Eröffnungsveranstaltung zur Woche der Brüderlichkeit 2022: Lesung mit Lena Gorelik
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Sie liest zur Eröffnungsveranstaltung aus ihrem autobiographischen Roman „Wer wir sind". Darin zeigt sie, dass die Identität gerade im Zwiespalt zwischen Stolz und Scham, Eigensinn und Anpassung, Fremdsein und allem Dazwischen stark wird und wie eine Frau zu sich findet – und wer wir im heutigen Deutschland sind.
Ein elfjähriges Mädchen reist 1992 mit den Eltern, der Großmutter und ihrem Bruder von St. Petersburg aus nach Deutschland, in die Freiheit. Was sie dafür zurücklässt, sind ihre geliebte Hündin Asta, die Märchen-Telefonnummer und fast alles, was sie mit Djeduschka, Opa, verbindet – letztlich ihre Kindheit. Im Westen merkt die Elfjährige, dass sie jetzt eine andere und «die Fremde» ist. Ein Flüchtlingskind im selbstgeschneiderten Parka, das die Wörter so komisch ausspricht, dass andere lachen. Auch für die Eltern ist es schwer, im Sehnsuchtswesten wächst ihre russische Nostalgie; und die stolze Großmutter, die mal einen Betrieb leitete, ist hier einfach eine alte Frau ohne Sprache. Das erst fremde Deutsch kann dem Mädchen helfen – beim Erwachsenwerden, bei der Eroberung jenes erhofften Lebens. Aber die Vorstellungen, was Freiheit ist, was sie erlaubt, unterscheiden sich zwischen Eltern und Tochter immer mehr. Vor allem, als sie selbst eine Familie gründet und Entscheidungen treffen muss.
Eine beeindruckend persönliche Geschichte, die in diesen Tagen aktueller denn je erscheint. Lena Gorelik, geboren 1981 im damaligen Leningrad (heute St. Petersburg), kam 1992 zusammen mit ihrer russisch-jüdischen Familie als „Kontingentflüchtling“ nach Deutschland. Nach ihrer Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München absolvierte sie den Elitestudiengang „Osteuropastudien“. Sie wurde mit dem Bayerischen Kunstförderpreis, dem Ernst-Hoferichter-Preis und dem Friedrich-Hölderlin-Förderpreis der Stadt Bad Homburg ausgezeichnet. Sie schreibt regelmäßig Essays und Reportagen zu gesellschaftlichen Themen, u.a. für die Süddeutsche Zeitung, das Deutschlandradio oder Die Zeit sowie als „Die Kosmopolitin“ über interkulturelle Begebenheiten für den Freitag.
Das Forum Brüderlichkeit plant zum 30. Mal die Woche der Brüderlichkeit in Ahlen, bundesweit findet die "Woche der Brüderlichkeit" bereits zum 70. Mal statt. Ein Anlass, sich einem Blick zurück zu widmen - und einen Blick in die Zukunft der Erinnerungskultur zu wagen. Die diesjährige, bundesweite Woche der Brüderlichkeit steht unter dem Motto „Fair Play – Jeder Mensch zählt“.
Eine Anmeldung für die Veranstaltung ist erforderlich: www.vhs-ahlen.de. Weitere Informationen erhalten Sie in der VHS-Geschäftsstelle: vhs@stadt.ahlen.de oder 02382 59-436.