Migration – ein Glücksspiel?
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„Sicher haben meine Landsleute eine gewisse Affinität zum Glücksspiel“, sagt Dr. Turan Devrim, der türkischer Abstammung ist. Er nimmt an der Veranstaltung „Migration – ein Glücksspiel?“ teil, die von der Suchtberatungsstelle Quadro zum „Aktionstag Glücksspielsucht“ durchgeführt wird. Im Vorfeld hatte Quadro darauf hingewiesen, dass es unter den glücksspielabhängigen Menschen besonders viele Zuwanderer gibt.
Gemeinsam mit Ludmilla Dickmann, Einzel- und, Gruppentherapeutin der Gütersloher Bernhard-Salzmann-Klinik, informieren die Experten über 40 Teilnehmer in Ahlen.
„Leider erreichen wir die zugewanderten Glücksspielsüchtigen oft nicht, darum werden wir in Zukunft unsere Angebote kultur-sensibler gestalten“, sagt Hermann Wetterkamp, bei der Caritas für Drogen und Suchtberatung zuständig. Der Bedarf ist enorm. „Von 2006 bis 2012 hat sich die Zahl der Spielgeräte nur in den Spielhallen im Kreis Warendorf von 349 auf 590 erhöht, hier werden rund 13 Millionen Euro verspielt“, berichtet Quadro-Suchttherapeutin Helena Sieniawski.
Dr. Devrim ist Leitender Arzt der Klinik Brilon Wald und intensiv mit der Glücksspielsucht befasst. Für den Arzt hat das Spiel eine kulturhistorische Dimension. Angefangen vom Karten- und Brettspiel zum Zeitvertreib in den heimischen Tee- und Kaffeehäusern hat es sich zum süchtig machenden Zocken verändert. „Wenn es um Gewinne geht wird es kritisch“, weiß der Facharzt. „Doch es gibt keine Untersuchungen, die belegen, dass bei Zuwanderern das Suchtrisiko signifikant höher ist“, so Dickmann. Dennoch werde Hilfe gerade von dieser Gruppe nur äußerst zögerlich angenommen. „Wir können die Sucht nicht heilen, aber die Betroffenen lernen, damit umzugehen“, macht Renate Theissen-Beckmann, Traumatherapeutin bei Quadro, klar. Das bedeute natürlich für die Klienten Verzicht auf Spiel.
Hilfe gibt es bei einer Hotline:Tel.08 00 / 0 77 66 11 oder in türkischer SpracheTel.08 00 / 3 26 47 62.
Peter Schniederjürgen