„Meeting Mittelstand“ zum Thema Ausbildung
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„Praktikum vor Zeugnis“ – so könnte man die Ausbildungspolitik von Friedrich Reckermann, Geschäftsführer der „G&S die Balkonbauer“, in drei Worten zusammenfassen. Sein Unternehmen war Gastgeber des „Meetings Mittelstand“, das sich am Donnerstagabend mit dem Thema „Von der Schule bis zur Rente“ auseinandersetzte.
Der um sich greifende Fachkräftemangel stand im Mittelpunkt der Vorträge. Gastgeber Wolfgang Arns, ebenfalls Geschäftsführer von „G&S die Balkonbauer“, konnte dazu mit Friedrich Reckermann und Robert Kleinschmidt vom BVWM (Bundesverband mittelständische Wirtschaft) viele Unternehmer aus Ahlen begrüßen. Kompetente Referenten machten die Abendveranstaltung in der Produktionshalle zu einem spannenden Erlebnis und gaben Anregungen sowohl aus der Theorie als auch der Praxis.
Vorbehalte gegen Hauptschüler sind hier kein Thema. „Wir haben zwei Mitarbeiter, deren Zeugnisse nicht so überzeugend waren. Wir stellten sie ein, förderten die jungen Männer und heute bereiten sie sich auf die Meisterprüfung vor“, sagte Friedrich Reckermann.
Er blicke vorzugsweise auf den Einsatz, den ein Schüler im Praktikum bringt. Das ist für den Unternehmer das entscheidende Kriterium. Natürlich seien auch Noten von Bedeutung, aber eben nicht das entscheidende Auswahlkriterium. „Damit erreichen wir eine hohe Identifikation mit unserem Unternehmen“, führte der Geschäftsführer aus.
Das kam Paula Rose, Leiterin der Geschwister-Scholl-Hauptschule, sehr entgegen. Hier gewinnen „die Balkonbauer“ seit Jahren den Löwenanteil ihrer Auszubildenden.
„Wir bereiteten unsere Schüler ab der siebten Klasse auf die Ausbildung vor“, erklärte die Schulleiterin. Betriebsbesichtigungen, Berufsfelderkundungen und Praktika machen einen erheblichen Teil des Stundenplans an einer der letzten Ahlener Hauptschulen aus. So sind die Schüler der neunten Klasse im dreiwöchigen Praktikum, ein Jahr später, in Jahrgangsstufe zehn, noch einmal zwei Wochen im Betrieb aktiv.
„Dazu kommt das Langzeitpraktikum einmal in der Woche im Betrieb“, erklärte Paula Rose. Die Devise des Geschwister-Scholl-Kollegiums laute: „Kein Abschluss ohne Anschluss“. Das war auch gleich der Titel des Vortrags der Pädagogin.
Joachim Fahnemann, Leiter der Arbeitsagentur Ahlen-Münster, referierte über die „Zukünftigen Herausforderungen am Arbeits- und Ausbildungsmarkt“. „Die Industrie 4.0 stellt die Arbeitswelt vor neue Herausforderungen“, machte der Agenturchef deutlich. Die zunehmende Digitalisierung stelle andere Anforderungen an die Ausbildung der zukünftigen Fachkräfte. Kernsatz sei das lebenslange Lernen. „Dabei nimmt der Mangel an Fachkräften immer dramatischere Ausmaße an“, so Fahnemann.
Unternehmen könnten es sich nicht mehr leisten, auf Potenziale zu verzichten. Arbeitszeitanpassung machten Arbeitsplätze für Frauen attraktiver und auch Flüchtlinge böten Chancen, zeigte Joachim Fahnemann neben weiteren Möglichkeiten in seinen Ausführungen auf.
Zuvor hatte Wolfgang Arns das gastgebende Unternehmen vorgestellt. Und in seinem Grußwort lobte Bürgermeister Alexander Berger den Gastgeber als „vorbildlichen Betrieb“ mit seinen Ausbildungsangeboten und seiner Standorttreue.
Autor Peter Schniederjürgen