Kein Interesse an Sanierungsplan?

(Kommentare: 0)

Es könnte zeitlich eng werden, wenn der Rat am 19. November in einer Sondersitzung über einen Umzug der Stadtverwaltung in die Arbeitsagentur entscheiden sollte. Denn am 7. November wird auf Einladung der SPD-Ratsfraktion der Architekt des Rathauses, Prof. Christoph Parade, in einer Infoveranstaltung im Ratssaal zu den Umzugsplänen Stellung nehmen. Begleitet wird Parade von Auguste Triet, der das Rathaus als früherer Bauleiter wie nur wenige andere kennt.

Triet ist über den bisherigen Meinungsbildungsprozess zum Rathaus sehr erstaunt. Der Architekt, der in Düsseldorf als einer von zwei Geschäftsführern die Planungsgesellschaft TBP leitet, verweist auf das im Juli 2011 fertiggestellte und der Stadt Ahlen zur Verfügung gestellte Sanierungskonzept zum Rathaus, in dem die ARGE Planungsgemeinschaft der Stadt ihr Lösungskonzept „Sanierung Rathaus Ahlen“ vorstellt. „Wir sind damals alle Positionen durchgegangen“, sagt Triet, „und sind unter dem Strich auf einen Sanierungsaufwand von 17,5 Millionen Euro gekommen.“ Als Grundlage lag den Architekten, die auch Fachleute vom Institut für Bauphysik und Fassadentechnologie und der Planungsgemeinschaft Haustechnik hinzuzogen, das Gutachten des Instituts für Site und Facility Management (ISFM) und die auf dieser Basis erhobenen eigenen Berechnungen des Zen­tralen Liegenschaftsmanagements (ZGLM) im Rathaus vor. „In den Zahlen der Stadt ist noch viel Luft“, sagt Auguste Triet. Deshalb sei man statt der errechneten rund 21 Millionen Euro auf den deutlich günstigeren Betrag von 17,5 Millionen Euro gekommen.

„Wir haben auf unser Angebot nie eine Antwort erhalten“, hält Christoph Parade fest. Nicht einmal eine Ablehnung habe er erhalten, ärgert sich der Architekt. Die naheliegend Vermutung: Die Stadt wollte nicht. Für völlig überzogen hält sein Kollege Triet die aktuellen Aussagen der Dortmunder Assmann-Gruppe zur Rathaussanierung, die mit 31 Millionen Euro beziffert werden.

Im Jahr 2011 stand die Arbeitsagentur als mögliches Domizil allerdings noch nicht zur Disposition. Den von der Agentur geforderten Kaufpreis von 15,3 Millionen Euro bezeichnet Triet als astronomisch. „Überall stehen Büroflächen leer, selbst hier in Düsseldorf.“ Die Bemerkung des ehemaligen Stadtbaurats in Münster, Gerhard Joksch, das Angebot sei „wie ein Sechser im Lotto“ sei völlig unangebracht, so Parade. Unterstützt wird die Einschätzung der beiden Düsseldorfer von einem heimischen Immobilienmakler, der zu dem geforderten Kaufpreis anmerkt: „Die Nachfrage bestimmt das Angebot, nicht umgekehrt.“ Eine so große Bürofläche sei in Ahlen kaum zu vermarkten. Insofern sei der Preis unrealistisch.
Im Übrigen will Auguste Triet nicht einleuchten, warum die Arbeitsagentur nicht doch interessiert sein könnte, im Falle einer Sanierung des Rathauses leerstehende Büroflächen vorübergehend an die Stadt zu vermieten. Auch wenn er es aktuell nicht durchgerechnet hat, hält Triet eine Sanierung für 20 Millionen Euro für realistisch. Er wäre sogar bereit, einen Festpreis zu nennen.

Im Unterschied zu Stadtbaurat Andreas Mentz hält er auch eine schrittweise Sanierung des Gebäudes unter eingeschränktem Betrieb für machbar. „Das Haus hat drei Flügel“, stellt er fest. Jeder der Flügel lasse sich während der Sanierungsarbeiten von den jeweiligen anderen Flügeln abschließen.
Die Stadt habe für die beiden Gutachten (ISFM und Assmann) mindestens 130 000 Euro auf den Tisch geblättert. Die ARGE hatte seinerzeit in ihrem Sanierungskonzept 200 000 Euro für die Planungskosten berechnet, die nur im Fall eines Nichtzustandekommens angefallen und ansonsten mit den Honoraren verrechnet worden wären. Doch bei der Stadt fühlte sich niemand bemüßigt, darauf zu reagieren.

Autor Dierk Hartleb

Zurück