Kulturgesellschaft zeigt Susanne Nahrath in der Stadtgalerie

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Die aus Ahlen stammende Künstlerin Susanne Nahrath zeigt auf Einladung der Kulturgesellschaft Ahlen eine Ausstellung mit sehr persönlichen Bezugspunkten zu Stationen ihres Lebens. Die Ausstellung „der junge mit der Bademütze etwas nach rechts“ präsentiert in der Stadtgalerie Ahlen bis zum 30. April konzeptuelle Arbeiten wie Skulpturen, Installationen und Fotografien.

In ihren Werken setzt sich Nahrath immer mit Menschen und ihrer Geschichte auseinander, aber auch mit gesellschaftlichen und historischen Themen. Ebenso spielt ihre eigene Geschichte eine Rolle. 

So thematisiert die Arbeit „Wand mit Durchblick“ aus dem Jahr 2023 die Geschichte des Firmengebäudes ihrer eigenen Familie. Durch eine fensterartige Öffnung in der leicht gebogenen Wandinstallation aus 287 Plexiglasbausteinen werden verschiedene Fotos des ehemaligen Firmengebäudes sowie anderer Industriebrachen an die dahinter liegende Wand projiziert. Nicht nur die Firma an sich, sondern auch das Gebäude ist Teil der Industriegeschichte Westfalen und für viele Menschen ist der blaue Topf auf dem Dach des Gebäudes „das“ Wahrzeichen der Stadt Ahlen. „Der Blick durch die Öffnung der angedeuteten Architektur gibt uns den Blick auf die Vergangenheit frei“, schreibt die Kunsthistorikerin und Kuratorin Dr. Andrea Fink im Katalog zur Ausstellung. Hier gehe es nicht um eine Mauer des Vergessens, „sondern im wahrsten Sinne darum, einen klaren und deutlich Durchblick und Einblick in das unwiederbringlich Verschwundene zu behalten.“

Die Arbeit „Kleine Kleinigkeiten“ nimmt ebenfalls Bezug zur Firmengeschichte, wenn gleich auch mit einem zunehmend persönlicheren Aspekt. Waren die Kinder des Firmeninhabers sonntags in der Firma zu Besuch, wurden sie häufig vom Vater mit den sogenannten „Kleinen Kleinigkeiten“ beschenkt. Die Installation besteht aus einem Kühlschrank der Firma Bosch aus den 1960er Jahren, der gefüllt ist mit einer auf je 199 Stück limitierten Auflage von etikettierten Vollmilch-Schokoladen sowie ebenfalls mit zusätzlichen Etiketten versehenen Coca-Cola-Konturflaschen. „Jedes Stück ist ein Original. Man kann es essen oder in den Schrank stellen“, sagt Susanne Nahrath. So entsteht im Vorbeigehen Kunst zum Mitnehmen.  

Ausschließlich persönlich ist die Geschichte hinter der Fotoarbeit „der Junge mit der Bademütze etwas nach rechts“, das die Künstlerin als junges Kind zeigt. Es habe sie immer geärgert, wenn sie als Kind für einen Jungen gehalten worden sei, verrät Susanne Nahrath etwas über den Ursprung des Ausstellungstitels. Nichts soll in einem rot ausgeleuchteten Porträt-Raum der Erinnerung und dem Vergessen anheimfallen, besonders nicht die Unterschriften der Mutter Ursula und des verstorbenen Bruders Carl-Heinz sowie der Gruß „Dein Papa“. Sie sind in Neonschrift in Leuchtkästen verewigt.

Die Ausstellung ist zu sehen in der Stadtgalerie Ahlen, Königstraße 7, vom 19. März bis zum 30. April immer samstags und sonntags zwischen 11 und 17 Uhr. Der Eintritt ist kostenfrei. 

Ins Gespräch kommen kann man mit Susanne Nahrath am Sonntag, 23. April, um 15 Uhr. Der von der Sparkasse Münsterland Ost möglich gemachte Ausstellungskatalog kann für 10 Euro erworben werden.

Aus dem Katalog: 
Die Künstlerin Susanne Nahrath zeigt in der Stadt-Galerie Ahlen konzeptuelle Arbeiten, wie Skulpturen, Installationen und Fotografie. In Ahlen geboren absolvierte ihr Architekturstudium an der staatlichen Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Ernst Kasper und Prof. James Stirling. 1991 wurde sie von Prof. Erst Kasper zur Meisterschülerin ernannt. 1992 stellte sie auf der Architekturbienale in Venedig ihre Arbeit mit dem Titel „Theater auf den Rheinwiesen“ aus. Im selben Jahr eröffnete sie nach Erhalt ihres Akademiebriefs ein Architekturbüro in Ratingen. Zwischen 2001 und 2004 studierte sie Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf bei Magdalena Jetelová.

„In Ahlen bezog sie als Künstlerin, als Mitglied der Familie Nahrath mit einer Kunstaktion im öffentlichen Raum eindeutig Position, als es um die Rettung der Gebäudesubstanz der ehemaligen Stanz- und Emaillierwerke ging.“ (Auszüge aus der Rede von Dr. Andrea Brockmann anlässlich der Ausstellung „Im Dialog“ in der Ahlener Stadtgalerie, April 2008)

„In ihrer Kunst bietet sich ein Freiraum der selbstständigen Beschäftigung mit unterschiedlichen Themen aus Politik und Gesellschaft. Wichtig erscheint, dass die Künstlerin genau das Beziehen des eigenen Standpunktes, das Reflektieren über den eigenen Standpunkt zum Thema ihrer künstlerischen Auseinandersetzung
erkoren hat.“ (Auszüge aus der Rede von Dr. Andrea Fink anlässlich Ihrer Ausstellung „ analogien“ im Museum Abtei Liesborn, September 2015)

 

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