"Runder Tisch" zu beabsichtigten Betriebsschließungen
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„Empörend“ findet Benedikt Ruhmöller die Informationspolitik der Firmen Haworth und Atika. Beide gaben in den letzten beiden Wochen bekannt, die Produktion am Standort Ahlen in absehbarer Zeit einstellen zu wollen. Die für das rechtlich gebotene Mitbestimmungsverfahren erforderlichen Unterlagen hätten die Betriebsräte jedoch noch nicht erhalten, kritisierte der Bürgermeister. Betroffen von dem beabsichtigten Produktionsstopp sind rund 340 Beschäftigte in der Metallindustrie.
Die Bevollmächtigte der IG Metall Oelde-Gütersloh, Beate Kautzmann, lud deswegen zu einem „Runden Tisch“ nach Ahlen. Neben den Betriebsratsvertretern beider Unternehmen nahmen der Bürgermeister sowie seine Beigeordneten Karin Rodeheger und Andreas Mentz, der Geschäftsführer der Arbeitsagentur Ahlen-Münster, Joachim Fahnemann, mit seiner Kreis-Beauftragten Martina Laufkötter und WFG-Geschäftsführer Jörg Stegemann teil, um sich auf einen gemeinsamen Sachstand zu bringen.
Alle Gesprächsteilnehmer waren höchst unzufrieden darüber, dass die Unternehmensleitungen noch immer keine tragfähigen Informationen über die Motive der Betriebsschließungen vorgelegt hätten. „Das Mindeste, was zu fordern ist, sind die wirtschaftlichen Gründe der Entscheidungen“, verlangte Ruhmöller erhebliche Nachbesserungen im Umgang mit den Beschäftigten. Die bisherigen Aussagen dürften nicht einfach so hingenommen werden. „Die Unternehmen sind jetzt dran, richtige Informationen vorzulegen, alles andere ist Willkür.“ Der ignorante Umgang mit der Betriebsverfassung könne in unserer Wirtschaftsordnung nicht gewollt sein.
Der Bürgermeister forderte, dass die in der Bevölkerung verwurzelten Standorte beider Unternehmen „nachhaltig und dauerhaft erhalten bleiben müssen.“ Die Geschäftsführer müssten sich jetzt mehr für die örtliche Situation interessieren, „da sind wir solidarisch mit der Gewerkschaft“.
Chancen auf den Erhalt der Produktionsstandorte sieht die IG Metall. „Wir glauben, dass für Haworth wie Atika Perspektiven bestehen“, sagte eine kämpferische Beate Kautzmann. Unterstützung sagten auch Joachim Fahnemann für die Arbeitsagentur und WFG-Geschäftsführer Jörg Stegemann zu. Sobald die geforderten Informationen vorliegen, werde er sich an die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landes wenden, stellte Stegemann in Aussicht.
Als besonderen Schlag ins Gesicht empfindet IGM-Bevöllmächtigte Kautzmann das Verhalten gegenüber den Atika-Mitarbeitern. Um die Folgen der weltweiten Finanzkrise für das Unternehmen abzufedern, habe die Mitarbeitervertretung unter schmerzhaften Zugeständnissen beschäftigungssichernde Maßnahmen unterstützt, wofür sie 2011 von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen den „Deutschen Betriebsrätepreis“ erhalten habe. „Das“, so Kautzmann verbittert, „ist nun der Dank dafür.“
Die Teilnehmer des „Runden Tisches“ verabredeten weitere Treffen, die je nach Situation stattfinden sollen.