Führung über den Westfriedhof zu Allerheiligen
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Der gemeinsame Spaziergang über den Friedhof beginnt am 1. November um 15 Uhr am Haupteingang Schlütingstraße.
Hintergrund:
Geschichte des Westfriedhofes
Der Westfriedhof an der Schlütingstraße/ Parkstraße wurde als städtischer Friedhof am 01.05.1885 feierlich eingesegnet als Ersatz für den Friedhof an der Beckumer Straße. Der Ahlener Westfriedhof ist als Zeugnis des Trauerns und Bestattens bedeutend für die Stadt Ahlen. Die Gesamtanlage, d. h. der erste Abschnitt wie auch die älteren Erweiterungen, spiegelt hier in relativ guter Erhaltung konservative zeittypische Vorstellungen, wie sie ursprünglich das Gesicht vieler Friedhofsanlagen im landstädtischen Bereich im Münsterland geprägt haben.
Bemerkenswert ist die vergleichsweise gute Überlieferung zahlreicher historischer Grabsteine, von denen hier eine Auswahl besonders alter, repräsentativer Stücke und beispielhafter Typen mit als Bestandteil des Baudenkmals "Westfriedhof" aufgeführt sind. Sie entsprechen zwar nicht einem vollständigen Querschnitt der Bestattungszeichen der Bevölkerung vor dem ersten Weltkrieg, doch gewähren sie in ihrer Gesamtheit als Teil des Baudenkmals "Westfriedhof" Einblicke in die Bestattungs- und Trauerkultur jener Zeit und dokumentieren Tendenzen der ortstypischen Selbstdarstellung im Dienste des Gedenkens an verstorbene Familienmitglieder.
Als Ahlener Besonderheit darf die zum Teil ungewöhnliche Höhenentwicklung der historischen Grabstelen gelten, mit der offenbar, besonders entlang der Hauptwege, die vermögende Bevölkerungsschicht untereinander in Wettbewerb trat. Für die Erhaltung und Nutzung des Baudenkmals "Westfriedhof" sprechen daher wissenschaftliche Gründe, hier insbesondere Argumente der Geschichte der Sepulkralkultur, sowie künstlerische und volkskundliche Gründe.
1. Bauphase (ab 1885)
Es findet sich in der ersten und zweiten Bauphase ein hierarchisches Beisetzungsprinzip, das durch das kreuzförmig angelegte Wegesystem (wassergebundene Decke) bestimmt ist. Die bereits angedachte Kreuzform des Wegenetzes wurde bis zum Rondell realisiert.
Die Hauptachse verläuft von Süden nach Norden. Der südlich gelegene Haupteingang ist durch ein großes schmiedeeisernes Tor (heute feuerverzinkt) gekennzeichnet. Der hierzu kreuzförmig in westöstlicher Richtung verlaufende Weg in Höhe des Rondells hat an seinem westlichen Ende ebenfalls ein verziertes schmiedeeisernes Tor.
Die erste und zweite Bauphase sind geprägt durch einen alten Baumbestand, der vorwiegend alleeartig bzw. als begrenzende Linie im Westen gepflanzt wurde.
2. Bauphase (vor 1897, siehe Stadtplan von 1897)
Die 2. Bauphase schließt sich nördlich etwas abgeknickt dem Flurstück entsprechend an das erste Grundstück an und ergänzt mit seinem von Süden nach Norden verlaufenden Hauptweg das Kreuz.
Auffallend ist hier die andere Art der Belegung. Während im südlichen Bereich des Rondells die Grabfelder mit ihrer Schauseite vorwiegend nach Süden ausgerichtet sind, sind die Schauseiten der nördlich gelegenen Gräber, die direkt an der Hauptachse liegen zum Weg ausgerichtet. Hier scheinen sich auch die wertvolleren Grabstele zu befinden. Diese Allee wurde im Volksmund auch "Wohlstandsallee" genannt.
3. Bauphase (1920er Jahre)
In den 1920er Jahren wurde der Friedhof unter Stadtbaumeister Kierey in mehreren Bauphasen nach Osten erweitert. Man wählte eine platzsparende Bepflanzung (Buchenhecken) und brachte sehr viele Gräber unter. Heute sind die meisten Felder überbeerdigt (aus den 1950er bis 1980er Jahren).
Insgesamt handelt es sich auch hier um ein nordsüdlich verlaufendes, leicht versetztes, achsiales Wegesystem.
Der Ehrenfriedhof für die Grubenunglücke wurde zum 16.11.1920 für die 14 Toten angelegt. Am 09.06.1928, am 31.05.1929, am 05.07.1929 sowie am 04.03.1941 ereigneten sich weitere Grubenunglücke; ursprünglich befand sich hier ein weißer Kiesweg. Die Strukturen, wie Buchenhecken, Lindenallee, Eichenhain und achsensymmetrisch angeordneter Laubengang sind im Bereich der dritten Bauphase noch erhalten. Alle Wege sind auch hier mit einer wassergebundenen Decke versehen.
4. Bauphase (25.03.1938) Jüdischer Friedhof
Der älteste Grabstein stammt augenscheinlich von 1843. Auf dem westlichen Feld wurden ca. 55 Personen, auf dem östlichen Feld ca. 45 Personen bestattet. Vorgänger dieses Friedhofes war der alte jüdische Friedhof an der Ostenpromenade, heute Ostwall.