„In Ahlen wurden die Fundamente des deutschen Sozialstaats gelegt“

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Am 3. Februar 1947 verabschiedete die CDU in der britischen Besatzungszone im heutigen Gymnasium St. Michael ihr wirtschafts- und sozialpolitisches Programm. Als das „Ahlener Programm“ ist es fester Bestandteil deutscher Nachkriegsgeschichte geworden. Noch heute berufen sich nicht nur führende Sozialpolitiker der Union auf die in Ahlen beschlossenen Grundsätze.

„In Ahlen wurden vor 75 Jahren die Fundamente des deutschen Sozialstaats gelegt. Mit ihrem Ahlener Programm leitete die Partei Konrad Adenauers und Ludwig Erhards den erfolgreichen Wiederaufbau ein, der in das Wirtschaftswunder für Millionen mündete“, würdigt Bürgermeister Dr. Alexander Berger die Konferenz im damaligen Ahlener Kloster, das noch zwei Jahre zuvor als Lazarett für Kriegsverwundete diente.

Berger erinnert an einen Besuch von Heiner Geissler im St. Michael. Der profilierte CDU-Sozialpolitiker, frühere Bundesminister und Vordenker seiner Partei, habe anlässlich seines Besuches 2014 an der Schule angemessene Worte gefunden: „Das Ahlener Programm war von Anfang an ein Pfeiler der erfolgreichen Sozial- und Wirtschaftsphilosophie der Geschichte der Ökonomie - nämlich der Sozialen Marktwirtschaft“, schrieb Geissler seinerzeit in das Gästebuch der Stadt Ahlen. Die Beratungen zum Ahlener Programm fanden statt in einer spartanischen Atmosphäre der materiellen Entbehrung. Ein einziger warmer Raum stand den Gästen im Pensionat St. Michael zur Verfügung. Und doch waren die Bedingungen in Ahlen noch deutlich besser als in den vom Krieg und der Bombardierung gezeichneten Städten an Rhein und Ruhr. 

Es gab ein wenig wärmende Kohlen von der Zeche Westfalen und Verpflegung aus der umgebenden Landwirtschaft. „Was in jenen Tagen nicht unbedeutend war und zum Konferenzerfolg beigetragen hat, war das katholisch-geistige Milieu, in dem die geeigneten Voraussetzungen für eine gedeihliche Beratung gegeben waren“, erinnert Berger. Ahlen habe sowie die gesamte Region des früheren Altkreises Beckum industrielle wie bäuerliche Strukturen aufgewiesen und damit sinnbildlich für das Ineinandergreifen aller Teile der Wirtschaft gestanden, so wie es das beschlossene Konzept für ganz Deutschland verlangte. Für Berger zeichnet sich das Ahlener Programm dadurch aus, „dass es den sozioökonomischen Bedingungen, unter denen sich Nachkriegsgesellschaft und Wirtschaft neu formierten, Form und Inhalt verliehen hat.“ Der 3. Februar 1947 ist für das Stadtoberhaupt nicht nur ein sozial- und wirtschaftspolitisch wichtiges Datum, „sondern auch ein Meilenstein in der Geschichte der Stadt Ahlen.“  

Das Ahlener Programm: 

Der Zonenausschuss der CDU der britischen Zone verabschiedete unter Leitung des späteren ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer am 3. Februar 1947 das Ahlener Programm, mit dem die Union nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus eine grundlegende soziale und wirtschaftliche Neuordnung anstrebte. Aus der programmatischen Diskussion der folgenden zwei Jahre gingen am 15. Juli 1949 die Düsseldorfer Leitsätze der Arbeitsgemeinschaft von CDU und CSU hervor, die zugleich Neuansatz und organische Weiterentwicklung des Ahlener Programms sind. 

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