Hinter den Kulissen des Winterdienstes
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„Kaum bekannt ist hingegen, welche Planung und penible Vorbereitung im Unternehmen Winterdienst steckt“, sagt Bürgermeister Dr. Alexander Berger, der seinen Kollegen vom Bauhof für den „Dienst bei Wind und Wetter, bei Tag und bei Nacht“ herzlich dankt.
Zehn Männer haben die Umweltbetriebe in diesem Winter für alle Eventualitäten eingeplant, zusätzlich einen Pool an Ersatzleuten. „Überwiegend sind das Kollegen aus der Straßenreinigung, aber auch die Entsorger müssen am Wochenende ran, wenn Not am Mann ist“, so Matthias Krätzig, der seit fünf Jahren Verantwortlicher für den Winterdienst ist. Streng einzuhalten sind nämlich auch im Räum- und Streudienst die verbindlichen Arbeitszeitvorschriften, was dem Koordinator seine verantwortungsvolle Tätigkeit alles andere als einfach macht. „Nach maximal zehn Stunden Einsatz müssen elf Stunden Ruhe gehalten werden, bevor es weitergehen darf“, rechnet Krätzig vor. Zu berücksichtigen ist dabei auch die reguläre Arbeit, die außerhalb der Winterdienst-Bereitschaft erledigt werden muss. Sobald jedoch die Zeichen auf Eis und Glätte stehen, müssen auszuliefernde Mülltonnen oder Kehrmaschinentouren eben warten: Die Sicherheit auf Ahlens Straßen hat in jedem Fall oberste Priorität.
Bei der Personalplanung verlassen sich Krätzig und sein Einsatzleiter Wolfang Siehoff auf gute alte Handarbeit. „Dafür gibt es auch Computerprogramme, die es zwar nicht besser hinbekommen, dafür aber unglaublich kostspielig sind“, verlässt sich Siehoff lieber auf seine Routine. Stadtplan, Einsatzbezirke und akribisch zusammengestellte Mitarbeiterlisten helfen neben einer großen Portion Erfahrung, damit die Teams im Einsatzfall das Salz so schnell wie möglich auf die Straßen bekommen. Nach der Alarmierung geht alles ganz geschwind. Rund eine halbe Stunde dauert es, bis aus einem normalen Lkw ein Räum- und Streufahrzeug wird. Die Handgriffe sind dem erfahrenen Winterdienstler Siehoff längst in Fleisch und Blut übergegangen: „Schild davor, Bolzen rein, Hydraulik anschließen, Salz nachladen und ab geht`s!“
Wenn die Tour beendet ist und die Straßen und Wege sich wieder in einem einigermaßen passablen Zustand zeigen, ist für die Männer vom Winterdienst noch lange nicht Schicht. Das warme Bett muss auch im Anschluss an nächtliche Einsätze noch so lange warten, bis die Fahrzeuge gründlich gereinigt sind. Streusalz kann zerstörerisch wirken, darum heißt es: Ran an Hochdruckreiniger und Schruppbesen. „Das nehmen wir nicht auf die leichte Schulter“, macht Wolfgang Siehoff deutlich. Endstation einer jeden Fahrt ist die Waschhalle auf dem Gelände des Baubetriebshofes an der Alten Beckumer Straße. Reinigungsmittel neutralisieren die Streurückstände, damit die drei Großfahrzeuge und vier Kleinkehrmaschinen noch möglichst lange störungsfrei ihren Dienst versehen können.
Anders als gedacht ist Winterdienst kein Geschäft nur für die kalte Jahreszeit. Schon im Sommer, wenn andere mit dem Eis in der Hand in der Sonne liegen, kreisen die Gedanken von Matthias Krätzig um den kommenden Schnee und vereiste Wege. „An die Geräte kommt immer wieder etwas Öl und Fett, um im Winter nicht böse überrascht zu werden.“ Geleert wird über die warmen Monate auch das riesige Salzsilo auf dem Bauhof. Man hat gelernt aus dem Fehler, der im ersten Jahr seiner Verwendung gemacht worden war. Damals blieb das Salz über den Sommer im Silo und verpappte durch Feuchtigkeit zu einem harten Klumpen. „Das saß rappelfest“, erinnert sich Wolfgang Siehoff daran, wie schwierig es war, die Anlage wieder gangbar zu machen.
Für den Bürgermeister ist der städtische Winterdienst bei den Umweltbetrieben in besten Händen aufgehoben. „Immer zuverlässig, immer einsatzbereit, da fühlt man sich einfach sicher umsorgt“, so Berger. Nur wenigen Städten dürfte es wie Ahlen gelingen, dass bei Schnee und Glätte schon morgens um sechs Uhr die wichtigsten Straßen und sogar Fahrradwege geräumt sind. Für den späten Freitagnachmittag jedenfalls wünscht sich Berger, dass der Winter eine vorübergehende Pause einlegen möge. Dann nämlich treffen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu ihrer traditionellen Weihnachtsfeier im internen Kreis.