Mehrsprachigkeit fördern und ausbauen
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Konsequenterweise standen deswegen auch zu Beginn des Gespräches Glückwünsche an. Ergül Aydemir ist seit Ende letzten Jahres Beisitzerin im Vorstand des Landesintegrationsrates und damit auch Ansprechpartnerin für neun kommunale Integrationsräte in der Umgebung von Ahlen. Kosbab gratulierte zur Wahl und unterstrich, dass dieses Engagement für die Stadt und über deren Grenzen hinaus für eine interkulturelle Gesellschaft von unschätzbarem Wert sei. Zugleich bedankte sie sich für Aydemirs Einladung in die nächste Sitzung des Integrationsrates, um die Mitglieder des Gremiums persönlich kennenzulernen. Seit 15. Februar leitet Kosbab das Fachdezernat der Stadt Ahlen, zu dem auch der Bereich Integrationsarbeit gehört.
Ergül Aydemir betont die Bedeutung der Mehrsprachigkeit: „Wenn wir die natürlichen Ressourcen von Menschen mit internationaler Familiengeschichte fördern, ist das für die ganze Gesellschaft von Vorteil.“ Zu diesem Schluss sei auch eine frühere Arbeitsgruppe des Integrationsrates gekommen. Diese habe sich intensiv damit befasst, wie Zweisprachigkeit im Kindesalter unterstützt werden kann. Als praktische Folge sei daraus eine Kampagne entstanden, Mehrsprachigkeit besser wertzuschätzen. Kinder, die sich in zwei Sprachen sicher ausdrücken können, hätten nachweisbar größere Lernerfolge und allgemein günstigere Voraussetzungen des Spracherwerbs.
Stephanie Kosbab schätzt das Engagement des Integrationsrates. „Seit vielen Jahren fördert die Stadt Ahlen aktiv Mehrsprachigkeit.“ Erwähnenswert sei die Kooperation mit dem Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Warendorf und der Arbeiterwohlfahrt Ruhr-Lippe-Ems. „In sieben Kindertageseinrichtungen setzen wir das Konzept Rucksack-Kita um. Hier werden pro Jahr etwa 60 zugewanderte Familien, im Deutschen ebenso wie in der Herkunftssprache und in allgemeinen pädagogischen Fragen gestärkt.“
Aydemir und Kosbab stimmen überein, dass etablierte Maßnahmen zum Thema Mehrsprachigkeit fortgesetzt und neue Projekte initiiert werden müssen. Dies solle immer geschehen unter Berücksichtigung der Ergebnisse, die die Arbeitsgruppe des Integrationsrates zusammenträgt.
Hintergrund:
Den gesellschaftlichen Nutzen sprachlicher Vielfalt stellt auch die UNESCO heraus. Sie sieht in natürlicher Mehrsprachigkeit den grundlegenden Faktor „für den Aufbau und den Erhalt von integrativen, offenen, vielfältigen und partizipativen Wissensgesellschaften. Durch Sprachen werden Informationen und Wissen vermittelt und damit Wohlstand, sozialer Wandel und nachhaltige Entwicklung gefördert.“
Es ist von wesentlicher Bedeutung, alle Kinder und Jugendlichen ganzheitlich in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu stärken. Bei zugewanderten Familien liegt ein Aspekt darin, ihre Herkunftsidentität positiv in den Fokus zu nehmen. Dies gelingt ganz konkret durch die Förderung natürlicher Zweisprachigkeit. Hierdurch werden nicht nur einzelne Individuen gestärkt, sondern Ideologien von Ungleichwertigkeit und Rassismus etwas entgegengesetzt. Letztlich profitiert davon die gesamte Gesellschaft.
In jeder Sprache finden sich unterschiedliche Perspektiven, Ideen und Erlebniswelten, die in verschiedensten Themenfeldern schöpferisch genutzt werden können. Innovationen, die aus sprachlicher, interkultureller Diversität erwachsen, befördern nicht nur unser gleichberechtigtes Zusammenleben in Vielfalt, sondern auch die Interaktion auf globaler Ebene.