Flughöhenbegrenzung auf 100 Meter bedroht Modellflieger

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Endlich kann die ganze Familie im Sonnenschein auf der Terrasse frühstücken. Eine echte Wochenendidylle. Doch was summt da? Hinter den Tannen bewegt sich etwas. Es ist ganz sicher kein Vogel, das Ding fliegt immer rauf und runter. Dann ist es zu erkennen, es ist ein Quadrocopter, der so rüde in den Garten der Familie eindringt. „Leider ist das nichts Ungewöhnliches, so was ereignet sich ständig und überall“, sagt Dr. Ulrich Kund, Vorsitzender des Ahlener Modellflugclubs (MFC).

Diese Fluggeräte, gemeinhin „Drohnen“ genannt, sind zurzeit der Renner am Markt. Nach Kunds Recherchen gehen sie täglich weltweit mit einigen Hunderttausend Exemplaren über Ladentheken und noch öfter über Onlineversender in die Luft.

„Sie sind durch die modernste Elektronik extrem leicht zu bedienen und mit bester Kameratechnik ausgestattet“, zeigt Quadrocopterpilot und Modellflieger An­dreas Marks. Er demon­striert der „AZ“ auf dem Flugplatz des MFC am Alten Münsterweg die Flugeigenschaften mit seiner „Drohne“. Auch unerfahrene Nutzer heben nach kurzer Einweisung, auch mit Hilfe der Betriebsanleitung, damit sicher ab. „Das ist das Pro­blem, es wird erklärt, wie man fliegt, aber nicht, wo man das auch darf“, erklärt Dr. Kund. Denn grundsätzlich sind bewohnte Gebiete, Verkehrseinrichtungen wie Straßen, Bahnlinien und Flugplätze, sowie Menschenansammlungen als Überflugzonen tabu. Was aber immer wieder ignoriert wird. „Das ist sicher kein böser Wille, denn es gibt nicht mal Hinweise in der Packung, in der das Gerät geliefert wird“, weiß Andreas Marks aus eigener Anschauung.

Feuerwehren und Hilfsdienste beschweren sich immer häufiger über diese fliegenden Kameras bei ihren Einsätzen. Richtig gefährlich wirds, wenn die Luftraumvoyeure gar Rettungshubschrauber behindern oder gefährden. „Es kommen immer wieder Meldungen von Beinahezusammenstößen mit Flugzeugen“, sagt Dr. Kund. Das hat jetzt den Gesetzgeber auf den Plan gerufen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt will die Flughöhe generell auf 100 Meter begrenzen. „Unsinn, das bringt gar nichts“, zürnt der Vorsitzende des MFC. „Denn das beschränkt nur die Flieger, die ohnehin wissen, was sie tun. Und die Wilden interessiert es überhaupt nicht.“ Hinweise auf der Packung über Einsatzerlaubnis, Versicherungspflichten und Risiken würden schon helfen, schlägt Dr. Kund vor. Er und seine Vereinsfreunde sehen durch die Gesetzesinitiative ihr Hobby bedroht. Ein Hobby, dem in Deutschland viele Menschen nachgehen. Der Deutsche Modellflieger-Verband hat rund 87 000 Mitglieder – und jetzt eine Kampagne unter dem Motto „Pro Modellflug“ gestartet.

Von den rund 30 unterschiedlichen Disziplinen im Modellflug würden von der Flughöhenbeschränkung 20 nachgerade unmöglich gemacht, erläutert Ulrich Kund. „Für einen Looping mit ei­nem mittelgroßen Modellflieger benötigen wir schon mehr als hundert Meter.“ Um solche Informationen auch nach Berlin zu transportieren, haben die Modellflieger für den 24. Mai den heimischen CDU-Abgeordneten Reinhold Sendker eingeladen. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Verkehrsausschusses im Deutschen Bundestag. „Herr Sendker wird ab circa 16 Uhr bei uns auf dem Modellflugplatz zu Gast sein. Es werden auch Vertreter unseres Bundesverbandes vor Ort sein, damit eine sachkundige Diskussion geführt werden kann“, hofft Dr. Kund, auf die Entscheidung in Berlin noch Einfluss nehmen zu können. www.pro-modellflug.de

Autor Peter Schniederjürgen

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