Trauer um Burkhard Leismann

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Mit großer Trauer reagiert die Stadt Ahlen auf den Tod von Burkhard Leismann. Der langjährige künstlerische Leiter des Kunstmuseums Ahlen hatte wesentlichen Anteil daran, dass Ahlen in den zurückliegenden Jahrzehnten zu einem national bedeutenden Museumsstandort geworden ist. Erst im August des letzten Jahres ist Burkhard Leismann als künstlerischer Leiter in Ahlen verabschiedet worden.

Bürgermeister Dr. Alexander Berger würdigte ihn aus diesem Anlass als jemanden, der dem Kunstmuseum ein Gesicht gegeben und die Reputation des Hauses durch Kooperationen mit anderen Museen und Ausstellungshäusern gemehrt habe. 

Wir drucken die Verabschiedungsrede vom 21. August 2021 ab: 

Sehr geehrter Herr Leismann,
sehr geehrte Frau Dr. Padberg,
sehr geehrter Herr Wiesehöfer und Frau,
sehr geehrte Damen und Herren,

normalerweise sind es Ausstellungen und ihre Eröffnungen, die mich ins Kunstmuseum führen. Das Kunstmuseum erfreut sich überregional eines guten Rufes, und das seit vielen Jahren. Mit Ausstellungen wie der Präsentation zur Eröffnung „Das Bauhaus“, über Marc Chagall, Intimacy zur Geschichte der Kultur des Badens, zur „Kunst der Weltausstellungen“ oder mit dem englischen Lichtkünstler Adam Barker-Mill, dem wir diesen wunderbaren Colour Cube als dauerhafte Außeninstallation verdanken, um eine der jüngsten Ausstellungen zu nennen.

All diese Ausstellungen sind mit Ihrem Namen verbunden, lieber Herr Leismann. Sie haben dem Museum das Gesicht gegeben. Es war ein Glücksfall, dass der Stifter dieses Hauses, Theodor F. Leifeld, Sie seinerzeit gefragt hat, die künstlerische Leitung zu übernehmen. Damals, im Jahr 1993, waren Sie noch für den Kunstverein Ahlen tätig, den sie nach dessen Gründung 1988 als erster künstlerischer Leiter ebenfalls wesentlich mitgeprägt haben. In den sicher schwierigen Anfangsjahren hatte der Kunstverein sogar die Leitung des Museums inne, ehe sie 1996 in die Trägerschaft einer gemeinnützigen GmbH wechselte. Die Verdienste der Theodor F. Leifeld-Stiftung und der gGmbH als operativen Partner bleiben einer eigenen Würdigung vorbehalten. 

In den Jahren zwischen 1993 und 2018 hat sich das Kunstmuseum Ahlen in der Region und darüber hinaus mit seinen Ausstellungen einen guten Ruf erarbeitet. Das ist ganz wesentlich Ihr Verdienst, lieber Herr Leismann, indem Sie Ihr umfangreiches Netzwerk in die kuratorische Arbeit eingebracht haben. Sie haben uns als Publikum mit Namen von Künstlerinnen und Künstlern und ihrem Werk konfrontiert, die den meisten bis dato unbekannt waren. 

Zugleich haben Sie es verstanden, befreundete Kolleginnen und Kollegen, Leihgeber, Sammler, Galeristinnen und Kuratorinnen einzubinden. Ich nenne nur beispielhaft Prof. Hermann-Josef Bunte aus Bielefeld und Carl-Jürgen Schroth aus Soest, die mit Werken aus ihren Sammlungen das Ausstellungsleben des Kunstmuseums mitgeprägt und bereichert haben. Ähnliches könnte ich über Kuratoren sagen, von denen ich auch nur Dr. Thomas Schriefers und Frau Dr. Martina Padberg, die heutige künstlerische Leiterin, herausgreifen will. Frau Dr. Padberg war dem Haus bereits seit längerer Zeit als Kuratorin eng verbunden.

Sie haben die Reputation des Hauses auch durch Kooperationen mit anderen Museen und Ausstellungshäusern gemehrt. Ich erinnere nur an die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Museum Marta in Herford bei dem Ausstellungszyklus Collagenwelten, mit dem Picasso-Museum Münster oder Museum Abtei Liesborn. 

Dieses Wirken führt mich auch zu dem nachhaltigen Wirken des Kunstmuseums in Ahlen und der Region. Die Ausstellungen zum 100. Geburtstag von Fritz Winter und mit dem Werk von Willi Sandforth wurden gemeinsam mit dem Fritz-Winter-Haus realisiert. Bei der Würdigung Winters waren des Weiteren noch das Gustav-Lübcke-Museum in Hamm und das Museum Schloss Cappenberg beteiligt. 

Nicht unerwähnt möchte in diesem Kontext auch die enge Einbindung des Kunstmuseums in die Kulturregion Hellweg lassen. Mit dem Schwerpunkt der Lichtkunst, den Sie von Beginn an neben der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts sowie der Kunst nach 1945 bis heute verfolgen, ist das Haus ein wichtiger Partner in der Lichtkunstregion Hellweg. 

Diese Vernetzung mit den lokalen und regionalen Kultureinrichtungen und Akteuren unterstreicht die Bedeutung des Kunstmuseums als kultureller Anker. Ich fasse das mal so zusammen: Das Kunstmuseum ist aus dieser Stadt nicht mehr wegzudenken. Und daran haben Sie, lieber Herr Leismann, zusammen mit dem Team des Hauses, das ich an dieser Stelle auch gern erwähne und dem ich danke, wesentlichen Anteil.

Über die bildende Kunst hinaus haben Sie in ihrer Zeit als Direktor das Kunstmuseum auch für andere Kunstgattungen geöffnet, sei es für Musik, Literatur oder Tanz. Regelmäßig zu Gast ist bei Ihnen die Kulturgesellschaft, der Celloherbst, die Musikhochschule Münster. 

Nicht vergessen werden sollte die pädagogische Arbeit, die das Kunstmuseum mit der eigenen Malschule seit vielen Jahre leistet und die Aufgabe als Bildungspartner der Fritz-Winter-Gesamtschule mit ihrer Kunstklasse und den anderen Schulen in Ahlen wahrnimmt. 

Es würde meine Redezeit sprengen, alle Facetten ihres Wirkens als Direktor – diesen Titel hat Ihnen noch Theodor F. Leifeld verliehen – aus Anlass ihrer Verabschiedung angemessen zu würdigen. Ich müsste noch mehr auf die die inzwischen mehr 2000 Kunstwerke umfassende eigene Sammlung eingehen, die in ihrer Ägide entstanden ist. Sehen Sie mir nach, wenn ich hier nicht jeden Aspekt ihres Wirkens beleuchten kann.

Von Pablo Picasso stammt das schöne Zitat „Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele“. Lieber Herr Leismann, Sie haben uns die Augen für die facettenreichen Seiten der Kunst geöffnet, damit wir uns vom Staub des Alltags befreien konnten.

Bleiben Sie uns gewogen und Ahlen erhalten.

Glück auf! 

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