„Junge sein“ in Aleppo und in Ahlen: Gemeinsames „Projekt 8“ von Caritas und Sekundarschule
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Ein Junge sein – was heißt das eigentlich? Eine Gruppe von neun neu zugewanderten Schülern aus Syrien und acht Jungen aus Ahlen arbeitete vier Wochen lang intensiv zu diesem Thema.
Zu Beginn des „Projekt 8“ ging es zunächst um die Flucht der syrischen Jungen nach Deutschland. „Meine Familie und ich haben in acht Tagen sechs Grenzen mit sechs verschiedenen Verkehrsmitteln überquert“, erzählte Khalil*. „Erst dann waren wir in Deutschland.“ Jedem war sofort klar, welch einschneidendes Erlebnis das für ihn war. Amir* hingegen musste sich ohne seine Eltern auf den Weg nach Deutschland machen und wächst nun ohne sie in Ahlen auf.
Jedes Kind bringt seine eigene Geschichte mit. Das macht das Zusammenleben auch in der Schule nicht immer einfach.
Die Sekundarschule ist seit Beginn eine Schule für alle Kinder, die in Ahlen leben“, betont Schulleiter Ulrich Vornholt. „Unsere Schülerschaft ist folglich sehr unterschiedlich. Das gilt auch für die Kinder, die mit ihren Familien nach Deutschland geflüchtet sind.“
Aktuell werden an der Sekundarschule 56 Kinder unterrichtet, die wie Amir und Khalil aus anderen Ländern zugereist sind. „Unsere Schüler müssen respektvoll und tolerant miteinander umgehen. Es ist leicht über Vielfalt zu reden. Integration ist aber eine große Herausforderung. Und das muss jeden Tag gelernt werden“, weiß Ulrich Vornholt. „Als Weltethos-Schule haben wir in den vergangenen Schuljahren bereits zahlreiche Projekte durchgeführt und vielseitige Erfahrungen gesammelt.“
Schulsozialarbeiter Daniel Born koordiniert das „Projekt 8“ für die Sekundarschule. Er bezeichnet das Angebot der Beratungsstelle „GrenzBewusst“ als Glücksfall, „weil Integration auch bedeutet, sich mit der eigenen Rolle und Identität auseinanderzusetzen“.
Unter der Leitung der Caritas-Mitarbeiter Maik Sawatzki und Robert Stamner konnten die Schüler nun vielfältige Einblicke in die jeweiligen Lebensbereiche erhalten. Zugleich lernten die Jungen, wie verschieden sie sind. „Im Projekt wurden natürlich kulturelle Unterschiede in der Jungenrolle mehrfach deutlich. Trotz allem waren sich alle einig, dass sie respektvoll miteinander leben und lernen wollen“, sagt Robert Stamner nach Ende des Projekts.
Einigkeit herrschte auch in der letzten Sitzung, als es um die Themen Körper, Sexualität und Partnerschaft ging. „Das fanden wir alle spannend. Wir haben viel dazu gelernt und zusammen gelacht“, berichtet Dustin.
Das „Projekt 8 zur Förderung eines ACHTsamen Miteinanders“ wurde mit Fördermitteln aus dem Kinder- und Jugendförderplan des Landes NRW unterstützt, die der Beratungsstelle „GrenzBewusst“ in Trägerschaft des Caritasverbandes Ahlen zugewiesen worden waren.
*Namen redaktionell geändert