Es grünt wieder auf dem Ring

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Der Anfang ist gemacht. Zahlreiche Jungbäume zieren seit heute rechts und links den Bürgermeister-Corneli-Ring. Die vom Ausschuss für öffentliche Einrichtungen beschlossene Wiederaufforstung der Straße soll bis Mitte Dezember abgeschlossen sein. Rund 160 Kaiserlinden sowie 45 schmal und säulenförmig wachsende Spitzahörner ersetzen den kranken Altbestand. Beide Baumsorten zeichnen sich durch ihre vor allem in Städten wichtige Robustheit aus.

Es war in der ersten Oktoberwoche, als die Stadt Ahlen rund 200 überwiegend alte Kastanien auf dem Bürgermeister-Corneli-Ring fällen musste. „Auch mir fiel es schwer, dies mitansehen zu müssen“, gesteht Stadtbaurat Andreas Mentz. Zeuge zu sein, wie eine scheinbar prächtige Allee in nur wenigen Tagen verschwindet, gehöre nicht zu den erquickenden Momenten im Leben eines Dezernenten, der auch für die Grünpflege in der Stadt verantwortlich ist. Es haben jedoch „gute und zwingende Gründe“ vorgelegen, die den Kahlschlag rechtfertigten. Andreas Mentz: „Wo akut Menschenleben von Bäumen gefährdet werden, deren Standsicherheit niemand garantieren kann, muss die Stadt verantwortungsvoll handeln.“ Mit den jetzt begonnenen Neupflanzungen verknüpft sich die Hoffnung, dass sich der Bürgermeister-Corneli-Ring in wenigen Jahrzehnten wieder zu der schmucken Allee entwickeln wird, die viele Ahlener noch in wehmütiger Erinnerung haben. Mit weniger als 50.000 Euro belasten Fällung und Neuanschaffung den städtischen Etat.  

Aus vielerlei Gründen scheide die vertraute Kastanie heutzutage als geeigneter Straßenbaum allerdings aus. Warum die Wahl für einen neuen Alleebaum nach Abwägung aller derzeitigen fachlichen Erkenntnisse auf die Kaiserlinde fiel, erklärt Grünflächenleiter Jörg Pieconkowski so: „Diese Baumart gilt seit Langem und auch in der aktuellen Betrachtung als besonders robuster und langlebiger Straßenbaum“. Zudem sei die Kaiserlinde sehr gut als Bienenweide geeignet. Natürlich haben aber auch diese Bäume Eigenschaften, die von den Menschen als unangenehm empfunden werden könnten. Im Jahreszyklus treten bei dem Sauerstoffspender Laub-, Blütenblatt- und Samenfall ein. „Bei schwülwarmer Witterung können sich manchmal auch für einige Tage Blattläuse auf ihren Blättern ansiedeln und dabei sogenannten Honigtau absondern“. Hierbei handele es sich aber um nichts anderes als eine unschädliche Zuckerlösung, die sich wieder abwaschen lässt. Man dürfe „halt nicht vergessen, dass es sich um Lebewesen handelt“, sagt Jörg Pieconkowski.  

Andere Vorschläge zur Wiederaufforstung der Allee hätten sich nach genauer Prüfung als ungeeignet herausgestellt. Bernd Döding, Leiter der Ahlener Umweltbetriebe, erklärt, warum es die Rot- und Hainbuche, die Eiche, sowie die Platane und Esche nicht in die engere Wahl schafften. „Die Rotbuche ist ein flachwurzelnder Waldbaum, der als Straßenbaum für das innerstädtische Klima und die dortigen Standorte unpassend ist.“ Allenfalls in Parkanlagen finde man ihn gelegentlich als Solitärbaum. Aufgrund der klimatischen Veränderungen habe die Buche zudem Probleme mit einer ausreichenden Wasserversorgung, so dass zunehmend Teile ihrer Krone eintrocknen und dadurch zur Gefahr werden. Ebenso gehöre die Hainbuche eigentlich in den Wald, wobei sie allerdings auch als Heckenpflanze beliebt sei. „Als Straßenbaum ist sie hingegen nur sehr bedingt brauchbar“, macht Döding deutlich, dass das rauhe Stadtklima ihr sehr zusetze. Vor allem aber spreche die eher breit als hoch wachsende Krone mit niedrigem Stamm gegen einen Standort am Straßenrand.

Eichen wiederum würden auf Dauer mit dem am Bürgermeister-Corneli-Ring vorhandenen kalkhaltigen Boden nicht klarkommen. Hinzu komme häufiger Schädlingsbefall durch den Eichensplintkäfer, der nur mit hochgiftigen Streichmitteln bekämpft werden kann. „Dies verbietet sich in der Stadt insbesondere an einem Schulweg selbstredend“, ergänzt Stadtbaurat Mentz. Schädlingsprobleme sieht er auch bei der Platane. Sie käme mit dem innerstädtischen Klima zwar zurecht. „Doch auch sie wird seit einigen Jahren wie die Esche zunehmend von Schädlingen befallen, die Teile des Baumes zum Absterben bringen.“ Die Umweltbetriebe seien sich nach gründlicher Abwägung aller Vor- und Nachteile sicher, dass die Ersatzlösung sowohl anwohnerfreundlich als auch stadtökologisch sinnvoll ist.

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