„Fliegender Helfer“: Feuerwehr nutzt Drohne im Einsatz
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Viel wurde und wird über die Novellierung der Luftverkehrsordnung geredet. Ausgelöst wurde der vermeintliche „100-Meter-Deckel“ durch die immer häufiger werdenden, angeblichen Luftraum-Verletzungen und Gefährdungen durch Drohnen. Auch das Bestreben der Industrie, einen Luftraum frei zu schaffen für das autonome Fliegen von Drohnen, wird immer als Grund angeführt. Das Thema wurde zur Genüge diskutiert und hat inzwischen auch durch den engagierten Einsatz des DMFV und seiner Mitglieder auf nationaler Ebene für uns – vorläufig – ein gutes Ende gefunden. Vor diesem Hintergrund ist es durchaus interessant, einmal darüber zu berichten, wie der Modellflugclub Ahlen mit dem Drohnenfliegen auf eine ganz andere Art und Weise in Berührung gekommen ist.
Im Herbst 2016 meldete sich die ortsansässige Feuerwehr beim Ahlener Modellflugverein und fragte an, ob unter den Vereinsmitgliedern Piloten seien, die Drohnen fliegen können. In einem Gesprächstermin stellte sich dann heraus, dass die Feuerwehr eine Drohne anschaffen wollte, um aus der Vogelperspektive Gefahrenherde, Unfallorte oder auch Brandstellen besser beurteilen zu können. Dazu suchten sie ein Fluggelände und Personal für eine entsprechende Einweisung.
Schnell bildete sich eine sogenannte Drohnen-Fluggruppe der Feuerwehr, bestehend aus acht Mitgliedern. Auch auf dem Fluggelände der Ahlener Modellflieger fanden sich sofort einige Drohnenpiloten, die Spaß an diesem Projekt hatten. Die Feuerwehr beschaffte eine Drohne, und es wurden regelmäßige Treffen am Platz vereinbart. Es erfolgte sowohl die technische Einweisung als auch die Einweisung in das Fliegen. Die Jungs von der Feuerwehr waren ziemlich fit und hatten das Fliegen mit der Drohne schnell raus. Das ständige Üben, man traf sich mittlerweile jede Woche, führte zu beachtlichen Fortschritten.
Es stellte sich aber bald heraus, dass damit noch lange nicht eine einsatzfähige Drohne für die Feuerwehr zur Verfügung stand. Viele Unfälle ereignen sich in unwirksamem Gelände und insbesondere auch bei Nacht. Eine kurze Rücksprache mit der Bezirksregierung und ein entsprechender Antrag führten dazu, dass für die Feuerwehr auf dem Fluggelände eine Nachtflug-Genehmigung erteilt wurde. Nun konnte auch bei Dunkelheit das Fliegen mit der Drohne geübt werden. Das hatte schon eine ganz andere Qualität. Schließlich ging es nicht darum, nur über dem freien Platz herum zu fliegen, sondern präzise Einsatzstellen anzufliegen und die Szenarien zu dokumentieren.
In Folge dieser praktischen Übungen erwies es sich, dass eine Drohne mit Kamera-Ausrüstung eigentlich nur die halbe Miete ist. Gerade bei Dunkelheit wird eine Wärmebildkamera benötigt. Der Modellflugverein Ahlen hat dazu die ortsansässigen Geschäftsleute zu einer Spendenaktion aufgerufen. Innerhalb kürzester Zeit kam das Geld für die Anschaffung einer professionellen Wärmebildkamera zusammen. Nun begann auch hiermit die fliegerische Ausbildung. Es stellte sich als gar nicht so einfach heraus, einen im dunklen Mais versteckten Feuerwehrmann nachts bei Dunkelheit mit der Wärmebildkamera zu finden.
Aufgrund der guten Kontakte gelang es auch, Firmeninhaber dazu zu bewegen, ihre Fabrikationshalle am Wochenende zur Verfügung zu stellen. So wurde das Fliegen auch in großen Firmengebäuden und Produktionshallen geübt. Das Herumkurven um Maschinen und Krananlagen, noch dazu in der Dunkelheit oder bei Kunstnebel mit der Wärmebildkamera, ist eine echte Herausforderung.
Eine weitere große Herausforderung war das Einrüsten der Technik in den Kommandowagen. Es zeigte sich nämlich, dass die Signale der Drohne durch das Fahrzeug stark abgeschirmt wurden. Daher mussten entsprechende Außenantennen verbaut werden. Ein örtlicher Sponsor stellte einen großen Bildschirm zur Verfügung, der eingebaut wurde. Nach mehreren Versuchen und Umrüstarbeiten, funktioniert dies nun zuverlässig. Nun kann der Drohnenpilot direkt aus dem Kommandowagen über Funk dirigieren. Das Team ist dabei immer zu zweit. Einer fliegt die Drohne und einer steuert die Kamera.
Im Juli 2017 erfolgte dann mit einer kleinen Sponsorenparty auf dem Modellflugplatz die offizielle feierliche Übergabe der Drohne mit Wärmebildkamera und Technik. Es war ein sehr schönes kleines Fest mit tollen Vorführungen bezüglich des Einsatzspektrums der Drohne und der Technik.
Einen ersten Einsatz hatte die Drohnen-Fluggruppe bei einem großen öffentlichen Open-Air-Konzert von Silbermond in Ahlen. Die Drohne wurde in entsprechender Höhe vor dem Veranstaltungsgelände so am Himmel geparkt, dass sie ein großflächiges Bild zeigte und die Zuschauerströme entsprechend gelenkt werden konnten. Die Bilder wurden in der Kommandozentrale verarbeitet und über Funk Anweisungen an die Ordner weitergegeben, die dann entsprechend agierten. Auch hat die Drohne erste Einsätze hinter sich bei Unfällen und Brandgeschehen. Sie hat sich dabei sowohl zur Lenkung und Leitung bewährt als auch zur anschließenden Einsatzdokumentation.
Letztlich ist es dem Ahlener Modellflugverein gelungen, auf diese Art und Weise als Modellflieger auch etwas für die Allgemeinheit zu tun und zurückzugeben. Es hat allen Beteiligten sehr viel Spaß gemacht, und es wurden neue Freunde gewonnen. Es hat sich ein so gutes Verhältnis zu den Kameraden der Feuerwehr eingestellt, dass einige von ihnen Spaß am Hobby gefunden haben und nunmehr beim Modellflug mitmachen.
Einen kleinen Wermutstropfen hat die Geschichte aber zum Schluss doch noch. Die Feuerwehrkameraden denken natürlich weiter und möchten das Einsatzspektrum der Drohne gerne völlig ausschöpfen. So könnten sie sich für die nächste Generation der Drohne gut vorstellen, dass bei Alarmierungseingang die Daten des Einsatzortes vom Rechner direkt an die Drohne weitergegeben werden, die dann selbstständig startet und autonom zum Unfallort fliegt. Sie könnte dann von dort aus, noch während die Einsatzkräfte mit dem Fahrzeug unterwegs sind, erste Daten übersenden, sodass die Feuerwehrleute bereits im Fahrzeug den Erstangriff besser planen oder die Erste-Hilfe-Sanitäter ihre Hilfsmaßnahmen besser vorbereiten können.
Damit hat sich dann der Kreis zur Eingangsbemerkung geschlossen, und wir sind wieder bei dem für uns Modellflieger so unbeliebten Thema des Freihaltens des unteren Luftraums, damit Drohnen vielleicht irgendwann autonom darin fliegen können. In diesem Falle schlagen zwei Herzen in meiner Brust: Als Modellflieger möchte ich natürlich den unteren Luftraum nicht für solche Drohneneinsätze gesperrt sehen. Andererseits kann ich auch die Gedanken der Feuerwehrleute nachvollziehen. Wer schafft die Quadratur des Kreises?
Quelle: Dr. Ulrich Kund, MFC Ahlen in „Modellflieger“, Ausgabe Februar / März 2018, www.modellflieger-magazin.de