Ein Glücksfall für Ahlen und Teltow
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Mit einem Festakt beging am Vortag des Einheitsfeiertages Ahlens Partnerstadt Teltow drei Partnerschaftsjubiläen. Aus der Wersestadt reisten dazu die stellv. Bürgermeisterin Rita Pöppinghaus-Voss und der Fachbereichsleiter für Schule, Kultur, Weiterbildung und Sport, Christoph Wessels, in die Rübchenstadt.
Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt würdigte im Ernst-von-Stubenrauch-Saal die fünfzigjährige Beziehung zum französischen Gonfreville l`Orcher, das Silberjubiläum mit Ahlen, sowie die zehnjährige Städtepartnerschaft mit Zagan in Polen. Den Festakt bereicherte musikalisch mit mehrsprachigen Songs Manfred Kehr, der hauptberuflich bei der Stadtverwaltung Ahlen beschäftigt ist. Der Interpret von Folkmusik und Auswandererliedern überzeugte vor allem - ohne selbst die Sprache zu beherrschen - mit einem auf Polnisch vorgetragenen Titel, bei dem sich die Zaganer Gäste zu wahren Begeisterungsstürmen hinreißen ließen.
Ahlen und Teltow dürften auf „25 skandalfreie Jahre zurückblicken“, freute sich Bürgermeister Schmidt über eine bewährte Städtebeziehung, die „grenzenlose Standhaftigkeit“ bewiesen habe. Nach der Herstellung der deutschen Einheit hätten „Ost und West ein verwobenes Band gestrickt.“ Schmidt erinnerte in seiner Ansprache daran, dass nicht allein Ahlen eine Partnerschaft mit Teltow angestrebt hatte: „Auch andere machten uns den Hof, aber Ahlens Antrag haben wir sehr gerne angenommen.“ Schmidt ist sich sicher: Die Begegnung beider Städte „war ein Glücksfall!“ In den zurückliegenden 25 Jahren sei viel Pionierarbeit geleistet worden. Neben den zahlreichen bürgerschaftlichen Kontakten sei auch der Faden zwischen den Stadtverwaltungen nach wie vor intakt. Aktuell berät Ahlen Teltow beim Aufbau eines Rettungsdienstes, wozu widerholt Vertreter des zuständigen städtischen Fachbereiches und der Feuerwehr in Brandenburg weilten. Nicht nur anekdotisch wollte der Vorsitzende des Städtepartnerschaftsvereins „Teltow ohne Grenzen“, Alain Gamper, seine Gedanken verstanden wissen. „Wer hätte gedacht, dass beim Pöttkes- und Töttkenmarkt die Ahlener Schlange stehen für Rübchentorte und Kirschbier“, fragte er. Die Menschen in Ahlen und Teltow seien bewegt von der Partnerschaft, die auch „eine Schule der offenen Horizonte“ sei.
Die europäische Dimension des Teltower Festaktes unterstrich Rita Pöppinghaus-Voss in ihren Grußworten (Die Rede im Wortlaut). Die Staaten der Europäischen Union fänden im Jahre 2016 nur unzureichend eine gemeinsame Sprache. Für die Bürgerinnen und Bürger Europas gelte dies jedoch nicht: „Das zeigen dieser wunderbare Festakt und die formvollendete Gastfreundschaft, die wir hier wieder einmal erfahren dürfen“, dankte sie Teltows Stadtoberhaupt Thomas Schmidt. Deutsche, Franzosen und Polen müssten in diesen Tagen Tendenzen wahrnehmen, die auf die nationale Abgrenzung ihrer Länder massiv hinwirken. „Wozu Ignoranz und Nationalismus führen, haben unsere drei Länder im letzten Jahrhundert in zwei furchtbaren Kriegen bitter erleben und erleiden müssen“, appellierte Pöppinghaus-Voss für Zusammenarbeit und Verständigung über die Grenzen hinweg.
Mit dem Stand der Ahlen-Teltower Beziehungen zeigte sich die stellvertretende Bürgermeisterin zufrieden. „Vor allem unsere beiden Städtepartnerschaftsvereine sorgen dafür, dass Begegnungen zwischen den Einwohnern aus allen gesellschaftlichen Schichten gefördert werden, so wie es in unserer Partnerschaftsurkunde verbrieft worden ist“, zitierte sie aus dem Gründungsdokument von 1991. Persönlichkeiten wie dem heutigen Ehrenbürger und früheren Bürgermeister Horst Jaunich gebühre Anerkennung dafür, dass nach der deutschen Einheit tatkräftig zugegriffen wurde, als sich für Ahlen die Chance auf eine deutsch-deutsche Städtepartnerschaft ergab. „Seinem Engagement und dem seiner Mitstreiter hüben wie drüben haben wir es zu verdanken, hier versammelt zu sein.“ Pöppinghaus-Voss lud die Bürgerinnen und Bürger sowie Rats- und Verwaltungsangehörigen aus Teltow ein, im nächsten Jahr zur Einweihung des „Platzes der Städtepartnerschaft“ nach Ahlen zu kommen. Als Gastgeschenk überreichte sie ein von Martin Hatscher gemaltes Bild mit Teltower und Ahlener Ansichten. Künstlerisch auch die Teltower Gabe. Thomas Schmidt überreichte ein Bild, das der Leiter der Teltower Jugendkunstschule, Hans Jürgen Brauer, während eines Aufenthaltes 2011 in Ahlen von den Fördergerüsten der Zeche Westfalen anfertigte.
Vor dem Festakt enthüllten die Gäste aus Deutschland, Frankreich und Polen zusammen mit ihren Teltower Gastgebern am Ahlener Platz ein Informationsrondell. Die sogenannte Gebetsmühle vermittelt allerhand Wissenswertes über die Partnerstädte, ergänzt um fotografische Impressionen aus Gonfreville, Zagan und Ahlen.