Rassismus im Alltag noch immer verbreitet
(Kommentare: 0)

„Wir möchten betonen, dass jeder Mensch unabhängig von seiner Herkunft gleichwertig ist und das Recht auf ein Leben frei von Diskriminierung hat“, sagte Ergül Aydemir, Vorsitzende des Integrationsrates. Zusammen mit dem städtischen Integrationsteam und dem Projekt „Demokratie leben“ richtete der Integrationsrat die Gedenkstunde im Rahmen der „Wochen gegen Rassismus“ aus. Rassismus sei noch immer ein ernst zu nehmendes Problem, so Aydemir, „sei es in der Gesellschaft, bei der Ausbildungs- und Arbeitssuche, auf dem Wohnungsmarkt und in vielen anderen Lebensbereichen.“ Rassistische Taten wie in Hanau oder Halle zeigten, dass der Kampf gegen Rassismus weitergeführt werden müsse, um in einer Gesellschaft zu leben, die Vielfalt lebt und wertschätzt. Die Integrationsratsvorsitzende forderte mehr Anerkennung und Förderung der Herkunftsidentität Zugewanderter. „Nur wenn wir die mitgebrachten Potenziale der Menschen mit internationaler Familiengeschichte respektieren, können wir eine inklusive Gesellschaft bilden, die von Respekt und Toleranz geprägt ist.“
Bürgermeister Dr. Alexander Berger erinnerte an die Brandstiftung von Solingen, bei der in der Nacht des 29. Mai 1993 vier Jugendliche Brandsätze in das Haus der Familie Genç warfen. Mevlüde Genç und ihr Mann Durmuş Genç verloren dabei zwei Töchter, zwei Enkelkinder und eine Nichte. 17 Familienmitglieder wurden bei der Tat mit rechtsextremem Hintergrund zum Teil sehr schwer verletzt und leiden noch heute an den Folgen. Dreißig Jahre nach dem Anschlag von Solingen sei es laut Berger nicht gelungen, „die Wurzel des Rassismus zu entreißen und ihre Quellen effektiv trockenzulegen.“ Immerhin werde heute nicht mehr akzeptiert, „plumpe Witze auf Kosten anderer Kulturen zu reißen.“ Die Sensibilität für Zusammenleben und Respekt habe zugenommen, auch weil staatliche und kommunale Institutionen ihr Engagement für ein Miteinander intensiviert haben, wie das Entstehen eines Integrationsrates und eines Integrationsteams in Ahlen zeigten. Das Stadtoberhaupt ermutigte, wachsam zu bleiben und immer zu hinterfragen, ob unser Sprechen und Handeln geeignet sein können, jemand anderes zu verletzen. „Empathischer sein und mehr darüber nachdenken, wie wir mit anderen umgehen, das ist meine Botschaft zu den Wochen des Rassismus.“
Begleitet worden ist die Veranstaltung von Schülerinnen und Schülern des Städtischen Gymnasiums, die sich um die Pflege der Gedenkbäume kümmern. Hannah Küppers mahnte als Sprecherin dazu, Vielfalt in den Köpfen zu verankern. Je mehr man sich mit den Unterschieden der Menschen und ihren kulturellen Hintergründen auseinandersetze, umso mehr würden sie als normal gelten und als selbstverständlich wahrgenommen. Das Wandbild durchläuft nun Stationen an Ahlener Schulen, bevor es der Integrationsrat im Juni im Rathaus der Stadt Ahlen öffentlich ausstellen wird.
Mitmachen als „Gesicht gegen Rassismus“
Im wörtlichen Sinne „Gesicht gegen Rassismus zeigen“ können die Menschen in Ahlen im Rahmen der Wochen gegen Rassismus. Stadt Ahlen, Arbeiterwohlfahrt, Caritas, InnoSozial sowie die Projekte „Südosteuropa“ und „Demokratie leben“ setzen ein gemeinsames Zeichen gegen Diskriminierung. In der Stadt präsentierte Plakate sollen aufrütteln und Denkanstöße geben. Das Integrationsteam der Stadt Ahlen sucht Darstellerinnen und Darsteller für die verschiedenen Plakatmotive.
Präsentiert werden die Plakate erstmals im Rahmen der interkulturellen Veranstaltung „Ahlen zeigt Flagge“ am 27. August. Anschließend werden sie mehrere Wochen in unterschiedlichen Formaten im Stadtbild zu sehen sein. „Unsere Kooperation zeigt, dass die sozialen Träger in Ahlen eine klare Haltung zum Thema Diskriminierung verbindet“, so Organisatorin Justine Dziaduch vom Projekt „Demokratie leben“. Dies betreffe etwa Rassismus, religiöse und Alltagsdiskriminierung. Wer an der Foto- und Plakataktion als Darstellerin oder Darsteller teilnehmen möchte, kann sich bis zum 14. April beim Integrationsteam der Stadt Ahlen anmelden. Kontakt: Tel. 02382 59567 (integrationsteam@stadt.ahlen.de)