Grün aufs Dach – Erkennen, wo Naturdächer möglich sind

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Ob begrünte Dächer auch Nachteile haben? „Nein, überhaupt nicht“, sagt Stadtbaurat Andreas Mentz. Wie ein Schwamm nehmen Gründächer bei Starkregen das Wasser auf und leiten es schließlich gedrosselt ab. Aber auch klimatisch sind bepflanzte Dachflächen eine gute Sache. „Weil sie die Raumtemperatur und die Aufheizung der Umwelt mindern“, weiß Architekt Christian Tripp.

Für die Stadt Ahlen hat er vor sieben Jahren die Mensa am Städtischen Gymnasium gebaut – mit grünem Flachdach. Und das, so Mentz, „mustergültig und zur Nachahmung empfohlen.“ Die Stadt konnte so auf eine Kühlung des Gebäudes verzichten, das gerade im Sommer wegen seiner großen Glasflächen anfällig für Hitzestau sein könnte. Das Gründach aber reguliert die Temperatur der Raumluft auf ein erträgliches und angenehmes Maß. Die Erfahrungen sind so überzeugend, dass die Stadt Ahlen auch Teile der Dachflächen am Verwaltungsgebäude des neuen Baubetriebs- und Wertstoffhofes mit Grünpflanzen eindeckt.

Damit sich mehr Gebäudeeigentümer mit der Idee anfreunden, für die Begrünung geeignete Dächer umzugestalten, hat die Stadt Ahlen jetzt ein Kataster in das Internet gestellt, in dem zu jedem Gebäude in der Stadt Aussagen zu finden, ob die Dachflächen grundsätzliche zur Begrünung geeignet sind. Zusätzlich gibt es dort Hinweise zu Planung und Bau einer eigenen Gründachanlage und wertvolle Links auf weiterführende Seiten zum Thema Erneuerbare Energien.

Fachbereichsleiter Markus Gantefort betont, dass das Gründachpotenzialkataster auf einem automatisierten Verfahren basiert. „Die Analyseergebnisse können lediglich einer ersten Information dienen, sie ersetzen aber nicht die qualifizierte Fachberatung.“ Zudem seien die jeweiligen örtlichen Bauvorschriften und in Einzelfällen auch der Denkmalschutz zu beachten.

Hintergrund:
Die Stadt Ahlen engagiert sich bereits seit vielen Jahren im Bereich Klimaschutz und folgt in ihrer kommunalen Klimaschutzpolitik der Zielsetzung der Bundesregierung: Die Reduktion des Kohlendioxid-Ausstoßes um 40 Prozent bis 2020 im Vergleich zu 1990. Neben dem bereits seit 2013 vorhandenen Solarpotenzialkataster soll das Gründachpotenzialkataster helfen, das Ziel zu erreichen.

Der Verlust von Grünflächen und Böden infolge der fortschreitenden Entwicklung neuer Baugebiete hat zahlreiche Konsequenzen: Erholungs- und Naturräume werden reduziert, landwirtschaftliche Flächen und Böden gehen verloren, Regenwasser kann nicht mehr ungehindert versickern, Temperatur, Luftqualität und Klima werden durch zurückgedrängte Vegetation ungünstig beeinflusst. Nicht zuletzt geht mit dem Verlust von Grünflächen wertvoller Lebensraum für viele Arten wie Insekten und damit ein deutlicher Artenrückgang einher.

Für eine Dachbegrünung sprechen viele Gründe:

• Gründächer reduzieren Regenwasserablauf und Niederschlagabflussspitzen.
• Herkömmliche Dachoberflächen speichern im Sommer die Hitze. Im Gegensatz dazu kühlen Pflanzen durch Verdunstung ihre Umgebung.Gründächer reduzieren somit die Bildung von Hitzeinseln; zudem hat die Befeuchtung der Luft durch Verdunstung positive Wirkungen auf das Mikroklima.
• Gründächer haben für die darunter liegenden Innenräume eine temperaturausgleichende Wirkung: Dadurch sind die Räume im Sommer kühler und bleiben im Winter wärmer. Gründächer führen somit zu einer Energiekosteneinsparung und halten länger, weil der begrünte Dachaufbau Temperaturschwankungen ausgleicht.
• Gründächer binden Feinstaub.
• Gründächer bieten Erholungsraum für Menschen auch bzw. gerade in Innenstädten.
• Gründächer erhöhen die biologische Vielfalt.
• Gründächer vermindern den Lärmpegel.
• Gründächer bereichern das Stadtbild.

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