Hier geht keiner verloren

(Kommentare: 0)


Mehr als Nachhilfe, anders als Familie und auf Nachhaltigkeit im tiefsten Wortsinn angelegt ist der Verein „Keiner geht verloren“. „Wir wollen Schülern beistehen, die sonst wohl kaum eine Chance haben“, umreißt Geschäftsführer Berni Recker das selbst gesteckte Kernziel.

An der Hansastraße 2 hat der etwas andere Verein sein Quartier. Im dritten Obergeschoss kümmern sich qualifizierte Kräfte um die schulischen Leistungen der Jungen und Mädchen ab der achten Klasse. Doch es ist mehr als das. „Wir sind für unsere Leute da, und das auch nötigenfalls rund um die Uhr“, stellt Geschäftsstellenleiterin Sylvia Adam fest.

Mit 30 Schülern startete das Projekt im Jahr 2009. „Einige Schüler, denen kaum einer eine Chance gab, bereiten sich bereits auf das Fachabitur vor, die anderen sind in ihrer Ausbildung erfolgreich“, hebt der ehemalige Bildungspolitiker hervor. Allerdings lief es nicht immer glatt. „Bei zwei von den 30 mussten wir die Zusammenarbeit beenden. Es ging nicht“, bedauert Recker. Denn so gerne die jungen Leute in die Hansa­straße kommen, so sehr haben sie sich auch an Regeln zu halten. Die sind von vornherein als Vertrag definiert. So gibt es keine Unklarheiten.

Allerdings gibt es dieses Projekt nicht zum Nulltarif. Zu Beginn machte sich der damalige Landtagsabgeordnete auf den Weg zum Spendensammeln. Mit Erfolg. Das erste Projekt war gesichert, rund 200 000 Euro, meist von Geldinstituten und Unternehmen, wurden zusammengetragen. „Wir haben über 6000 Euro Kosten im Monat“, hebt Sylvia Adam hervor. Es arbeiten die sieben Betreuer, Studenten verschiedener Fachrichtungen, von Betriebswirtschaft bis Pädagogik, auf Honorarbasis. Dazu müssen die Räume unterhalten werden. „Schließlich muss auch etwas im Kühlschrank sein“, zwinkert Adam.

Pädagogisch formuliert geht es um Wertschätzung, nicht das Herumreiten auf Mängeln, sondern die gezielte Förderung von Stärken und dabei Aufbau eines gesunden Selbstvertrauens. „Dabei kümmern wir uns um mehr als die Noten, für uns steht die Person im Vordergrund“, betont Recker. Dazu ist sowohl die schulische Förderung als auch die Begleitung bis in die Ausbildung nötig. Ebenfalls stehen die Betreuer als Ansprechpartner, ja als Bezugspersonen für die großen und kleinen Probleme parat.

Bei aller Hilfe soll es auch Spaß machen. Als Höhepunkt gabs beim ersten Projekt auch eine Amelandtour. „Da hatten wir die Ruhe und das Umfeld, um entspannt über Zukunftsperspektiven nachzudenken“, verdeutlicht Recker einen Hintergrund der Inselfreizeit. Unterstützt von Sponsoren und freiwilligen Helfer, allen voran der Schauspieler und Ex-Ahlener Adrian Topol, bildet die Fahrt einen wichtigen Baustein im Konzept des Vereins.

So entwickelt „Keiner geht verloren“ den jungen Leuten Lebensperspektiven, die sie allein oder im Familienrahmen nie erreichen würden. „Wir können es uns auch gar nicht leisten, diese Potenziale lässig zu verschleudern“, ist für den Pädagogen mit Blick auch den sich ausweitenden Fachkräftemangel klar.   www.keiner-geht-verloren.de

Autor Peter Schniederjürgen

Zurück