Neue Eingreiftruppe gegen den Raupenbefall: Letzte Prozession endet im Sauger

(Kommentare: 0)

Raupenbefall einer Eicheinreihe in der fernen Feldflur. Und wen juckt`s? Spaziergängern. Sie haben das Ordnungsamt alarmiert. „Viele sind mit dem Hund raus, sehen was und greifen dann gleich zum Handy“, sagt Markus Harbaum.

Vor einem Jahr war der 45-Jährige noch KFZ-Mechaniker. Seit Anfang Mai ist er zusammen mit Jakob Klassen (59) städtischer Schädlingsbekämpfer. Eigens eingestellt als schnelle Eingreiftruppe gegen den Eichenprozessionsspinner.

Donnerstag, 10 Uhr, abseits der Alten Beckumer Straße auf einem frequenzlosen Feldweg: „Der erste Sack war schnell voll“, meldet Jakob Klassen mit fünf Kilo Füllgewicht frühen Erfolg. Inzwischen bläht sich der dritte in einem Spezialsauger auf, der sonst auch zur Asbestentsorgung eingesetzt wird. Bis zum Schichtende soll die lange Baumreihe komplett sauber sein. Wenn nicht noch Aktuelles dazwischen funkt. „Eine Kita, eine Schule, ein Park. Dann hören wir hier sofort auf“, wird der Industrieelektroniker konkret. Anfang Mai traten die Raupenjäger ihren neuen Job an und sind seitdem Duo im Dauereinsatz. Kein Tag ohne Spinner, die der „Task Force“ immer wieder gleiche Verhaltensweisen aufzeigen.

„Um 9 Uhr beginnt die Prozession“, weiß Jakob Klassen mittlerweile – und lacht. „Von oben geht`s nach unten.“ Wie hier auf 1,50 Metern Länge. Über Mittag hält sich der Befall am Fuße des Stamms auf und wird zur Gefahr für die, die nur mal eben das Beinchen zur Reviermarkierung heben wollen. Autsch!

Am Nachmittag geht`s wieder rauf. „Zum Fressen“, lässt Markus Harbaum wissen. An welchem Baum der Schmacht am größten sei, das lasse sich schon an den Blättern ablesen.

Die städtischen Schädlingsbekämpfer verzichten auf den Einsatz von Bioziden. Mit ihrem Spezialsauger haben sie in den ersten drei Wochen nahezu jeden Befall von dem Bäumen gesogen. Und sollten ältere Nester aus dem Vorjahr noch hartnäckig am Stamm kleben, wird abgekratzt.

Markus Harbaum verrät, dass es ihm nach der ersten Schicht doch am ganzen Körper gejuckt habe. „Phantomjucken“, nennt es der 45-Jährige. Nicht mehr sei`s gewesen, weil alle Regeln beachtet würden. Jakob Klassen ist an diesem Donnerstagvormittag der Mann in Weiß für den Hubwagen. Mit Overall, Mundschutz und Brille ist er für den Naheinsatz nahtlos geschützt. Wissen, woher der Wind weht, sei gerade dann wichtig, wenn er etwas stärker sei, verrät er. Feine Härchen könnten dann durch die Luft schweben, die bei Hautkontakt allergische Reaktionen auslösen. Deshalb: Bestenfalls den Wind immer schön im Rücken haben.

Stadtsprecher Frank Merschhaus kann noch keinen besonderen Hotspot auf Ahlener Boden ausmachen. Es zeichne sich aber ab, dass die meisten Hinweise aus den Randbereichen kämen. „Um die zehn Meldungen haben wir täglich. Wobei Dubletten nicht auszuschließen sind.“ Alles würde registriert, kategorisiert und katalogisiert. Am Ende des Sommers werde sich zeigen, wo die Schwerpunkte gelegen hätten. Auffällig sei aber schon jetzt, dass die Meldungen mit Anfang Mai einen Monat früher eingegangen seien als im Vorjahr.

Einen Hinweis muss der Rathaussprecher noch loswerden: Die städtischen Raupenjäger stünden nicht für den Einsatz in privaten Gärten zur Verfügung. Dafür gebe es weiterhin private Schädlingsbekämpfer.

Quelle: „Ahlener Zeitung“ vom 29.05.2020, Ulrich Gösmann

Zurück