Ostergruß von Bürgermeister Dr. Alexander Berger

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Liebe Bürgerinnen und Bürger, wir stehen vor den Osterfeiertagen und fast unbemerkt befinden wir uns inmitten der Osterferien. Wir werden verwöhnt von bestem Frühlingswetter, es blüht und grünt, aber es ist eine Zeit, die uns unwirklich vorkommt.

Die erforderlichen Auflagen zur Eindämmung des Coronavirus, die wir alle zumeist in bewundernswerter Geduld umsetzen, verlangen ein komplettes Umdenken und Gestalten unseres lieb gewonnenen Alltages. Seit fast zwei Wochen haben wir gelernt, was so ein Wort wie Kontaktverbot für unser tägliches Leben bedeutet. Einschränkungen, die für uns in dieser Form bis dato unvorstellbar gewesen sind, treffen nicht nur lang gehegte und gepflegte Freundschaften, sondern schmerzhaft das Familienleben. Die lang geplante Feier zum runden Geburtstag, das wochenlange Vorbereiten auf die Kommunion oder Konfirmation, die Planungen für eine Traumhochzeit… alles umsonst? Es sind Feste, die wir natürlich möglichst im großen Kreis begehen möchten. Das ist derzeit nicht machbar. Viele haben Flexibilität bewiesen und – wenn möglich - ihre Feier verschoben. Das Kontaktverbot nimmt aber auch Einfluss auf das Abschiednehmen im Rahmen einer Beerdigung. Es ist schon schmerzhaft genug, einen geliebten Menschen zu verlieren, ihm dann aber im wirklich allerengsten Familienkreis die letzte Ehre zu erweisen, bringt uns emotional an unsere Grenzen. Traueranzeigen mit dem Zusatz „Aufgrund der derzeitigen Situation erfolgte die Beisetzung im kleinen Kreis“ gehen mir in diesen Tagen besonders nahe.

Osterferien, und wie oft habe ich in den letzten Tagen Sätze wie „Eigentlich wäre ich jetzt an der Nordsee“ oder so ähnlich gehört. Alle, die in diesen zwei Wochen Urlaub gebucht hatten, mussten diesen absagen. Da bekommt das lobenswerte Motto „Wir bleiben zuhause“ sicherlich auch einen etwas untröstlichen Anstrich. Untröstlicher ist aber bestimmt die Situation derjenigen, die in den Urlaubsorten auf uns gewartet haben, um in die Saison zu starten. Die wirtschaftlichen Folgen der Krise sind für sämtliche Märkte und Branchen – auch von renommierten Experten und Wirtschaftsweisen – nicht absehbar. Niemand weiß genau, ob die immensen Hilfs- und Konjunkturpakete der Regierung ausreichend sind. Wirtschaftsförderer, Banken, Kommunalverwaltung und auch ganz besonders die Mitarbeiter der Bundesagentur für Arbeit stemmen sich mit großem persönlichem Engagement gegen drohende Arbeitsplatzverluste und Insolvenzrisiken.

Trotzdem oder gerade wegen dieser solidarischen Anstrengungen erlebe ich aber auch viele Momente, die mich positiv bewegen. Was in den vergangenen Tagen in unserer Stadt innerhalb kürzester Zeit an ehrenamtlichem Engagement, Hilfsbereitschaft, sozialer Kreativität und Nächstenliebe entstanden ist und durch zahlreiche Hilfsinitiativen geleistet wird, freut mich sehr und macht mich wirklich stolz auf die Ahlenerinnen und Ahlener. Das Einkaufengehen für die ältere Dame nebenan, das Basteln kleiner Geschenke und das Malen von Bildern zum Osterfest für die Menschen in Senioren- und Pflegeheimen oder das Schreiben von Briefen… so richtig auf Papier und mit Umschlag wie wir es seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr getan haben. Das zeitgleiche Glockenläuten der Kirchen mit dem Gebetsruf aus der Moschee, das gemeinsame Musizieren und Singen von den heimischen Balkonen oder der DJ, der Musikwünsche aus dem Auto erfüllt, es passiert eine ganze Menge trotz oder gerade wegen aller vorgeschriebenen „Sozialen Distanz“. Und ich habe das Gefühl, jeden Tag kommt etwas wohltuend Neues dazu.

Es hat teilweise sogar den Anschein, als wenn uns das Kontaktverbot zumindest innerlich näher zusammenrücken lässt. Die Menschen, die geduldig mit Abstand in der Schlange vor dem Bäckerladen stehen, nutzen die Wartezeit für ein Gespräch auf Distanz oder ein Lächeln, Spazierende grüßen sich freundlich, Radelnde winken einem zu… so lange man gesund bleibt, ist alles zu bewältigen – trotz aller Einschränkungen.

Zum Glück halten sich auch die Zahlen der Infizierten in Ahlen sowie im gesamten Kreis Warendorf immer noch in überschaubaren Grenzen. Das ist sicherlich auch ein Verdienst von Ihnen. Dafür danke ich Ihnen herzlich und hoffe, dass wir auch in den nächsten Tagen eine moderate Fortschreibung oder gar Reduzierung der Erkrankungen vermelden können. Ob das schon der viel beschworene „Lichtstreif am Horizont“ ist, vermag ich nicht zu sagen. Wir müssen uns weiter in Disziplin üben, nicht ungeduldig werden und verfrüht nach Lockerungen der Einschränkungen verlangen. Natürlich möchten viele wissen, wie es nach den Osterferien weitergeht. Dürfen die Kinder wieder in die Schule? Wann werden die existenzbedrohenden Auflagen für unsere Gewerbetreibenden gelockert? Wann darf ich meinem Beruf wieder ausüben? Wann darf ich Opa wieder besuchen? Wann dürfen die Spielplätze wieder genutzt werden?

Ich weiß es einfach noch nicht und es wäre auch unverantwortlich und nicht ehrlich, Ihnen da jetzt einen verbindlichen Termin zu nennen. Umso wichtiger ist daher meine Bitte an Sie, auch weiterhin durchzuhalten und dabei zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Gemeinsam und doch auf Abstand bleibend werden wir nicht nachlassen und mit großer Solidarität, alles dafür tun, auch in dieser Krise für die Mitmenschen in Ahlen eine verlässliche Stadtgemeinschaft zu sein.

Ich wünsche Ihnen allen ein besonderes Osterfest. Es wird eines sein, das wir alle in dieser Form noch nicht erlebt haben und auch so schnell nicht vergessen werden.
Frohe Ostern - Bitte bleiben Sie gesund!

Ihr Bürgermeister
Dr. Alexander Berger

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