St.-Franziskus-Hospital in gespannter Bereitschaft

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Bedrückend ist in Corona-Zeiten der Empfang im St.-Franziskus-Hospital. Im hellen Foyer kanalisieren Tische und mobile Wände die Besucherströme. Wobei von Strömen nicht mehr die Rede sein kann. „Wir beschränken den Zutritt radikal“, sagt Pressesprecherin Anne Hoffmann-Quittek.

Besuchende erhalten nur noch unter sehr eingeschränkten Voraussetzungen Zutritt zu Ahlens Krankenhaus. Von den gegenwärtigen Arbeitsbedingungen des pflegerischen und ärztlichen Personals verschaffte sich jetzt Bürgermeister Dr. Alexander Berger einen eigenen Eindruck. „Auch, um aus erster Hand zu erfahren, wie die Lage in den Krankenhäusern tatsächlich ist“, so Berger. Die Visite gab ihm ein gutes Gefühl. „Das Krankenhaus denkt voraus. Gut, dass wir es haben.“ Die Gemeinschaft stehe in der Schuld des Personals, das bei Tag und Nacht das Beste aus der Situation mache.   

Die gegenwärtige Situation in Ahlen unterscheidet sich nicht von der in anderen Kommunen. „Es ist zurzeit eine Phase der angespannten Bereitschaft“, formuliert Geschäftsführerin Anja Rapos die auf den Fluren herrschende Stimmung unter ihren Mitarbeitenden. Der „große Einschlag“, wie Ärztlicher Direktor Dr. Norbert-Wolfgang Müller sagt, sei noch nicht da. Es würden aber von Tag zu Tag mehr Fälle, die in einem Zusammenhang mit Covid-19-Erkrankungen stehen. Noch sei Gelegenheit, Überstunden abzubauen, weil die Belegung mit Patienten in Vorbereitung auf das, was kommen könnte, zurückgefahren worden sei. Problematisch seien die geringen Bestände an Schutzausrüstung, mit der sparsam umgegangen werden müsse. Gleichwohl: „Die Mitarbeitenden sollen das Gefühl haben, auch selbst geschützt zu sein.“

Gebangt verfolgt man im Ahlener Krankenhaus die weitere Entwicklung. „Was passiert, wenn die Vorhersagen eintreten?“ fragt Dr. Müller und spricht damit eine Sorge aus, die alle Beschäftigten der Klinik umtreibt. Die Teströhrchen seien jetzt schon rationiert, ab dem Sommer seien auch Engpässe bei bestimmten Medikamenten nicht mehr auszuschließen. Aktuell liege etwas Bedrohliches in der Luft. „Es ist wie vor einem Tsunami von dem man weiß, dass er kommt, ihn aber noch nicht sieht.“ Studenten, Hilfspersonen und pensionierte Kollegen böten sich an, um die Strukturen im Krankenhaus zu stützen. Müller nimmt das wahr als ein wichtiges Signal, welches auch die Solidarität in der Belegschaft stärkt.

Obwohl alle ahnten, was noch kommen wird, sei die Stimmung im Hause gut, stellt Pflegedirektor Werner Messink fest und spricht von einem „hohen Engagement, das selbstlos von allen Berufsgruppen getragen wird.“ Diese Überzeugung drohe indes von der Politik zerstört zu werden. Die Zusagen zur finanziellen Unterstützung der Krankenhäuser betrachtet das Direktorium des St. Franziskus-Hospitals mit Skepsis. Dr. Müller: „Wir bekommen doch nur zurück, was vorher gestrichen worden ist.“ Schon vor zwei Jahren sei bei der Influenza-Welle die Situation der Häuser eng gewesen. Entgegen damaliger Erwartungen sei aber kein Bewusstsein eingetreten für die krisenhafte Situation vieler Hospitäler, denen wirtschaftliche Reserven fehlten. Neben der Sorge um die Corona-Lage plagten die Krankenhäuser jetzt eine weitere Angst: „Wir fürchten das unveränderte politische Ziel, die Krankenhauslandschaft in den Monaten nach der Krise zu bereinigen.“

Anja Rapos zeigt sich besorgt angesichts der Perspektiven. Die aktuellen Schutzschirmregelungen sind in Teilen fast noch bürokratischer als ohnehin schon, mit oft ungewissem Ausgang: In einigen Monaten nachweisen zu müssen, welche Behandlungen wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden konnten, sei ein Ding der Unmöglichkeit. Hilfreich wären jetzt pauschale Regelungen und Zuschüsse, um die Liquidität zu sichern. „Für manche Maßnahmen wurde Anfang Mai als Starttermin vorgesehen, das könnte für einige Häuser schon zu spät sein.“

Doch so bedrückend auch die wirtschaftlichen Aussichten sind, so erfreulich sei die Hilfe, die von vielen Seiten komme. Niedergelassene Ärzte behandelten ihre Patienten wann immer medizinisch vertretbar, ohne das Krankenhaus in Anspruch zu nehmen. „Damit helfen sie uns sehr, besser als vorgestellt“, so Müller. Auch die Kommunikation mi dem Gesundheitsamt und der Stadtverwaltung sei gut. Dr. Frank Klammer befürchtet sogar, dass Menschen aus Rücksicht auf die angespannte Situation im Krankenhaus „erst dann zu uns kommen, wenn sie schon den Kopf unterm Arm haben.“ Das sei nicht sinnvoll und auch vollkommen unnötig. Natürlich stehe das Krankenhaus für die Notfallversorgung weiterhin umfänglich zur Verfügung.

Eine ganz große Hilfe zur Schonung von Ressourcen des Krankenhaus sei es laut Dr. Müller, wenn die Menschen das verordnete Kontaktverbot und alle empfohlenen Hygienemaßnahmen peinlich genau befolgten: „Hände waschen, Abstand halten, Nies- und Hustenetikette einhalten, damit wird viel erreicht.“

www.sfh-ahlen.de

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