60 Jahre Bundeswehr in Ahlen: Bürgermeister fordert kritischen Geist in den Streitkräften

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Das Gelöbnis legten Rekrutinnen und Rekruten aus Ahlen, Schwarzenborn (Hessen) und Augustdorf im Sportpark Nord feierlich ab. Anlass der öffentlichen Verpflichtungsfeier ist die Anwesenheit der Bundeswehr in Ahlen. Vor sechzig Jahren bezogen erstmals Soldaten die neu errichtete Westfalenkaserne.

Begangen wird das Jubiläum zusätzlich mit einem Tag der offenen Tür in der Kaserne am Samstag, 25. Mai, von 10.00 bis 16.00 Uhr. Auch die Stadt Ahlen wird sich dort mit einem Informationsstand den Besucherinnen und Besuchern präsentieren.  

Das gute Verhältnis zwischen Bundeswehr und Stadt betonte in seiner Begrüßungsrede Bürgermeister Dr. Alexander Berger vor den angetretenen Soldatinnen und Soldaten sowie deren Angehörigen und Freunden. Von Beginn an seien die Soldaten in Ahlen auf eine Bevölkerung gestoßen, die sie mit offenen Armen empfangen habe. „Bis zum heutigen Tag drückt sich das aus in zahlreichen privaten und auch öffentlichen Patenschaften und Partnerschaften“, stellte Berger fest. Erst in seiner letzten Sitzung im April habe der Rat der Stadt Ahlen nahezu einstimmig die Begründung einer Patenschaft zwischen dem Ortsteil Dolberg und der Ausbildungsunterstützungskompanie des Aufklärungsbataillons 7 beschlossen. Besiegelt wird sie am Rande des Dolberger Schützenfestes an Christi Himmelfahrt.

Berger schritt zu Beginn der Gelöbnisfeier zusammen mit dem Kommandeur der Aufklärer, Oberstleutnant Timo Gadow, die Front der Soldatinnen und Soldaten ab. In seiner Ansprache sicherte er den Frauen und Männern, die sich zum Dienst in den Streitkräften verpflichten, die Unterstützung zu: „Die gesellschaftliche Verantwortung und Fürsorge für unsere Soldatinnen und Soldaten verlangt es, dass Sie erhobenen Hauptes ihren Dienst versehen können und kontinuierlich der Rückendeckung durch Parlament, Politik sowie Bürgerinnen und Bürger versichert sein dürfen.“ Jede einzelne Soldatin und jeder einzelne Soldat, ganz gleich welchen Ranges, „hat unser Vertrauen verdient.“  

Das wahre Gesicht der Bundeswehr zeige sich nicht in Verfehlungen, die ernst zu nehmen und aufzuklären seien, sondern vielmehr in der Wahl der richtigen Vorbilder. Der Bürgermeister erinnerte an Oberfeldarzt Dr. Paul Rosenbaum, der als Lazarettleiter an Karfreitag 1945 die Initiative ergriff und sich den unsinnigen Befehlen widersetzte, Ahlen gegen die heranrückenden Befreier in einem nicht zu gewinnenden Kampf zu verteidigen. „Mutig machte er sich auf den Weg zum Feind und bot dem Kommandeur der vor den Toren Ahlens stehenden Amerikaner die kampflose Übergabe unserer Stadt an“, beschrieb Berger die Ereignisse und appellierte an die Anwesenden: „Eifern Sie beiden nach in Ihrem Handeln. Bewahren auch Sie sich ihren kritischen Geist und folgen in allen Situationen Ihrem Gewissen!“       

Beide Männer hätten einander vertraut und so das Leben unzähliger Menschen gerettet, für die an diesem Tage der Zweite Weltkrieg an der sogenannten Heimatfront ein Ende gefunden habe. Ahlen ehre Dr. Paul Rosenbaum und US-Colonel Sidney Hinds durch die Benennung von zwei zentralen Plätzen. Ein Gedenkstein an der Stadtbücherei erinnere an ihr Vorbild.   

Trotz sorgfältigster Ausbildung und Vorbereitung seien Soldatinnen und Soldaten im Einsatz Risiken ausgesetzt, die mit Gefahren für Leib und Leben einhergingen. Berger richtetet die Aufmerksamkeit auf Angehörige der Bundeswehr, die im Dienst zu Schaden gekommen, „im schlimmsten Fall gar ihr Leben verloren haben.“ Solche Unglücke führten uns schmerzlich vor Augen, dass der militärische Dienst kein gewöhnlicher öffentlicher Dienst ist, der sich mit den herkömmlichen Maßstäben messen ließe. „Unsere Gedanken sind in diesen fröhlichen und feierlichen Minuten auch bei den Angehörigen, Kameradinnen und Kameraden der tapferen Frauen und Männer, die in Uniform im Einsatz für unser Land ihr Leben gelassen haben.“

Die Gäste der Gelöbnisfeier erinnerte Berger daran, dass die angetretenen jungen Menschen für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland und Europas einstehen. „Ihr entbehrungsreicher Dienst ermöglicht es Menschen auch in weit entlegenen Regionen der Welt, in Sicherheit und unter stabilen Verhältnissen ein geordnetes Leben zu führen.“ Die Gesellschaft möge sich bewusst sein, „was wir diesen Soldatinnen und Soldaten abverlangen.“

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