Eine Baustelle (fast) ohne Spuren – Aufbau des digitalen Schulnetzes

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Geheimnisvolle Striche und Ziffern, mit Sprühkreide auf Kanaldeckeln und Straßenpflaster markiert, sieht man zurzeit an einigen Stellen im Stadtgebiet. Sie sind das sichtbare Zeichen eines der größten und finanziell aufwendigsten Vorhaben, das die Stadt Ahlen gegenwärtig umsetzt. Der Aufbau des Ahlener Schulnetzes vollzieht sich zu großen Teilen kaum sichtbar im Untergrund.

„Wir brauchen keine großen Bagger und reißen auch nicht die Straßen auf“, sagt Bauleiter Manuel Speer vom Tiefbau Unternehmen Clemens Reuschenbach aus Breitscheid. Die Rohre, in denen künftig Glasfaserkabel verlaufen werden, um zunächst sechs städtische Schulstandorte mit einem zentralen Severraum zu verbinden und an das schnelle Internet anzuschließen, werden mit horizontaler Bohr- und Presstechnik durch den Boden gedrückt.

„Minimal invasiv, so wie in der Chirurgie“ gehe das, sagt Straßenbaumeister Speer. Alle hundert Meter muss dazu lediglich ein Kopfloch gegraben werden, von dem aus die Bohrstangen durch den Ahlener Boden geschoben und Leerrohre nachgezogen werden. Das Aufreißen langer Gräben ist überflüssig. „Das schont nicht nur die Straßen, sondern auch unsere finanziellen Mittel“, findet Bürgermeister Dr. Alexander Berger das in jeder Hinsicht ressourcensparende Verfahren ausgezeichnet. Bis ins Detail hat er sich die Technik zeigen lassen, mit deren Hilfe erforderliche Vorarbeiten geleistet werden, um den „digitalen Campus“ ab Herbst starten zu lassen. Bis 2024 soll das ehrgeizige Projekt abgeschlossen sein.

Damit die Bohrrohre unter der Straße auch immer auf richtigem Kurs bleiben, kontrolliert Pascal Fasel mit einem Handmessgerät den Verlauf des flexiblen Bohrgestänges. Der Detektor zeigt dem Spezial-Tiefbauer jede noch so geringe Abweichung von der vorgegebenen Ideallinie an. Drei Meter lang sind die Einzelrohre, die Fasels Kollege Dennis Eßer mit seinem baggerähnlichen Arbeitsgerät zu bis zu 250 Meter langen Stangen zusammensetzt. Nicht von Hand brauchen die Gestänge miteinander montiert und verlängert werden, sie werden automatisch und in einem Gang von einem Stapel gezogen und sofort miteinander verschraubt. Durch den Hohlkörper schießt Wasser mit Hochdruck den Weg unterirdisch frei. Der Prozess verlangt ständige Aufmerksamkeit. „Es könnte auch mal ein massives Hindernis im Weg sein“, sagt Eßer. Die Sensoren würden das jedoch sofort anzeigen und die Spülbohrung wäre beendet.

Rund 2800 Meter Leerrohre hat das Team der Firma Reuschenbach in städtischem Auftrag bis Anfang der Woche verlegt. So lang ist die Kabeltrasse, in die im Laufe der nächsten Wochen Glasfaser eingeblasen wird. Seit Mitte Juli dauerten die Arbeiten, bei denen unter anderem die Werse unterquert worden ist und die laut Mario Speer zunächst „völlig problemlos“ verliefen. Im Verlauf des Südwalls stellte sich dem Bohrspülkopf jedoch auf den letzten Metern eine mächtige Kalksteinformation entgegen. Die erfahrenen Bohr- und Presstechniker hatten aber auch dafür zügig eine Lösung parat. „Es gibt nichts, wo der nicht durchkommt“, beschreibt Manuel Speer nicht ganz ohne Stolz den Bohrer aus Invarstahl, der mit den Ahlener Bodenverhältnissen am Ende spielend zurechtkam.    

Hintergrund:
Der erste Spatenstich für das digitale Ahlener Schulnetz ist gemacht: Vom Rathaus-Fuß aus werden zunächst das städtische Gymnasium, die Overbergschule, die Mammutschule und die Fritz-Winter-Gesamtschule an das Glasfasernetz angebunden. Die Trassenführung erfolgt vom Rathaus über den Bruno-Wagler-Weg, kreuzt die Friedrich-Ebert-Straße und verläuft dann entlang der Hans-Sachs-Straße bis zur Bahnunterführung. Von dort geht es über den Oelmühlenkamp und Im Burbecksort bis zur Mammutschule bzw. über Im Pattenmeicheln, Europa-Platz und August-Kirchner-Straße bis zur Fritz-Winter-Gesamtschule. Ein Abzweig reicht von der Friedrich-Ebert-Straße über den Südwall bis zum Ostwall, wo Albert-Schweitzer- und Overbergschule ans Netz kommen.
Parallel zu den Erdarbeiten erfolgt derzeit der zweite wichtige Bauabschnitt: Die Einrichtung und Ausstattung eines zentralen Serverraums inklusive Klima- und Löschanlage als Herzstück des digitalen Campus. Nach dem aktuellen Planungsstand kann der Serverraum bis Mitte September in Betrieb gehen. Er findet seinen Platz im städtischen Gymnasium, das damit auch die erste Schule ist, die voraussichtlich bereits im Herbst Nutzen aus dem Ahlener Schulnetz zieht. Bis Ende 2019 soll ein Drittel der Schulstandorte angebunden und je Schule die erste Ausbaustufe realisiert sein.

www.ahlener-schulnetz.de

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