Stadt ist fairer Partner der Landwirte
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„Eine gute und wichtige Aktion“, begrüßte Bürgermeister Dr. Alexander Berger die Öffentlichkeitsoffensive, als er jetzt mit einigen Mitarbeitern auf dem Dolberger Hof Steinhoff zum traditionellen „Bauernfrühstück“ mit den Ahlener Ortsverbandsvorsitzenden sowie dem Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, Dr. Matthias Quas, zusammentraf.
Die Vorbehalte, mit denen Landwirte konfrontiert würden, hätten in aller Regel nichts mit der Realität zu tun, ist Berger überzeugt. „Leider ist schleichend das Verständnis für die existenzielle Bedeutung der Landwirtschaft verloren gegangen.“ Dagegen helfe nur eine unbedingte „Willkommenskultur“, zu der die Agrarbetriebe in Ahlen ihre Bereitschaft zeigten.
Begleitet von Stadtbaurat Andreas Mentz, WFG-Geschäftsführer Jörg Hakenesch, sowie Strukturförderer Lutz Henke und den beiden leitenden Mitarbeitern der Umweltbetriebe, Bernd Döding und Robert Reminghorst, tauschte sich der Verwaltungschef mit den Landwirten über Themen aus, die den Menschen in den Außenbereichen unter den Nägeln brennen. Ein „rotes Tuch“ ist auf zahlreichen Höfen das noch immer häufig verzerrte Bild, welches in der städtischen Gesellschaft von der Landwirtschaft gezeichnet wird. Wörtlich sollen die Besucherinnen und Besucher das Motto des Aktionstages nehmen und sich nicht davor scheuen, auch unbequeme Fragen zu stellen. „Wir wollen zeigen, dass wir vernünftig mit der Umwelt und den Tieren umgehen“, begründet Ralf Storkamp den Schritt an die Öffentlichkeit. Nur im offenen und aufrichtigen Dialog könnten die teils irrwitzigen Vorstellungen über Landwirte ausgeräumt und aufgeklärt werden, die in manchen Köpfen herrschten.
WFG-Geschäftsführer Jörg Hakenesch nahm die Zusage der Runde mit, dass die Ahlener Landwirtschaft auf der kommenden „Neuen Ahlener Woche“ 2019 ihre Premiere geben will. Der Gemeinschaftsstand werde einen hohen Erlebniswert versprechen, freut sich auch Bürgermeister Berger auf ein „gänzlich neues Segment auf der Messe, ohne dass die Ahlener Wirtschaft nicht vollständig ist.“ Großen Raum nahmen in der jährlichen Generalbesprechung zwischen Stadtverwaltung und Landwirtschaft die Wirtschaftswege ein. Das letzte Jahr haben die Landwirte genutzt, um der Stadt ihre Vorstellungen vorzulegen, welche Wirtschaftswege von hoher und welche von weniger hoher Bedeutung sind. Zu einem vernünftigen und objektiven Ergebnis werde man gelangen, wenn alle Daten ausgewertet sind, so Robert Reminghorst. Auf Zustimmung stieß die konsequente Marschroute der Stadt, weniger Wirtschaftswege vorzuhalten. Die vorhandenen sollen dafür umso gründlicher gepflegt und unterhalten werden.
Keinen neuen Sachstand gibt es laut Stadtbaurat Andreas Mentz beim Thema „B 58n“. Wie schon beim letzten Bauernfrühstück läge auch ein Jahr später kein „konkreter Planungsgegenstand“ vor. Straßenbau werde nach den Worten von Ralf Storkamp aus Reihen der Landwirte nicht pauschal abgelehnt. „Wichtig ist aber, dass er auf aktuellen und belastbaren Planungsgrundlagen erfolgt“, lautet seine Forderung. Nur dann könne wirklich entschieden werden, ob ein Vorhaben sinnvoll ist. Kritisch sieht Gastgeber Hubert Steinhoff zudem die mit dem Straßenbau verbunden Ausgleichsmaßnahmen, denen wertvolle landwirtschaftliche Flächen geopfert würden.
Dr. Matthias Quas machte darauf aufmerksam, dass es häufig die Landwirte seien, die den wirtschaftlichen Nachteil von Straßenneubauvorhaben zu tragen haben. Es seien keine Einzelfälle, in denen Betroffenen der reale Wertersatz erst nach aufreibenden Verhandlungen gewährt worden sei. Stadtbaurat Andreas Mentz versicherte, dass sich die Stadt Ahlen im Rahmen ihrer Bodenvorratspolitik als „fairer Partner der Landwirte“ erweisen wird. Jedes Grundstück, das die Stadt im Zuge der Gewerbeflächenerweiterung erwirbt, werde gutachterlich ermittelt. Der Handlungsdruck werde von einem Flächenengpass bestimmt, der dringend aufgelöst werden müsse, so Mentz. Erfreulicherweise gebe es in Ahlen Unternehmen, die an ihre Kapazitätsgrenzen gekommen seien und Ausschau halten nach einem zweiten Standort.
Als ein „Zeichen der Anerkennung für den Außenbereich“, das gar nicht selbstverständlich sei, bezeichnete Quas die günstigen Perspektiven für den Breitbandausbau in den Außenbereichen: „Ich bin total glücklich, dass die Initiative des Kreises im Außenbereich denselben Standard schaffen wird, der im Innenbereich verfügbar ist.“ Sämtliche noch unterversorgte Bereiche im Kreisgebiet sollen innerhalb von drei Jahren mit einem Breitbandzugang mit mindestens 50 MBit/s versorgt werden. „Die Stadt Ahlen wird diese Verbesserung mit einem erheblichen Eigenanteil unterstützen“, machte Bürgermeister Berger deutlich, welche Bedeutung für Politik und Verwaltung eine gute Infrastruktur im ländlichen Stadtgebiet hat.