Schimmel, Algen, Atemnot – Die Verbraucherzentrale klärt über Irrtümer beim baulichen Wärmeschutz auf

(Kommentare: 0)

„Dämmen ist teuer und schlecht fürs Gebäude“, so verunsichern derzeit Meldungen sanierungswillige Hausbesitzer. Die sind angesichts der steigenden Energiekostendiskussion ratlos, ob und welche Maßnahme sinnvoll ist.



„Dämmen ist teuer und schlecht fürs Gebäude“, so verunsichern derzeit Meldungen sanierungswillige Hausbesitzer. Die sind angesichts der steigenden Energiekostendiskussion ratlos, ob und welche Maßnahme sinnvoll ist.

„Diese Sorge ist unbegründet“, so Joachim Rölfing, Energieberater, der Verbraucherzentrale Ahlen. „Dämmen steigert den Wohnkomfort und spart Energie.“ Zur Entkräftung der größten Irrtümer bringt der Energieexperte handfeste Fakten vor:
Gedämmte Häuser schimmeln
Richtig ist: Nicht die Dämmung verursacht Schimmel, sondern Fehler bei der Ausführung oder falsches Heizen und Lüften. Wurden beispielsweise neue Fenster mit Mehrscheiben-Isolierglas eingebaut, muss die Art und Häufigkeit des Lüftens angepasst oder durch mechanische Anlagen unterstützt werden. Regelmäßiges Stoßlüften bei weit geöffnetem Fenster sorgt für den nötigen Luftaustausch und das Abführen von Luftfeuchtigkeit, die Schimmel verursachen kann.
Wände können nicht mehr atmen
Falsch, denn Wände können grundsätzlich nicht atmen. Der Luftaustausch erfolgt ausschließlich über das Lüften mithilfe von Fensteröffnung oder einer Lüftungsanlage. Die Aussage bezieht sich auf den Feuchtetransport durch Bauteile, der so genannten bauphysikalischen Wasserdampfdiffusion. Allerdings ist sie sehr gering und zudem abhängig von den Wandoberflächen und spielt bei der Verringerung der Luftfeuchtigkeit keine Rolle. Eine moderne, außen liegende Dämmung hält das Gebäude dagegen trocken und die Innenoberflächen warm.
Außenwände veralgen
Hier werden vor allem neue Dämmmethoden, die so genannten Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) als Verursacher an den Pranger gestellt. Richtig ist, dass die auf den WDVS angebrachte Putzschicht ein geringeres Wärmerückhaltevermögen hat und damit das Abtrocknen von Regen- und Kondenswasser verzögert. Grundsätzlich sind für den mikrobakteriellen Befall jedoch noch weitere Komponenten ausschlaggebend, wie die Bewitterung, die Nord-Süd-Lage, Nähe zu Wäldern und der fehlende Schutz durch vorspringende Bauteile (Fensterbank, Erker, Vordach).
Insgesamt ist das WDVS mit der einhergehenden höheren Kondensfeuchte auf der Außenwand höchstens im Zusammenwirken etwa mit entsprechender Bewitterung anfällig für eine Algenbildung. Idealerweise sollte daher bei Neubauten ein Witterungsschutz mit geplant werden.
Dämmung amortisiert sich nicht
Richtig ist: Dämmung lohnt sich immer, insbesondere bei einem schlechten Ausgangszustand, aber je nach Maßnahme dauert das seine Zeit. Nach Berechnungen des Ipeg-Instituts liegen die Amortisationszeiten bei der Dämmung der obersten Geschossdecke bei unter sechs Monaten, bei der Kerndämmung von zweischaligem Mauerwerk bei sieben und bei einem WDVS bei 18, manchmal aber auch bis zu 30 Jahren. Immerhin werden Häuser lange und über Jahrzehnte bewohnt. Der kontinuierliche Anstieg der Energiepreise sorgt dafür, dass die Einsparungen mit der Zeit lukrativer werden, und zwar zuverlässig und krisensicher.
Eine Wirtschaftlichkeitsberechnung sollte berücksichtigen, dass viele Sanierungsmaßnahmen beispielsweise aufgrund neuer Standards oder der Instandhaltung irgendwann ohnehin angegangen werden müssen. Dann ist die Anfangsinvestition für eine energieeffiziente Sanierung häufig gar nicht viel teurer.
Dämmung erhöht die Brandgefahr
Das hängt vom Dämmstoff und der korrekten Verarbeitung beim Einbau ab. Mineral- und Steinwolle sowie Perlite beispielsweise sind überhaupt nicht brennbar. Bei WDVS und deren Ausführung mit entzündlichen Polystyrolplatten muss etwa bei Mehrfamilienhäusern zwingend ein so genannter Brandriegel mit Mineralwolle als Brandschutz eingefügt werden. Werden Dämmmaßnahmen korrekt unter Beachtung aller Brandschutzbestimmungen durchgeführt, besteht keine erhöhte Feuergefahr.
Wer Fragen zum baulichen Wärmeschutz hat und den Energieverbrauch seines Hauses bewerten lassen möchte, kann sich an die Energieberatung der Verbraucherzentrale wenden. Ein halbstündiges Beratungsgespräch in der Beratungsstelle Ahlen, Westenmauer 10, 1. Etage im Rathaus, kostet nach Voranmeldung fünf Euro. Eine Vor-Ort-Beratung für 60 Euro kann unter 02382/80 68 40 oder 0180 1 11 5 999 (Festnetzpreis 3,9 Cent/Minute, Mobilfunkpreis max. 42 Cent/Minute)] oder im Internet unter www.vz-nrw.de/energieberatung vereinbart werden.

Zurück