Mit ehrenamtlichen Fahrdiensten ins Impfzentrum

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„Wir saßen am Kaffeetisch und sagten uns, jetzt müssen wir helfen.“ Dieter Kühling weiß noch genau, wie es war, als ihm und seiner Ehefrau Hildegard im Winter die Idee zu einem Fahrservice ins Impfzentrum Ennigerloh kam. Die Inhaber des Ahlener Reiseunternehmens „Kühling-Omnibus“ wurden während der Covid-Hochphase regelrecht ausgebremst.

Alle Räder der „Gute-Laune-Busse“, wie sie vielversprechend auf der Firmenhomepage heißen, standen pandemiebedingt still. Doch anstatt schlechter Laune wuchs während der verordneten Zwangspause in dem Ehepaar der Drang etwas Sinnvolles zu tun. Normalerweise sind sie es nämlich gewohnt, Schülerinnen und Schüler, Sportvereine und Reisende nach Nah und Fern zu kutschieren. „Touristische Busreisen waren verboten, wir aber wollten nicht untätig zuhause sitzen und nur Däumchen drehen“, so Dieter Kühling.

Genau zur richtigen Zeit kam da im Januar die Initiative der städtischen Leitstelle „Älter werden in Ahlen“. „Ältere Menschen, die beispielsweise Probleme bei der Terminanmeldung im Impfzentrum hatten, konnten sich bei uns melden. Wir haben auch helfen können, wenn es um Fragen zu den Fahrmöglichkeiten zum Ennigerloher Impfzentrum ging“, so Leitstellen-Mitarbeiterin Anne Althaus. Nicht alle Seniorinnen und Senioren seien in der Lage gewesen, ihren Transport selbst zu organisieren. „Dabei haben wir dann gerne geholfen.“ Zahlreiche Fahrten vermittelte Althaus zwischen Ahlen und Ennigerloh. Auf den städtischen Aufruf zur Unterstützung des kostenlosen Fahrdienstes reagierten nicht nur Dieter und Hildegard Kühling prompt. Das Netzwerk, in dem die Leitstelle eingebunden ist, funktionierte einwandfrei. Angebote, Fahrdienste zu übernehmen, kamen auch vom Ortsverband des Malteser Hilfsdienstes (MHD) und der Innosozial gGmbH.    

„Von größter Skepsis bis zu unendlicher Dankbarkeit“, erinnert sich Gabriele Liesemann vom familienunterstützenden Dienst bei Innsozial, habe die emotionale Bandbreite der älteren Herrschaften gereicht. Waren einige in Sorge, ob sie sich unter Umständen auf der Fahrt mit der heimtückschen Krankheit  infizieren könnten, waren andere Fahrgäste einfach nur glücklich darüber, endlich das ersehnte Impfangebot wahrnehmen zu dürfen. Mundschutz und Abstand seien auf jeder Fahrt selbstverständlich gewesen, sagt MHD-Mitarbeiter Henry Boriesosdick. Er verrät aber auch: „Ein etwas mulmiges Gefühl ist immer geblieben.“ Bis zu drei Touren habe er täglich gefahren. Wenn es nicht anders ging, auch mit Begleitpersonen im Fahrzeug. „Für den guten Zweck haben wir alles möglich gemacht.“ Ihr Bestes hätten auch stets die Helferinnen und Helfer im Impfzentrum des Kreises Warendorf gegeben. „Dort ging es schnell und völlig unkompliziert“, hörte Anne Althaus am Seniorentelefon immer wieder. Gabriele Liesemann bestätigt: „Der Empfang war gut organisiert und nie abweisend.“

Für ihr ehrenamtliches Engagement in der Corona-Krise dankte jetzt Bürgermeister Dr. Alexander Berger den Unterstützern. Gerne hätte er im letzten Jahr das Impfzentrum nach Ahlen geholt, um nicht nur den älteren Menschen in der größten Stadt des Kreises die Wege so kurz wie möglich zu machen. Als das nicht möglich war, habe sich die Fahrdienstbörse als hilfreiches Instrument in der Not bewährt. „Damit haben Sie einen erheblich Beitrag dazu geleistet, dass die Impfkampagne in den priorisierten Gruppen zügig vorangeschritten ist“, so Berger. Bei den anerkennenden Worten des Bürgermeisters, in einer für Selbstständige kritischen Zeit an andere Menschen gedacht zu haben, winkt Dieter Kühling indes bescheiden ab. Die schöne Erfahrung, wenn man weiß, wie man Menschen helfen kann, möchte er nicht mehr missen. Der Bus-Unternehmer, dem nach eigener Aussage die Bundeshilfen „über das Gröbste“ hinweggeholfen haben, spricht auch für seine Ehefrau, wenn er sagt: „Das hat uns richtig Spaß gemacht.“

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