Grußwort des Bürgermeisters zum Jahreswechsel 2019/2020

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Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger! In den letzten Tagen dieses Jahres war es mir leider eine traurige Pflicht, zum Gedenken an den in Köln getöteten Verwaltungsmitarbeiter eine Schweigeminute im Rathaus zu veranlassen. Die Gewalt gegen städtische Mitarbeitende hat mit dieser so sinnlosen wie kaltblütigen Tat einen neuen Höhepunkt erreicht.

Groß war und ist darüber die Betroffenheit unter allen Beschäftigten, die im öffentlichen Dienst Tag für Tag professionell ihren Pflichten nachkommen und für das Wohl der Gesellschaft das Beste geben. Es scheint, als würde der Respekt vor Leben und Unversehrtheit anderer zunehmend schwinden. Obwohl häufig beklagt und bedauert, müssen auch Tätige im Rettungsdienst, bei den Feuerwehren und der Polizei, in Krankenhäusern und Servicebereichen Beleidigungen und Anfeindungen hinnehmen, die im Äußersten bis zur körperlichen Gewalt eskalieren.
 
Das Sinken der Hemmschwellen geht nach meiner Einschätzung einher mit einem häufig grundlosen Wehklagen über die Verhältnisse in unserem Land. Wer fortdauernd und überall unhaltbare Zustände und unfassbare Skandale zu wähnen glaubt, sollte sich in diesen ruhigen Tagen am Jahreswechsel vielleicht einmal in einer stillen Stunde hinterfragen. Geht es uns wirklich so schlecht? Sind der Zug, der mal zehn Minuten verspätet fährt oder die Wartezeit „im Amt“ ultimative Aufregung wert? Ist anstatt der Zornesröte im Gesicht tiefes Durchatmen nicht die oft bessere Empfehlung, wenn es mal nicht so läuft wie erhofft?

Tatsächlich sind wir nämlich sehr weit entfernt vom „staatlichen Versagen“, das uns manche Angstmacher suggerieren wollen. Im ständigen Wettbewerb um Aufmerksamkeit sind es Geschichten um Empörung, Angst, Sorge und Verlust die erfolgreich verfangen. Mit der Realität haben sie meistens nur sehr selten etwas zu tun. Keine Frage: Missstände sollen und müssen angesprochen werden. Bei jedem Politiker- und Beamtenfehler aber gleich nach Skandal zu rufen, schürt nur jene Verunsicherung, von der letztendlich nur Populisten etwas haben. Und Gewalt - verbale wie körperliche - ist als Frustventil sowieso komplett inakzeptabel.

Wir in Ahlen haben allen Grund mit erhobenem Haupt durch unsere Stadt zu gehen und stolz zu sein auf das in diesem Jahr Erreichte. Vieles ist gut gelungen. In wenigen Wochen setzen wir den ersten Spatenstich für die lang ersehnte   Osttangente. Das freut mich für die Bewohner im Ahlener Süden und Osten, die von Mengen an Verkehr entlastet werden. Es freut mich aber auch für das Gewerbegebiet auf der früheren Zeche Westfalen, das nun endlich vernünftig erschlossen werden kann. Was mir in der öffentlichen Wahrnehmung häufig zu kurz kommt, aber immense Bedeutung für Ahlen hat: Es sind Baugebiete ausgewiesen und Gewerbeflächen neu geschaffen worden, Kitas sind entstanden, die Beschäftigung ist gewachsen, Bedarfsgemeinschaften haben abgenommen, und das umweltfreundliche Radverkehrskonzept konnte weiter gestärkt werden. Die Digitalisierung treiben wir aus eigener Kraft nach vorne. Bald wird Ahlen über ein umfassendes digitales Schulnetz verfügen, wofür wir in 2019 erste bauliche Maßnahmen umgesetzt haben, ohne auf fremde Hilfe zu warten. Die Zeichen in Ahlen stehen auf gesundes Wachstum!

Der Erhalt und Ausbau der ambulanten Notfallversorgung im St.-Franziskus-Hospital ist ebenso ein schönes Beispiel dafür, was möglich ist, wenn Bürgerinnen und Bürger, Einrichtungen, Politik und Verwaltung an einem Strang ziehen. Im Frühjahr nehmen wir den Neubau unseres Baubetriebs- und Wertstoffhofes am früheren Güterbahnhof in Betrieb. Auf die heutigen Bedürfnisse von Kunden und Mitarbeitern zugeschnitten, ausgestattet mit modernen Büros und Werkstätten sowie betrieben mit klimafreundlicher Energietechnik beweist das Projekt: Wir verstehen etwas vom Bauen! Viele Bürgerinnen und Bürger haben sich davon bei den informativen Baustellenrundgängen in diesem Jahr überzeugt.

Dieses Vertrauen ist auch an anderer Stelle gerechtfertigt. Nach jahrzehntelanger fruchtloser Diskussion ist im Sommer zwar endlich ein wohlüberlegter Neubaubeschluss für Rathaus und Stadthalle gefallen, die konkreten Planungsschritte aber sind noch gehemmt. Ich bin mir sicher, dass beim Bürgerentscheid im März die Menschen der ökologischen und ökonomischen Vernunft folgen, die risikobehaftete Sanierung ablehnen und für einen klimafreundlichen, generationengerechten und multifunktionalen Bürgercampus abstimmen werden.

Dafür, dass Ahlen die weltoffene und vielfältige Stadt bleibt, die wir kennen und mögen, tragen wir auch am 13. September zusammen Verantwortung. Bitte gehen Sie zur Kommunalwahl und geben Sie nur solchen Bewerberinnen und Bewerbern Ihre Stimme, die unsere demokratischen und freiheitlichen Werte zweifelsfrei teilen. Ahlen bleibt bunt – Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und die Ausgrenzung von Minderheiten dürfen in unserer Stadt keinen Platz haben.  

Allen Kindern, Jugendlichen, Frauen und Männern, die sich im abgelaufenen Jahr für das menschliche Miteinander und den gesellschaftlichen Zusammenhalt eingebracht haben, möchte ich meinen herzlichsten Dank aussprechen! Ob in Institutionen, Wohlfahrtsverbänden, Vereinen, Glaubensgemeinschaften oder Nachbarschaften, sei es im Stadtgebiet, in Vorhelm oder in Dolberg: Der Einsatz für das Gemeinwesen genießt in unserer Stadt einen sehr hohen Stellenwert und das über kulturelle Grenzen hinweg. Das ist die beruhigende Wahrheit in Ahlen, die jede Schwarzmalerei auch zukünftig in den Schatten stellen wird. 

Von Herzen wünsche ich allen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Ahlen einen friedvollen Jahreswechsel sowie ein gesundes und hoffnungsfrohes Jahr 2020!

Ihr Bürgermeister
Dr. Alexander Berger

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