Gestaltungsbeirat hat manch schlimme Bausünde verhindert
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Ahlen war der in Dortmund lebenden Architektin schon vor ihrem Engagement im Beirat ein Begriff, unter anderem aus Besuchen im Kunstmuseum. Genau an dem Ort fand jetzt eine kleine Jubiläumsfeier aus Anlass der ersten Sitzung des Gestaltungsbeirates vor zehn Jahren statt. Bürgermeister Dr. Alexander Berger sprach aktiven und ehemaligen Beiratsmitgliedern seinen Dank dafür aus, an der Stadtbildgestaltung so kompetent und eifrig mitzuwirken. Er spüre, wie der Beirat „mit Freude und Elan“ seine Aufgabe wahrnehme, Bauherren zu beraten und Empfehlungen auszusprechen. Manch schlimme Bausünde sei dank seiner wohlmeinenden Ratschläge vermieden worden.
Dass das Votum des Gestaltungsbeirates auch in der Politik Gehör findet, bestätigt der Vorsitzende des Bau- und Planungsausschusses. „Ich weiß, wie schwierig es ist, Bauprojekte zu bewerten“, so Matthias Harman. Sehr hilfreich seien da die Expertisen des beratenden Gestaltungsbeirates. Komme der zu einem klaren Votum, dann würden dem in der Regel auch die politischen Gremien folgen. Der Beirat übe seine Lenkungsfunktion verantwortungsvoll und mit großem Wissen aus. Über „so viel Baukultur in der Stadt“, wunderte sich WFG-Geschäftsführer Stefan Deimann, als er vor wenigen Monaten neu nach Ahlen kam. „Das ist nicht überall so“, findet der Wirtschaftsförderer. Ahlen habe Glück, so gut beraten zu sein. Schließlich stünden in der Innenstadt neue Projekte an, die in Zukunft Qualität ausstrahlen sollen.
Bauherren seien oft skeptisch, wenn ihre Planungen von einem externen Fachgremium unter die Lupe genommen werden, weiß die frühere Leiterin des Ahlener Bauordnungsamtes, Regina Breitenbach. Dem Gestaltungsbeirat sei es aber immer gelungen, den Spagat zwischen Interessen der Bauträger und der architektonischen Fachlichkeit zu schaffen. „Das spricht für das Know-how des Beirates, und auch ich habe dabei eine Menge gelernt.“ Dem positiven Urteil schließt sich Nicole Wittkemper-Peilert an: „Es hat sich über die 10 Jahre gezeigt, dass der konstruktive Dialog zwischen Architekten, Investoren und Beirat zu guten Lösungen führt, die von allen getragen werden“, so die städtische Denkmalpflegerin und Geschäftsführerin des Gestaltungsbeirates. Die praktische Kooperation hält auch Beiratsmitglied Peter Bastian für herausragend. „Wie die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen sitze ich in mehreren Gestaltungsbeiräten. Dieser ist mein Lieblingsbeirat.“ Der vor zwei Jahren ausgeschiedene Achim Dejozé kann nur zustimmen. „Der Umgang untereinander ist so gewesen, dass man denkt, so sollte es überall sein.“
In den nächsten zehn Jahren sieht Stadtbaurat Thomas Köpp jede Menge Arbeit auf den Beirat zukommen. Diesen einzurichten, sei eine goldrichtige Entscheidung der Stadt gewesen, denn das Stadtbild brauche eine bestimmte Linie. Der Gedankenaustausch mit Experten fördere neue Einsichten und Erkenntnisse. „Stadtplanung ohne Architekten bleibt leer, Architektur ohne Stadtplanung ohne Ziel“, so Ahlens leitender Baubeamte.
Hintergrund:
Der Gestaltungsbeirat soll die Fachverwaltung in Fragen der Stadtgestaltung und des Stadtbildes unterstützen, ergänzen und ihr gegebenenfalls eine andere fachliche Sicht gegenüberstellen. Er stößt bei schwierigen Entscheidungen eine kritische Diskussion an und verbreitert mit seinen Empfehlungen die Basis für die Beratung der einzelnen Bauwilligen sowie der zuständigen, politischen Gremien. Der Beirat für Stadtgestaltung berät mit Investoren und Architekten die Angelegenheiten vor, deren Behandlung bzw. Kenntnisnahme aufgrund der Bedeutsamkeit auch im Stadtplanungs- und Bauausschuss vorgesehen sind. Es handelt sich dabei um Themen, bei denen stadtgestalterische, baukünstlerische sowie denkmalpflegerische Fragen mit besonderem Einfluss für die Erhaltung und weitere Gestaltung des Stadtbildes zu berücksichtigen sind.
Die Beratung hat Empfehlungscharakter. Sie umfasst die Neuaufstellung von Gestaltungs- oder Erhaltungssatzungen, die Aufstellung oder Änderung von stadtgestalterisch bedeutsamen Bauvorhaben in vorhabenbezogenen Bebauungsplänen, die baulichen Veränderungen an historisch oder baukünstlerisch wertvollen Gebäuden oder Ensembles sowie Neubauten in deren Nähe. Diskutiert werden für das Stadtbild besonders bedeutende Baumaßnahmen. Unterstützend tätig wird der Beirat, wenn Auslobungen von Wettbewerben zu formulieren sind.