„Ist doch gar nicht schwer“, Demenzparcours im ETH
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„Ist doch gar nicht schwer“, stand es dick über der ersten Station des Demenz-Parcours im Elisabeth-Tombrock-Haus. Das Haus bot am Dienstag diesen Parcours an um Mitarbeitern und den Angehörigen von Demenzkranken einen Einblick in die Welt der Betroffenen zu geben.
An zwölf Stationen waren Aufgaben zu bewältigen, die es in sich hatten. Gleich an der Nummer eins ging’s los. In einem Kasten die Linien eines Sterns nachziehen. Allerdings ist die Sicht darauf nur durch einen Spiegel möglich. Plötzlich wird die Auge-Hand-Koordination auf Gründlichste im Wortsinn auf den Kopf gestellt. Auch die nächste Aufgabe hatte es in sich. Wiederum im Kasten einen Schnürsenkel in einen Turnschuh fädeln. Auch hier ist der Einblick nur über den Spiegel möglich. „Dabei hilft der Tastsinn, der geht aber den Betroffenen oft ab“, erklärte Anita Wösthoff. Als kommissarische Leiterin des Sozialen Dienstes fällt der Parcours in ihre Zuständigkeit. Sie macht es ganz deutlich: „Das ist kein Test, die Aufgaben sind nur dazu geeignet das Erleben eines Betroffenen nachzuvollziehen“. Das gelingt sehr drastisch. So ist ein Koffer zu packen. Zunächst muss sich der Proband Bildkarten mit den einzupackenden Objekten ansehen. Das Bild zeigt etwa einen Spiegel. Auf der Rückseite steht jedoch das Wort Computer. Später wird das Wort vorgelesen und das richtige Objekt, hier der Spiegel, soll eingepackt werden. Um das Ganze noch zu verschärfen bekommt der Proband noch eine Brille auf, die das Sehvermögen beeinträchtigt. Dazu läuft eine Stoppuhr, es geht auch um Zeit. „Es zeigt wie es sich für den Demenzkranken anfühlt, wenn er die Aufgabe ‚hole doch mal den Schirm’ nicht lösen kann“, zeigte Jutta Mertens, Mitarbeitern im Sozialen Dienst. Denn oft weiß der Betroffene nicht mehr was eigentlich der Schirm ist. Damit wird eine Wut erzeugt, die auch den Betroffenen befällt, wenn simpelste Dinge plötzlich nicht mehr möglich sind. „Durch diesen Parcours erleben wir die Welt und auch den Ärger der Menschen und können die Reaktionen besser nachvollziehen“, hat Simon Große-Drenkpohl, FSJ-ler im ETH festgestellt. „Wir betreuen hier mittlerweile an die 80 von Demenz betroffene Menschen, da fördert so ein Erleben sicher das Verständnis beim Team und den Angehörigen“, ist sich Anne Troester, Leitern de Hauses sicher.
Abends kam die Entwicklerin des Parcours, Monika Wilhelmi, ins Haus. Sie las aus dem Roma „Wie ein Fisch ohne Wasser“. Dabei wird eine Kriminalgeschichte aus verschiedenen Perspektiven vorgelesen, „Damit vermittelten wir ein spannendes und kurzweilige Gedächtnistraining“, faste Jutta Mertens zusammen.
Autor Peter Schniederjürgen