichkeiten bäuerlicher Betriebe. Wie steht die Stadt zu größeren Ställen mit Tausenden Hühnern oder Schweinen? Ermöglicht sie solche Vorhaben planungsrechtlich? Hier seien, so Stadtbaurat Andreas Mentz, jeweils kommunalpolitische „Einzelfallentscheidungen“ je nach Standort und Größenordnung zu treffen, und auch der Kreis Warendorf sei zu beteiligen. Zwischen dem Landrat und den Bürgermeistern des Kreises sei aktuell vereinbart worden, dass über alle Vorhaben ein frühzeitiger und transparenter Informationsaustausch stattfindet, in dem auch die Anregungen aus der nicht landwirtschaftlichen Bevölkerung zu berücksichtigen seien.

Die Vertreter der Landwirtschaft wie der Stadtverwaltung teilten die Auffassung, dass die Erhaltung und die „Ertüchtigung“ der ländlichen Wirtschaftswege „eine ständige Herausforderung“ seien, zumal diese zunehmend nicht nur von der Landwirtschaft, sondern ebenso von Schulbussen und erholungssuchenden Ausflüglern genutzt werden. Stadtkämmerin Karin Rodeheger sagte zu, auch für den ländlichen Straßenbau „im Rahmen unserer beengten Möglichkeiten“ jeweils die notwendigen Mittel einplanen zu wollen. Dabei müsse jedoch, so Bernd Döding, der Chef der städtischen Umweltbetriebe, fortwährend geprüft werden, inwieweit einzelne Wegestrecken noch tatsächlich erforderlich seien oder aber zurückgebaut werden können.

Die zunehmende Versiegelung landwirtschaftlicher Flächen durch die Wohn- und Gewerbenutzung wird auch von der Stadtverwaltung „sehr kritisch“ bewertet, bestätigte Mentz. Deshalb werde derzeit gemeinsam mit dem Stadtrat ein „Konzept der verantwortlichen Wohnbauplanung“ erarbeitet. Darin soll, so der Stadtbaurat, der innerstädtischen Binnenentwicklung der Vorzug gegeben werden. Andererseits müssten ansiedlungs- oder erweiterungsinteressierten Betrieben in dieser „Industriestadt im Grünen“ zusätzliche Flächen offeriert werden. Denn die weitere Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Ahlen, so auch Bürgermeister Ruhmöller, müsse ein Anliegen aller Bevölkerungsgruppen und so auch der bäuerlichen Bevölkerung sein.

Bauern- oder Bürgermeisterfrühstück? Der Titel ihres jährlichen „Gipfeltreffens“ war den Teilnehmern letztlich egal. Einig waren sie sich bei dem abschließenden Blick in Stratmanns Kuhstall darin, dass das regelmäßige Gespräch und die enge Zusammenarbeit zwischen der Landwirtschaft und der Stadtverwaltung unbedingt fortgesetzt werden soll. Wie dies in Ahlen gepflegt wird, lobte Dr. Judith Schäfer vom Landwirtschaftlichen Kreisverband, sei „weithin außergewöhnlich und vorbildlich“.

Zurück