Geplante ZUE - Ahlener informierten sich in Detmold
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Als „Gäste“ bezeichnen Einrichtungsleitung und Verbindungsstelle der Bezirksregierung respektvoll die Menschen, die in der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) Detmold bis zu drei Monate darauf warten, einer Kommune im Lande zugewiesen zu werden. Zweckmäßig und schlicht eingerichtet sind die Zimmer in den sieben Wohnblocks, die früher britischen Soldatenfamilien ein Zuhause gaben. Komfort suchen und finden die hier lebenden Kinder, Frauen und Männer nicht. Viel wichtiger ist ihnen, dass sie sich auf ein emsiges Team vom Arbeiter Samariter Bund (ASB) verlassen können, das alles dafür tut, damit die Menschen nach teils langer Odyssee etwas zur Ruhe kommen.
Erkennbar beeindruckt kehrte am Mittwoch eine Delegation aus Vertretern von Ratsfraktionen und Stadtverwaltung nach Ahlen zurück. Auf Einladung des ZUE-Verbindungsbeamten Dietmar Buchholz besuchten sie mit Bürgermeister Benedikt Ruhmöller an der Spitze die Detmolder Einrichtung, welche annähernd vergleichbare Bedingungen mit der in der früheren Bodelschwinghschule geplanten ZUE bietet. „Dass der Betrieb einer solchen Einrichtung eine einfache Aufgabe ist, wäre gelogen“, sagte offen und ehrlich ASB-Regionalgeschäftsführer Ingo Schlotterbeck. Eine ZUE sei wie ein kleines Dorf, das alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fordere. Die traumatisierten Gäste werden woanders in einen Bus gesetzt und nach Detmold geschickt, wo sie orientierungslos ankämen. „Dann muss man Lösungen finden.“
Ein fest strukturierter Ablauf habe sich mittlerweile etabliert, um das Ankommen so angenehm wie möglich zu gestalten. Gut 80 Ehrenamtler sind eingespannt, um diese Aufgabe mit den rund 40 im Mehrschichtdienst tätigen festen Mitarbeitern zu schultern. Schlotterbeck warb dafür, nicht nur Probleme zu sehen. „Trotz Schwierigkeiten kann man das gut schaffen, dass sie sich in einem Rahmen bewegen.“ Dennoch solle man sich vor falschen Vorstellungen hüten. „Erwarten Sie keine Traumflüchtlinge, es sind oft die armen Schlucker vom Rande der Gesellschaft.“ In großem Maße kämen in einer ZUE die Menschen an, „die übrig geblieben sind.“
Unter der Regie des ASB sorgen Sozialarbeiter und Pädagogen für eine geregelte Aufnahme. Hausmeister, Verpflegungsstelle, Sicherheitsdienst und Reinigungsservice kümmern sich mit einem rund um die Uhr besetzten Rettungswagen um das Gästewohl. Die Zusammenarbeit mit der Stadt Detmold und der örtlichen Polizei sei von Anfang an gut gewesen, versichern Schlotterbeck und Ute Ehren aus der Stadtverwaltung. Bürgerinnen und Bürger, die vorher kritisch eingestellt waren, seien durch Transparenz und Information eines Besseren belehrt worden.
„Viele Initiativen kommen aus der Stadtgesellschaft, um die Kinder zu betreuen, Deutschunterricht zu geben oder allgemein, um die Langeweile zu bekämpfen“, ist Ute Ehren glücklich über das erfolgreich geknüpfte Freiwilligennetz, das auch in die Gesellschaft aufklärend wirke. Womöglich aufkommende Ängste und Befürchtungen seien unbedingt ernst zu nehmen, so dass immer ein Ansprechpartner zur Verfügung stehen müsse, „der sich kümmert.“
Um dem „Lagerkoller“ vorzubeugen, setzt der ASB auch auf die Mitarbeit seiner Gäste. „Im Café oder bei den Sportangeboten können sie gerne mithelfen“, berichtet ASB-Leiterin Tabea Beer. Derzeit sei die Einrichtung zu drei Viertel mit allein reisenden Männern belegt, man habe zu anderen Zeiten aber auch schon 80 Kinder betreut. Die Gesundheitsfürsorge nehme einen hohen Stellenwert ein. Nach Ankunft erfolge eine grobe Sichtung, um einen Eindruck zu bekommen, wer ärztliche Hilfe benötigt. Die Einrichtung sei bislang von einer gravierenden Infektionswelle verschont geblieben, wozu auch die täglichen Arztsprechstunden beigetragen haben werden. Politiker und Verwaltungsleute nutzten die Gelegenheit, sich mit vielen Fragen an die Fachleute von Stadt, ASB und Bezirksregierung zu wenden. Zum Abschluss gab Ute Ehren den Besuchern aus Ahlen eine beruhigende Erfahrung weiter: „Die Anfangsaufregung hat sich gelegt, die ist auch nicht begründet.“